Feuer der Rache
fügte sie ruhig hinzu.
„Was werden Sie jetzt machen?", fragte Sabine.
Die Frau zuckte mit den Schultern. „Erst einmal meine Angelegenheiten regeln. Unsere Zukunft sichern." Sie strich sich über den flachen Bauch. „Ich bin im fünften Monat", verriet sie der Kommissarin und warf ihr einen schnellen Blick zu. „Vielleicht werde ich mein Studium wieder aufnehmen. Ich weiß es noch nicht. In den wenigen Stunden, seit man mir gesagt hat, dass Sven tot ist, habe ich mir darüber noch keine Gedanken gemacht."
Nach ihrem Gespräch mit der Witwe befragte Sabine den Senator und die Schwägerin. Anscheinend hatten die beiden Väter die Verbindung von Anfang an gefördert und auf eine schnelle Hochzeit gedrängt. Die Freundschaft der beiden Frauen schien -wie eng sie auch zu Schulzeiten einmal gewesen sein mochte -inzwischen eher abgekühlt. Zumindest von Seiten Cathrin von Everheests, die der Schwägerin ab und zu abschätzende Blicke zuwarf.
„Der Senator erwähnte vorhin einen Anwalt -Kai Reeder, von Reeder & Carst", sagte Sönke, als die Witwe ihm zum Abschied zunickte.
„Ja, er ist seit dem Tod meines Schwiegervaters für die Klinik und für unsere privaten Angelegenheiten zuständig", bestätigte Frau von Everheest. „Brauchen Sie seine Adresse?"
„Nicht nötig, die haben wir. Er ist übrigens seit zwei Tagen nicht mehr Ihr Anwalt. Wussten Sie das nicht?"
Der Senator und die Witwe sahen sich überrascht an, Tanja dagegen schien das Thema nicht zu interessieren. Sie betrachtete ihre langen, leuchtend rot lackierten Fingernägel.
„Nicht mehr ihr Anwalt? Aber wie kommen Sie denn darauf?", rief der Senator aus. Auch Sabine sah Sönke fragend an. Diese Details hatte er ihr noch nicht erzählt.
„Wir haben ein entsprechendes Schreiben im Büro in der Klinik gefunden."
„Peer, dann solltest du mir einen anderen Rechtsbeistand empfehlen, der meine Angelegenheiten regelt", sagte Frau von Everheest, reichte Sabine zum Abschied die Hand und öffnete die Haustür.
„Ja, aber -nun gut, das besprechen wir später. Einen schönen Tag, die Herrschaften!"
„Warum hast du mir das nicht gesagt?", wollte Sabine Berner wissen, als sie zwischen Blumenbeeten und kurz geschnittenen Rasenflächen die Auffahrt zum Tor zurückgingen.
Sönke zuckte mit den Schultern. „An das habe ich heute Morgen nicht gedacht. Ist mir erst wieder eingefallen, als der Herr Senator ihn erwähnte -und offensichtlich nichts davon wusste, dass die beiden nicht mehr miteinander wollten. Da dachte ich, es gibt vielleicht 'ne interessante Reaktion."
Sabine nickte. „Ja, so könnte man das sagen. Du solltest dir den Knaben so schnell wie möglich ansehen. Was macht eigentlich Thomas heute?"
„Stöbert mit Uwe in der Klinik rum. Kunstfehler, unzufriedene Patientinnen, überhöhte Rechnungen und so..."
Sabine zog eine Grimasse. „Alles gute Gründe, einem Arzt das Gehirn rauszupusten!"
Michael sah auf seine Uhr. „Sollen wir uns den Anwalt noch vornehmen oder erst etwas essen?"
„Essen!", entschied Sönke. „Ich bin ja schon ganz maddelig." Und zu Sabine gewandt: „Du fährst uns nachher einfach hinterher. Der Kerl wohnt in Nienstedten, Eibhöhe, letztes Haus. Aber erst gehen wir ins Pantry, nech? Das ist gleich dort vorn, gegenüber den Dockenhuder Arkaden. Ich nehm Sauerfleisch mit Bratkartoffeln und Remoulade." Er leckte sich die Lippen. „Da können wir alles noch mal in Ruhe bei 'nem Bier bekakeln."
„Dann geht ihr Männer mal ,bekakeln' und euch den Bauch vollschlagen. Ich habe hier in Blankenese noch was zu erledigen", wehrte Sabine das Angebot ab und stieg in ihren Wagen. „Wann treffen wir uns an der Eibhöhe? Um drei?"
Sie wendete mit quietschenden Reifen und folgte der engen, gewundenen Einbahnstraße den Hang hinab, an der zu beiden Seiten Treppengassen einmündeten und sich Häuser an den Berg schmiegten.
Cathrin von Everheest sah den Kripoleuten durch das Fenster im Windfang nach.
„Das hätte ich nicht gedacht, dass er den Mut für so was aufbringt", sagte Tanja Sandemann hinter ihr.
Die Witwe fuhr herum. „Wer? Was meinst du damit?"
Die Schwägerin zuckte mit den Schultern. „Ist doch eine ziemlich drastische Reaktion, nicht? Hat sie es ihm gesagt, oder hat er es endlich allein herausgefunden?"
Cathrin starrte sie mit offenem Mund an.
„Nun behaupte nicht, du hättest es nicht gewusst. Alle haben es gewusst!"
Die Blonde war unter ihrem Make-up blass geworden. „Nein, ich weiß es seit zwei
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