Feuer der Rache
Ich für immer zerstören. Und obwohl dieses Wesen gekommen ist, um sie zu retten, liegt heute nicht mehr das Kind in seinem Bett, das noch gestern hier friedlich in seiner Unschuld gelegen hat. Sie ist nun eine andere. Ein Stück von ihr ist dort im Wald, nur wenige Minuten von hier, von ihr abgesplittert und gestorben.
Plötzlich fährt Aletta auf und sitzt senkrecht in ihrem Bett.
Das ist es! Das ist die eine Antwort auf all die Fragen, die sie sich über Wochen gestellt hat. Aber warum haben sie es ihr nicht gesagt? Warum vertrauen sie ihrer Freundin nicht? Und warum haben sie den Eltern nichts erzählt? Weshalb sind die Täter nicht bestraft worden?
Aletta versucht sich vorzustellen, sie würde zu ihrer Mutter gehen und ihr von dem Abend berichten. Ein Gefühl von Scham überflutet sie. Sie ist selbst schuld! Sie hat, trotz Carmens Ermahnung, nicht den Bus genommen und ist im Dunkeln durch den Park gegangen. Wie wäre es erst, einem Polizisten erzählen zu müssen, wie sie sie gepackt, ihren Busen begrapscht und ihr die Hose heruntergezogen haben? Sie fühlt, wie ihre Wangen heiß werden. Die fünf Kerle würden alles bestreiten, und dann? Das Einzige, was passieren würde, wäre, dass sie sich lächerlich macht! Und dann würden sie sich rächen! Nein, sie darf mit den Eltern nicht darüber reden. Aletta lässt sich wieder in die Kissen sinken.
Kurz darauffährt sie wieder hoch. Es darf nie wieder passieren! Sie muss dafür sorgen, dass es aufhört! Und das können die Freundinnen nur gemeinsam schaffen, wenn sie zusammenhalten!
Ein paar Stunden später sitzen die vier Freundinnen bei Maike und Iris im Zimmer, trinken Cola und essen Blätterteighörnchen, die Carmen mitgebracht hat. Es fällt ihr unglaublich schwer, aber Aletta zwingt sich, den Freundinnen genau zu berichten, was ihr im Baurs Park zugestoßen ist. Nur ihre Rettung kürzt sie ab. Über diesen Mann, der kein richtiger Mensch ist, will sie nicht sprechen. Dann ist sie am Ende, und Stille senkt sich herab. Aletta beobachtet ihre Freundinnen genau. Carmen starrt stumpf vor sich hin, Maike packt zwei Schokoriegel aus und stopft sie sich in den Mund ober Iris schlingt die Arme um ihren Leib, wiegt sich vor und zurück und bricht in Tränen aus. Aletta nimmt ihre Hand.
„Erzähle es uns!"
Sie spricht stockend. Maike wird Mass. Sie wirft das letzte Stück Schokolade auf den Boden, springt auf und zieht ihre Schwester in die Arme.
„Er hat gesagt, wenn ich das mache, was sie wollen, dann lassen sie dich in Ruhe", schluchzt Maike. „Ich bin weiter mit Eike gegangen, weil ich nicht wollte, dass dir was passiert! Diese Schweine!"
Als sich die Zwillinge beruhigt haben, wandern ihre und Alettas Blicke zu Carmen, die noch immer vor sich hin starrt. „Eule?", fragt Iris zaghaft. „Du auch?"
Carmen nickt. „Sven hat mich angerufen und gesagt, ich soll meine Mutter abholen. Sie wolle noch etwas mit mir besorgen. Ich hörte seine Freunde im Hintergrund kichern, aber ich war so dumm, mir keine Gedanken darüber zu machen. Wie konnte ich so etwas ahnen?
Meine Mutter war natürlich nicht mehr da, als ich dort ankam -und Svens Eltern auch nicht. Und dann ist es passiert."
Die Freundinnen nicken. Carmen muss ihnen nicht beschreiben, was „es" bedeutet. Sie wissen es sehr genau.
Aletta springt auf und stemmt die Hände in die Hüften. Ihre Miene ist grimmig. „Wir müssen dafür sorgen, dass das aufhört!"
„Und wie willst du das machen?", will Carmen wissen. „Sag nicht, dass wir zu unseren Eltern gehen sollen. Meine Mutter will nichts davon wissen."
„Du hast es ihr erzählt?"
„Ich habe es versucht. Ich habe sie gebeten, nicht mehr bei den Everheests zu arbeiten, weil Sven und seine Freunde -böse sind", endet sie lahm. „Sie hat mich ermahnt, ich solle mich nicht mit den Jungen dieser Familien streiten. Sie wären reich und mächtig. Ich solle vernünftig sein, sie brauche diese Arbeit, um uns zu ernähren. Ich habe es noch mal versucht und gesagt, Sven würde Dinge mit mir tun, die ich nicht wollte. Ich konnte doch nicht einfach sagen: Mama, die fünf sind über mich hergefallen!"
Die anderen nicken, aber Aletta denkt: Das wäre richtig gewesen.
„ Und dann?"
„Sie hat mit mir geschimpft, ich sei für so was noch zu jung und solle die Jungen nicht provozieren. Ich müsste mich nicht wundern. So wie ich manchmal herumlaufe, würde ich Signale aussenden, die Männer nur missverstehen können." Carmen senkt den Kopf. „Ich fühlte
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