Feuer der Rache
die Hand. „Und Sie sind Sabine Berner?"
Sie nickte und zog die Augenbrauen ein wenig zusammen. „Und was haben Sie mit dem Fall zu tun?"
„Er ist Oberkommissar, kommt vom fünfzehnten Revier. Hat sich bei uns beworben, und da kam Thomas die Idee, er könnte uns unterstützen, vor allem jetzt, da Robert auch noch ausfällt."
Die Augenbrauen wanderten ein Stück weiter nach oben. „Und das hat Thomas heute Morgen so schnell organisiert?"
Sönke trat verlegen von einem Fuß auf den anderen. „Ja, nein, also, er hat ihn vorhin angerufen, ob er für Robert einspringen kann, aber die Gespräche laufen seit ein paar Tagen -vielleicht auch schon zwei oder drei Wochen." Er verstummte und sah zu Boden.
„Ach so, Sie sind also mein Ersatz", sagte Sabine und musterte den Kripomann von Kopf bis Fuß. Er war etwa Mitte dreißig, einen halben Kopf größer als sie, hatte braunes Haar, grüne Augen und ein kantiges Gesicht. Wangen und Kinn waren mit einem Dreitagebart bedeckt, was bei ihm eher attraktiv als ungepflegt aussah.
„Nur solange Sie nicht da sind. Ihre Kollegen vermissen Sie sehr und sehnen den Tag herbei, an dem Sie wieder voll einsatzfähig sind." Er sah sie an und lachte.
Er hatte eine wirklich charmante Art zu lachen. Sie beschloss, ihn zu hassen.
„Also, dann lasst uns reingehen", drängte Sönke. „Die warten schon seit einer halben Stunde auf uns."
Sabine hob abwehrend die Hände und trat einen Schritt zurück. „Ohne mich. Das könnt ihr sicher auch allein. Ich fahre nach Hause."
„He, was soll das?", protestierte Sönke. „Das war ausgemacht!"
„Ja, aber nicht so!", zischte die Kommissarin. „Du weißt, dass ich nicht hier sein darf."
„Ja, und? Mike wird Thomas schon nichts erzählen, nicht wahr?"
„Bitte, Frau Berner, lassen Sie uns nicht im Stich", mischte sich der Neue ein. „Ein Greenhorn, das vor einer Stunde unerwartet in seinen ersten Mordfall geworfen wurde, fleht Sie um Hilfe an. Und ich habe Sie hier selbstverständlich nicht gesehen!"
„Tötungsdelikt", verbesserte Sabine ihn spitz. „Wir wissen noch nicht, ob es Mord war. Das zu klären wird Aufgabe der Staatsanwaltschaft sein!"
„Tötungsdelikt", wiederholte er lächelnd. „Ich werde es mir merken." Seine Augen waren wirklich verdammt grün.
„Also, worauf warten wir?", fragte die Kommissarin kühl und wandte sich ab, um auf die Klingel zu drücken.
„Ja, bitte?"
„Kripo Hamburg vom LKA 41, mein Name ist Berner. Dürfen wir hereinkommen?"
Sönke hatte recht gehabt! Das war die bessere Gesellschaft, deren Villen normalerweise nur die Kollegen vom Einbruchsdezernat zu Gesicht bekamen, aber nicht die Mordbereitschaft! Eine Frau mit grauem Haar, in dunklem Kleid und weißer Schürze, öffnete und bat die Beamten einzutreten. Sie führte sie durch eine großzügige Halle mit einzelnen antiken Möbelstücken zum Salon -wie sie es nannte -, in dem die Herrschaft die Kriminalpolizei bereits erwartete.
Ein älterer Mann erhob sich, als sie eintraten, und schüttelte erst Sönke, dann Sabine und zum Schluss dem Neuen die Hand. Aha, immer noch die alte Denkweise: Der älteste Kollege musste derjenige sein, der am meisten zu sagen hat! Na ja, in gewisser Weise war das heute ja auch so, musste Sabine mit Bedauern zugeben.
„Ich habe all meine Arbeit liegen lassen und bin sofort hierhergeeilt, als ich von dem Vorfall hörte. Sie wundern sich sicher nicht, mich hier zu sehen."
Er ist überzeugt, dass man ihn kennen muss. Sabine sah zu Sönke und Michael hinüber, aber die beiden tauschten nur ratlose Blicke aus. Verdammt, wer war der Kerl? Eine unangenehme Pause entstand, während Sabine mit ihrem Gedächtnis haderte.
Komm schon, du hast ihn schon öfter gesehen. Aber wo? Wahlplakate! Ja, das war es. Und der Name?
„Van Lohsen!", half er ihr weiter, verbarg aber nicht, dass er ihr diese Bildungslücke zum Vorwurf machte.
Endlich machte es klick! „Oh, Herr Senator. Entschuldigen Sie, in dieser Umgebung hätte ich Sie nicht erwartet."
„Cathrin ist die Schwester meines Schwiegersohnes -Alexander Sandemann, der Gynäkologe! Sie hat mich sofort angerufen, als sie es erfahren hat."
Sabine folgte seinem Blick zu der Frau im schwarzen Kostüm, die steif wie eine Puppe auf dem Sofa aus weißem Leder saß. Verloren, einsam, geschockt. Sie sah nur kurz zu den Kripoleuten hinüber und nickte kaum merklich zur Begrüßung, ihre Miene blieb jedoch unbeweglich. Die Frau neben ihr, die ihre Hand hielt, musterte die
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