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Feuer der Rache

Titel: Feuer der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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Maike. Sie war ganz gekränkt und kam dann noch zweimal runter, um nach mir zu sehen. Sie hat mir sogar eine Wärmflasche gerichtet."
    Es war reine Routine, dass die Kommissarin noch nach dem 30. April fragte.
    Die alte Frau nickte. „Das war die Nacht zum ersten Mai, ja, ich erinnere mich. Draußen zogen irgendwelche Kinder durch die Straßen, die allerlei Blödsinn anrichteten. Ich rief nach den dreien, sie sollten draußen nach dem Rechten sehen. Ich wollte am nächsten Tag nicht wieder einen beschmierten Briefkasten oder zertrümmerte Blumentöpfe vorfinden."
    „Und?"
    „Aletta ist raus und hat mit den Kindern geschimpft.
    Zweimal musste sie sie verjagen. Ich glaube, das erste Mal war während des Heute-Journals, das zweite Mal dann später. Ich wollte gerade ins Bett. So gegen viertel vor elf? Ich erinnere mich, die Mädchen haben an diesem Abend früher Schluss gemacht. Aletta trug ein wunderschönes, langes Kleid und hatte Blumen im Haar. Ich glaube, sie ist zu einer ihrer Hexenfeiern gefahren."
    Sabine reichte der alten Frau die Hand und verabschiedete sich. Sie lauschte in sich hinein. Fühlte sie sich nun erleichtert?
     
    Aletta ging im dunklen Garten auf und ab und rauchte eine Zigarette nach der anderen. Eigentlich war die Entscheidung längst gefallen. Dennoch tat sie so, als würde sie noch überlegen, als gäbe es einen anderen Ausweg. Oder wartete sie auf etwas? Auf jemanden, der sie aus dieser Finsternis befreien konnte? So wie damals. Für einen Augenblick schien er ihr ein Engel zu sein oder einer der guten Geister der Erde, obwohl sie schon lange wusste, dass er das Böse in sich trug.
    Was war gut, und was war böse? Was richtig und falsch?
    Aletta blieb stehen, um sich die fünfte Zigarette anzuzünden. Das Flämmchen an der Spitze des Feuerzeugs brannte, aber sie hielt es nicht an die Zigarettenspitze. Sie starrte nur in die Flamme, die nun unruhig zitterte und dann erlosch. Aletta wusste, dass er gekommen war. Dass er hinter ihr stand, zum Greifen nah. Langsam drehte sie sich um. Er verneigte sich und grüßte höflich, dann griff er nach der kalten Zigarette und nahm sie ihr aus dem Mund.
    „Ich mag dieses Laster bei Frauen nicht", sagte er und warf sie in einen Busch.
    Aletta fragte sich, warum sie sich das gefallen ließ, dennoch protestierte sie nicht.
    „Es scheint fast so, als hättest du auf mich gewartet", fuhr er mit dieser betörenden Stimme fort, die sie aus manchem Albtraum gerettet hatte.
    „Vielleicht habe ich das", sagte Aletta und sah ihm in seine roten Augen. „Sie wissen alles und lesen in unseren Gedanken. Können Sie auch in die Zukunft sehen?"
    Der Vampir lächelte, schüttelte aber den Kopf. „Nein, ich bin nicht allwissend, auch wenn mir mehr bewusst ist als den Menschen, denen zwar Sinne gegeben wurden, die sie aber nur selten nutzen. Jedoch, in die Zukunft sehen? Wie kann man etwas sehen, das noch im Wandel ist? Unsere Wege sind nicht vorherbestimmt. Diese Ausrede wird nicht helfen, deine Zweifel zu besänftigen."
    „Können Sie mir sagen, ob es richtig ist, was ich tue?"
    Peter von Borgo lachte leise. „Stellst du diese Frage nicht zu spät? Willst du jetzt, kurz vor dem Ende, zögern?"
    Aletta machte eine wegwerfende Handbewegung. „Ich spreche nicht von diesen Bestien in Männergestalt. Sie haben es verdient. Ich hätte schon viel früher handeln sollen, nicht erst, nachdem ihre Taten Iris das Leben gekostet haben. An dem Tag, an dem sie ins Wasser ging, wurden sie zu Mördern, die die Todesstrafe verdient haben!"
    „Verdienen alle Mörder die Todesstrafe?", fragte er sanft.
    Sie sah ihm schweigend in die Augen. „Ja", sagte sie schließlich.
    „Dann hast du deine Frage selbst beantwortet."
    „Ist der Henker ein Mörder?", widersprach Aletta.
    „Ist es dir wichtig zu wissen, wie ich darüber denke oder die Kripo?", fragte Peter von Borgo.
    „Ihre Freundin, die Kommissarin, sie ist sehr -hartnäckig. Sie lässt sich nicht davon abhalten, immer tiefer in der Vergangenheit herumzuschnüffeln. Haben Sie ihr einen Tipp gegeben?"
    Peter von Borgo hob abwehrend die Hände. „Aber nein, ich begleite und beobachte Sabine. Sie hat es nicht nötig, sich meiner Kräfte zu bedienen -nun ja, vielleicht in Ausnahmefällen."
    „Dann werden Sie ihr nichts sagen?"
    „Das wird nicht nöüg sein. Sie nähert sich der Lösung. Vielleicht ahnt sie es bereits, will es aber noch nicht wahrhaben. Menschen sind in dieser Hinsicht etwas seltsam. Doch ich bin überzeugt,

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