Feuer der Rache
Tier, aber niemand achtet auf sie. Die Jungen sind zu sehr damit beschäftigt, zu johlen und sich gegenseitig anzufeuern.
Sie weiß nicht, wie viel Zeit vergangen ist. Vielleicht Stunden oder Tage? Es fühlt sich an, als wäre sie sehr lange weg gewesen und nun eine andere geworden. Die Jungen lümmeln drüben in der Ledersitzecke und, gucken irgendeinen Film an. Es wird ziemlich viel geschossen und geprügelt. Blut fließt. Maike entdeckt ihre Unterhose über einer hohen Blumenvase. Sie krabbelt auf allen vieren in die Ecke und zieht sie an. Dann schlüpft sie in ihre Jeans. Um aufzustehen, muss sie sich am Tisch festhalten und sich hochziehen. Es tut so weh. Es brennt zwischen ihren Beinen, und immer wieder fährt ein schmerzhafter Stich durch den ganzen Leib. Sie stöhnt leise und beißt sich auf die Lippe, damit es keiner hört.
„Deine Kleine will anscheinend gehen", sagt Alexander. Die Jungen sehen zu ihr herüber. Maike weicht an die Wand zurück.
Langsam steht Eike auf und kommt auf sie zu. Sie würde gern noch weiter zurückweichen, aber da steht eine gläserne Vitrine mit Geschirr. Eike fasst sie ans Kinn, beugt sich herab und küsst sie auf den Mund.
„Wir sehen uns dann in der Schule. Morgen sind meine Eltern da, da ist es bei uns schlecht, aber du kannst Samstag wiederkommen." Er grinst.
Maike sieht ihn fassungslos an. Sie hat das Gefühl, sie müsse sich gleich übergeben. „Ich will dich nicht wiedersehen", stößt sie hervor. „Du bist nicht mehr mein Freund!"
Eike lacht laut, mit offenem Mund und in den Nacken gelegtem Kopf. Die anderen stimmen ein. Er sieht ekelhaft aus, wie er so vor ihr steht. Wie hatte sie ihn jemals anziehend finden können?
Plötzlich hört er auf zu lachen und sieht sie mit zusammengekniffenen Augen an. Seine Hände schließen sich schmerzhaft um ihre Handgelenke.
„Jetzt hör mir mal gut zu, meine Kleine. Du bist meine Freundin! Du bist die Schönste der Schule, und du gehörst mir, solange ich das will, klar?"
Maike schüttelt den Kopf. „Nein, ich will dich nicht mehr!" Er drückt noch stärker zu, dass es ihr die Tränen in die Augen treibt.
„Ich habe mich wohl noch nicht klar genug ausgedrückt. "Es ist ganz still im Wohnzimmer. Jemand hat den Ton des Films abgestellt. Nur noch Eikes drohende Stimme ist zu hören.
„Du kannst es dir überlegen. Entweder du hältst den Mund und machst, was ich dir sage, oder wir fangen uns deine liebe Schwester und machen mit ihr auch so eine schöne Feier. Wer weiß, vielleicht drückt dann ja einer zu fest an ihrem Hals und sie wacht danach nie wieder auf? Na, was sagst du? Kommst du am Samstag?"
Nun rinnen ihr die Tränen über die Wangen, aber sie nickt. Endlich lässt Eike sie los und gesellt sich wieder zu seinen Freunden. Der Film läuft weiter. Die Jungen kümmern sich nicht mehr um sie. Maike verlässt das Haus.
Wochen und Monate vergehen. Maike geht mit dem jungen Canderhorst. Sie macht das nur für Iris. Damit ihr nichts passiert. Sie spricht mit niemandem darüber. Wer könnte ihr schon helfen? Mama würde sie eher umbringen, als diese Schande ertragen. Predigt sie nicht ständig, dass nur tugendhafte Mädchen etwas wert sind? Schlampen und Huren haben ihr Unglück verdient!
Maike beginnt zu essen. Während sie Schokolade in sich reinstopft, Chips oder Eis, können ihre Gedanken sie nicht quälen. Für ein paar Minuten entkommt sie ihrer Hölle. Man kann zusehen, wie sich das Fett um ihre Taille legt, die Hüfte und die Beine. Sie merkt, wie die begehrlichen Blicke weniger werden. Maike schneidet sich die Haare ab und färbt sie rot. Dann kommt der Tag, an dem Eike den Arm um ein anderes Mädchen legt.
„Verschwinde", sagt er zu Maike. „Du bist ekelhaft. Mir wird schlecht, wenn ich dich nur sehe!"
Der Donnerstag neigte sich seinem Ende zu. Sabine saß bei Rosa Mascheck am Küchentisch, den Kopf in beide Hände gelegt, und starrte vor sich hin. Auch Frau Mascheck schwieg. Nur die Nadeln ihres Strickzeugs klapperten leise. Sie strickte für Julia Socken -gelb mit dunkelblauen Schmetterlingen an den Seiten.
„Für wen soll ich denn sonst stricken?", hatte die alte Dame protestiert, als Sabine meinte, das könne sie nicht annehmen. „Ich habe genug Socken für zwei Leben in meinem Schrank. Soll ich etwa für meinen Neffen Peter stricken?"
Die Vorstellung, sie würde dem Vampir selbst gestrickte Socken seiner vermeintlichen Tante überreichen, amüsierte sie für einen Augenblick, dann jedoch
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