Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuer der Nacht

Feuer der Nacht

Titel: Feuer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
Vom Netzwerk:
löste, um die Tür zu öffnen.
    »Gretchen Gibson?«
    »Ja«, sagte sie misstrauisch. »Kann ich Ihnen behilflich sein?«
    »Ich bin Detective Eric Wilder. Darf ich hereinkommen?«
    »Ja. Ja, selbstverständlich.« Sie trat beiseite, machte die Tür weiter auf. Er trat ein, und sie schloss hinter ihm resolut die Tür wieder ab. »Es geht um Carrie Edwards, oder?«
    »Ich würde Ihnen gern ein paar Fragen stellen, Ms. Gibson, wenn Sie nichts dagegen haben«, erwiderte er, um einen lockeren, zurückhaltenden Ton bemüht. Ein Großteil der Aufgabe eines Detectives bestand darin, Leute zum Reden zu bringen, und die Erfolgsaussichten standen besser, wenn sie sich in seiner Gesellschaft wohlfühlten. Er war rund dreißig Zentimeter größer als Gretchen Gibson, sie könnte sich also eingeschüchtert fühlen. An seiner Körpergröße vermochte er nichts zu ändern, aber er konnte sich sehr wohl bewusst darum bemühen, dass sie ihn sympathisch fand.
    »Ich habe in der Zeitung gelesen, dass sie gestern Nachmittag ermordet wurde«, sagte sie. »Nun, außerdem haben mich gestern Abend noch ein paar Freunde angerufen, um es mir mitzuteilen.« Sie seufzte, straffte dann die Schultern. »Vermutlich wissen Sie ja von dem Streit, den wir hatten.«
    »Sie war wohl eine schwierige Kundin.«
    Ihr Gesicht lief rot an. »Schwierig? Dann könnte man auch sagen, dass Charles Manson ein bisschen neben sich steht. Sie war ein gemeines, hinterhältiges Luder – genau das!«
    »Erzählen Sie mir, was passiert ist«, forderte Eric sie auf.
    Gretchen Gibson kniff die Lippen zusammen. »Ich habe hinten eine Kanne frischen Kaffee. Möchten Sie welchen? Gehen wir in mein Büro und setzen wir uns, dann erzähle ich Ihnen, wie sich der Umgang mit Carrie Edwards gestaltet hat.«
    Eric verließ eine halbe Stunde später das Geschäft mit ein paar Seiten Notizen. Eine weitere potentielle Verdächtige wurde von der Liste gestrichen. Carrie Edwards war noch am Leben gewesen, als die Schneiderin den Empfangssaal verlassen hatte; sie hatte bereits bei einer neuen Kundin Maß genommen und hatte das Hochzeitskleid besprochen, als Carrie getötet worden war.
    Gretchen Gibson hatte ihm die Ohren vollgequatscht. Nach dem, was sie gesagt hatte, war die Liste von Leuten, die Carrie Edwards gern umgebracht hätten, offensichtlich erheblich länger als die der Leute, die es nicht hätten tun wollen. Die erste Brautjungfer hatte sich sogar nach einer lautstarken Auseinandersetzung mit Carrie von der Hochzeitsgesellschaft verabschiedet.
    Bei den meisten Opfern gab es ein oder zwei Menschen, die dieser Person Schaden zufügen wollten. Bei Carrie Edwards ließ sich ein ganzes Fußballstadion mit solchen Leuten füllen.

16
    Auf dem Weg ins Polizeipräsidium machte Eric einen Abstecher zu McDonald’s, um sich am Drive-In noch eine Tasse Kaffee mitzunehmen. Der Kaffee, den Mrs. Gibson ihm angeboten hatte, war ganz normal gewesen, nicht irgendwie aromatisiert, aber so schwach, dass man den Boden der Tasse sehen konnte. Er brauchte Koffein. Der Kaffee im Mickey D. war gut, aber einem Kramladen wollte er lieber nicht noch einmal einen Besuch abstatten. Mit einem Drive-In war er bestimmt auf der sicheren Seite, oder?
    Die Kassiererin, ein schlaksiges junges Mädchen, das es wohl auf über eins achtzig brachte, schob das Verkaufsfenster hoch. »Mit Milch und Zucker?«, fragte sie, dann rollte sie zweimal mit den sowieso schon hervorquellenden Augen in Richtung Tresen, bevor ihre Lippen Rufen Sie die Polizei formten.
    »Nein, schwarz«, erwiderte er, wobei er das Lokal innen kurz in Augenschein nahm. Alle hinter dem Tresen standen stocksteif da, anstatt herumzuflitzen und die Bestellungen abzuwickeln, wie dies normalerweise der Fall war. Er konnte von den Kunden viele nicht sehen, aber die er im Blickfeld hatte, standen auch alle da wie angenagelt.
    Ach du heilige Scheiße. Nicht schon wieder. Das durfte ja wohl nicht wahr sein!
    »Scheiße im Kanonenrohr«, murmelte er und bezwang seinen Impuls, den Kopf ans Lenkrad zu schlagen. Er wollte doch bloß eine Tasse Kaffee, aber irgendein Blödmann war hier offensichtlich gerade dabei, das Lokal auszurauben. Was stimmte nicht mit dem Universum, wenn er sich nicht einmal einen Kaffee kaufen und ihn in Ruhe trinken konnte? Was sollte das alles?
    Er konnte den Räuber nicht sehen, konnte sich aber gut vorstellen, wo sich der Blödmann gerade befand; er musste ziemlich nah an der Seitentür stehen, die jeden Moment direkt vor Erics

Weitere Kostenlose Bücher