Feuer der Rache
Besäufnis lockermachten."
Sabine kaute auf ihrer Unterlippe. „Und sonst fällt dir nichts ein? Etwas Außergewöhnliches? Gab es vielleicht einen unerklärlichen Unfall oder so etwas?"
Ulf schüttelte den Kopf und nippte wieder an seinem Kaffee. „Zu viel Vanille, was meinst du?"
Die Kommissarin musterte ihn scharf. Er mied ihren Blick und starrte angestrengt in seinen Becher.
„Ulf? Warum nur bin ich mir sicher, dass mich das, was du gerade denkst, interessieren könnte? Und ich spreche jetzt nicht von deinen Kaffeekreationen!"
Er wand sich. „Das war nur so ein Gedanke, keine Tatsache."
„Ich nehme auch Gedanken!"
„Ja, also, es geht jetzt nur um Eike und Sven. Auf einer dieser Partys war ich zufällig auch eingeladen -keine Ahnung, warum. Es war schon recht spät, und alle waren ziemlich blau, da bin ich in ein Zimmer gestolpert, in dem Eike, Sven und ein Mädchen waren. Sie war, glaube ich, eine Klasse unter den Jungs. Jedenfalls war sie sehr hübsch. Eine von den mächtig begehrten Mädchen!"
„Und?"
„Nun ja, sie drückte deutlich ihr Missfallen an dem aus, was die beiden von ihr wollten, aber sie waren wohl zu betrunken, um das zu bemerken. Als ich reinkam, drehten sie sich zur Tür um -das Mädchen riss sich los, schlug beiden ins Gesicht und rauschte hinaus."
„Und dann?"
Ulf hob die Schultern. „Nichts dann. Die beiden sahen mich ziemlich wütend an, und ich suchte lieber das Weite. Ich war nie der mutige Kämpfer, musst du wissen." Ulf wechselte das Thema.
„Und bist du noch immer an deinem Privatfall dran -die junge Frau, die sie in der Elbe gefunden haben?"
„Ja. Offiziell ist der Fall abgeschlossen, und auch die Familie will, dass ich die Finger davonlasse, aber ich muss wissen, was sie in den Tod getrieben hat. Es lässt mir keine Ruhe." Sie seufzte. „Bin ich zu fanatisch?"
Ulf schüttelte den Kopf. „Ich verstehe das. Wenn ein Jagdhund die Spur des Wildes mal in der Nase hat, kann man ihn auch nicht auf halbem Weg nach Hause schicken. Das soll keine Beleidigung sein, verehrte Schwägerin. Nein, ich denke, diese Eigenschaft ist es, die dich zu einer guten Kripobeamtin macht."
„Deren Ast, auf dem sie sitzt, schon beinahe durchgesägt ist", seufzte sie. „Wer weiß, ob ich jemals wieder offiziell an einem Fall arbeiten darf."
„Nur nicht so pessimistisch, liebe Sabine, das passt nicht zu meiner Vorstellung von der taffen Kommissarin, die mit der Waffe im Anschlag im letzten Moment den fliehenden Mörder stellt. Ich wette, auch dieses Mal wirst du deinem verblüfften Chefin letzter Minute die Lösung des Falles präsentieren."
„Du siehst zu viele schlechte Krimis im Fernsehen", widersprach Sabine, aber sie lächelte. Ja, sie wollte die Mordfälle der drei Blankeneser Männer lösen, und sie wollte Licht in die Umstände von Iris Stoevers Tod bringen. Für einen Moment huschte ein Gedanke durch Sabines Kopf. Das Geheimnis der fünf Männer, das in der Vergangenheit zu liegen schien, und die unerklärlichen Veränderungen von vier Mädchen, die zehn Jahre zurücklagen. Konnte es sein, dass sie nur nach einer einzigen Lösung suchen musste? Konnte es sein, dass es zwischen ihnen mehr Verbindungen gab als ein altes Foto während der gemeinsamen Schulzeit?
Für einige Momente verfolgte Sabine diesen abenteuerlichen Gedanken, dann schüttelte sie den Kopf. Zumindest mit den Morden konnten die jungen Frauen nichts zu tun haben. Alle drei Männer waren an einem Freitag vor Mitternacht gestorben, und an diesen Abenden hatten die Frauen im Haus von Irene Jacobson Skat gespielt. Das hatte die alte Frau bestätigt.
Maike stand am Fenster und sah in die mondhelle Nacht hinaus. Irgendwo schrie eine Eule. Es war spät, doch sie hatte sich nicht ausgezogen und würde sich auch nicht auf ihr Bett legen. Wozu? Sie würde in dieser Nacht sowieso nicht schlafen können. Und wenn, dann kämen heute ganz sicher die Albträume zurück. Der Alb, der schwarze Dämon, der sich auf die Brust setzt und einem die Luft abschnürt. Nur noch wenige Menschen kannten heutzutage die Bedeutung des Wortes, das so treffend beschrieb, was sie so oft schon durchlitten hatte. Als ob es nicht genug wäre, diese Qual in Wirklichkeit erduldet zu haben! Es kam immer und immer wieder, seit einem Jahrzehnt, nicht nur wie heute an dem Jahrestag.
„Jahrestag", sagte sie leise. Früher bezeichnete das Wort für sie einen Grund zum Feiern. Geburts-und Namenstage waren solche fröhlichen, jährlich
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