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Feuer der Rache

Titel: Feuer der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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große Runde durch den Hirschpark. Zwei Regenschauer durchnässten sie bis auf die Haut. Frierend und hungrig legte sie im „Witthüs" eine verspätete Frühstückspause ein und wärmte sich bei Tee und Kuchen. Die Unruhe aber blieb. Kaum war das Kännchen Tee geleert, trieb es sie wieder hinaus. Sie wunderte sich nicht, dass ihre Schritte sie den Mühlenberg hinunterführten. Auf halber Höhe kam ihr Maike entgegen. Sie blieb stehen, als sie die Kommissarin erkannte, und wollte sich abwenden, aber da hatte Sabine schon die Straße überquert und grüßte sie mit lauter Stimme.
    „Ich kann nicht sagen, dass es mich freut, Sie zu sehen", brummte Maike und starrte die Kommissarin ohne ein Lächeln an.
    „Warum? Weil ich zu tief in der Vergangenheit gegraben habe? Weil ich Zeichen sehe, die andere nicht wahrhaben wollen? Ich habe ein paar wirklich sehr interessante Gespräche mit ehemaligen Lehrern von Ihnen geführt vorher und nachher."
    „Was soll das bedeuten?", fragte Maike irritiert.
    „Nun, aus der Zeit vor dieser, meiner Meinung nach recht auffälligen Veränderung, die mit Ihnen und Ihren Freundinnen vor sich ging, und aus der Zeit danach, als Sie die Schule wechseln mussten."
    Maikes Miene blieb unbeweglich. „Ja und, man verändert sich eben manchmal im Leben."
    Sabine nickte ernst. „Oh ja, und es war Ihre freie Entscheidung, dass Sie sich dick gefressen haben und, statt das Abitur zu machen, seit Jahren in einem Fastfoodladen jobben."
    Maikes Augen verengten sich. „Was versuchen Sie hier eigentlich? Wollen Sie mich provozieren, dass ich Ihnen ins Gesicht schlage, und mich dann verhaften?"
    Sabine ging nicht darauf ein. „Ich habe ein sehr nettes Foto von Ihnen", sagte sie stattdessen und sah Maike in die Augen. „Sie erinnern sich doch bestimmt an die Jungen Alex, Eike, Sven, Lorenz und Kai, oder?" Maike zuckte zusammen. „Ich glaube, Sie sind zu dieser Zeit mit Eike gegangen -wie man das damals so nannte -, aber sehr glücklich sehen Sie auf diesem Foto nicht aus." Sie zog den Silberrahmen aus der Tasche und hielt ihn Maike hin. „Er hat das Bild übrigens immer noch als eine Art Trophäe in seiner Wohnung aufgestellt."
    Maike schien kurz davor, die Fassung zu verlieren, sagte dann aber erstaunlich ruhig: „Er war schon immer ein Blödmann, aber man macht in seiner Jugend eben Fehler. Sind Sie nie mit einem Idioten gegangen?"
    Die Kommissarin wechselte das Thema. „Wissen Sie, der Fehler war, den Abschiedsbrief verschwinden zu lassen", fuhr sie fort, so als sei sie sich dieser Tatsache sicher. „Aber vielleicht hatten Sie ja keine andere Wahl? Vielleicht stand etwas drin, das Sie belastete?"
    „Mich?", schrie Maike auf. „Iris war meine Zwillingsschwester. Ich habe sie geliebt und immer versucht, sie zu beschützen." Tränen standen ihr in den Augen. „Ich habe alles getan, um sie zu schützen!" Hastig wischte sie sich über die Augen und blaffte nun wieder in ihrem normalen Ton: „Sie sind ja verrückt!"
    Sabine schüttelte den Kopf. „Nein, bin ich nicht. Ich suche nach der Wahrheit. Um diese zu finden, muss man manches Mal auch Umwege gehen. Ach, übrigens, was haben Sie denn heute Abend vor?"
    „Heute Abend?", stotterte Maike. „Es ist Freitag, da kommen die anderen zum Skatspielen."
    „Aha, und wann werden Sie anfangen?"
    Maike zuckte mit den Schultern. „Wenn Carmen und Aletta da sind. So zwischen acht und neun."
    „Und wie lange geht das dann üblicherweise?"
    Maikes Ton wurde wieder aggressiv. „Was soll denn die Fragerei? So lange wir Lust haben. Mal bis eins oder so, es kann aber auch vier werden, wenn wir nicht müde sind."
    Sabine nickte Maike zu. „Na, dann wünsche ich Ihnen ein gutes Blatt!"
    Sie drehte sich um und erklomm den Mühlenberg, den sie gerade erst herabgestiegen war. Maike sah ihr stumm hinterher.
    „Oh, Aletta, nein, nicht wieder dieses Ding!", bat Maike und zog eine jämmerliche Miene. „Ich sehe jede Nacht, wie ihm ein Stück des Kopfes wegfliegt und sein Gehirn weiß hervorquillt."
    „Woher hast du die überhaupt, oder ist das eine andere?", wollte Carmen wissen. „Ich dachte, du hättest die Pistole in Kais Büro zurückgelassen?"
    Aletta zog es vor, auf diese Bemerkung nicht einzugehen.
    „Ach, wenn wir das Ding nur nicht in Svens Schreibtisch gefunden hätten", jammerte Maike. „Warum haben wir Friederike den Schlüssel geklaut und sind in die Klinik eingebrochen?"
    „Nun hör aber auf", schimpfte Aletta. „So was muss schließlich

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