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Feuer der Rache

Titel: Feuer der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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zurück. So empfindlich war sie normalerweise nicht. Bekam sie eine Erkältung? Wundern würde es sie nicht, nach all dem, was in den vergangenen Wochen geschehen war. Noch einmal überlief sie ein Schauder. Sie überlegte, ob sie hinuntergehen und sich einen Kakao kochen oder eine der alten Wärmflaschen mit heißem Wasser füllen sollte. Ihre Hände griffen schon nach der Decke, um sie zurückzuschlagen, als sie innehielt. Das war keine normale Kälte und auch nicht der Beginn eines Schnupfens! Ihr Blick huschte durch das Zimmer, und sie lauschte angestrengt, konnte aber weder etwas Ungewöhnliches hören noch sehen. Und dennoch war sie sicher, dass da etwas war! Sie schloss die Augen und konzentrierte ihre Sinne auf das, was sie beunruhigte. Nun konnte sie es ganz deutlich spüren. Eine Gestalt war dort drüben in der Ecke zwischen dem alten Schreibtisch und ihrem Kleiderschrank. ER war es. Er, der viele Jahre keinen Namen gehabt hatte. Ein Wesen, das sie nicht benennen konnte und das für andere nicht existierte. Aber Aletta wusste, seit sie ein kleines Mädchen war: Es gab ihn, jenseits der wissenschaftlichen Bezeichnungen.
    „Verschwinden Sie", sagte sie laut. „Sie haben hier nichts zu suchen. Gehen Sie! Ich will nichts mit Ihnen zu tun haben."
    Sie spürte, wie er an ihrem Bett vorbeiglitt. Der Riegel des Fensters knirschte, und ein kalter Luftschwall strömte ins Zimmer. Obwohl nun die Nachtluft wieder um sie strich, fühlte sie, dass er fort war.
     
    Montagabend.
    „Wir haben eine Spur!", klang Sönkes triumphierende Stimme an ihr Ohr, noch ehe sie Zeit hatte, sich zu melden. „Im Fall Everheest oder Reeder?"
    „Vermutlich in beiden. Aber das muss sich zeigen. Pass mal auf, mien Deern: Thomas hat ja gleich die Vermutung angestellt, dass das Gift unserem Anwalt von einer Lady verabreicht wurde, und nun hat er uns ein wunderschönes, langes Haar präsentiert -dunkelblond am Ansatz und ab da blond gefärbt. Na, ist das was?"
    Sabine ging wie üblich mit dem Telefon am Ohr in ihrer Wohnung auf und ab. „Wo hat er das Haar denn gefunden?"
    „An seinem toten Hals! Thomas sagt, die Holde hat sich neben ihn hingekniet und nachgesehen, ob er auch wirklich tot ist, ehe sie sich vom Acker machte."
    Sabine blieb vor ihrem Garderobenspiegel im Flur stehen und starrte ihr Spiegelbild an. Mit zitternden Händen strich sie sich über ihr schulterlanges, dunkelblondes Haar mit den blondierten Strähnchen.
    Scheiße! Scheiße! Scheiße!
    Sie sah sich über der Leiche knien und die kleine Bisswunde untersuchen, die Peter von Borgos Zähne am Hals des Mannes zurückgelassen hatten.
    „Na und, klingelt's bei dir? Meine Favoritin wäre zwar die Reeder gewesen -und ich gehe noch immer jede Wette ein, dass die Dreck am Stecken hat -, aber mit ihren roten Haaren ist sie jetzt erst mal aus der Schusslinie. Aber die Kleine von unserem Doktor hat eindeutig blond gefärbtes, langes Haar!"
    „Nun ja, es gibt in Hamburg sicher noch ein paar mehr Frauen mit blondem Haar, und außerdem kann das Haar ja auch vor seinem Tod dorthin gekommen sein."
    „So wie das über seinem Hals lag? Unwahrscheinlich! Ich habe es am Tatort nicht gesehen. Thomas hat es entdeckt, aber selbst auf den Fotos, die er mir vorhin gezeigt hat, ist es zu erkennen."
    „Hat sie denn kein Alibi? Was ist mit dem Motiv?", versuchte die Kommissarin weiter, den Verdacht zu zerstreuen.
    „Alibi hat sie keines, und wenn Reeder beispielsweise ihren Mann umgelegt hat, dann ist Rache für eine schwangere Ehefrau schon ein Motiv, oder etwa nicht? Jetzt müssen die Jungs im Labor erst mal eine DNA-Analyse machen, dann wissen wir es genau."
    „Ja, das ist natürlich sinnvoll", ächzte Sabine und strich sich eine Strähne aus der Stirn. „Das wird zeigen, ob ihr auf der richtigen Spur seid." Sie legte auf. Aus allen Poren brach ihr der Schweiß aus und bildete kleine Perlen auf ihrer Stirn. Ihre Gedanken rasten. Würden sie auf die Idee kommen, die Daten auch mit denen der Kripoleute abzugleichen? Trotz der Handschuhe und weißen Overalls, die die Beamten normalerweise trugen, kam es immer wieder einmal vor, dass jemand unabsichtlich Spuren hinterließ, und so wurden im Verdachtsfall auch mal die Daten der Kripoleute zum Vergleich herangezogen. Das wäre nicht weiter tragisch, wenn die Kommissarin bei der offiziellen Untersuchung dabei gewesen wäre, aber so? Wie sollte sie eine überzeugende Erklärung dafür finden, wie ihr Haar auf den Hals des Toten gelangt sein

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