Feuer der Rache
lächelte.
„Du hast mich beobachtet!"
Mit einem Nicken trat er näher. „Ja, das will ich nicht leugnen. Du hättest mich bemerkt, wenn du auf deine Sinne geachtet hättest. Aber dazu warst du zu erregt." Er ließ seinen Blick an ihr herabschweifen und sah ihr dann wieder ins Gesicht. Seine rosigen Lippen zuckten. „Was verschafft mir die Ehre? Womit soll und kann ich dir helfen?"
Sabine fühlte, wie ihre Wangen sich röteten. Es war beschämend, so durchschaut zu werden, als seien ihr ihre Gedanken auf die Stirn geschrieben. Was würde es jetzt noch für einen Sinn haben, Konversation zu betreiben, um dann vorsichtig auf ihr Anliegen zu sprechen zu kommen? Also sagte sie, mit so viel Haltung wie möglich: „Du hast recht. Ich bin hier, um dich um einen Gefallen zu bitten."
„Dann komm doch erst einmal mit hinein. Ich habe einen schönen Faustino, den musst du probieren."
Wie konnte sie sich jetzt ruhig zu ihm setzen und Wein trinken, da ihre Zukunft vielleicht an diesem einen Haar hing? Dennoch zwang sie sich zu einem Lächeln und folgte ihm ins Haus. Er entzündete die Kerzen der beiden eisernen Leuchter, rückte ihr ein Kissen zurecht und reichte ihr dann ein Weinglas aus schwerem Kristall.
„Ich frage mich, was für ein Gefallen das sein könnte, von dem du glaubst, ich würde ihm nur nachkommen, wenn du dich mir in einer -äh -sonst bei dir nicht üblichen Aufmachung präsentierst", sagte er, während er ihr Glas füllte.
Zum zweiten Mal fühlte sich Sabine ertappt und spürte, wie ihre Wangen unter dem Puder heiß wurden.
„Männer schätzen es nicht, wenn Frauen sie in ihrem alltäglichen Schlabberlook aufsuchen", verteidigte sie sich.
„Aha, und da dachtest du dir, ich war ja zumindest einmal ein Mann oder bin vielleicht noch ein bisschen einer oder so ähnlich, und daher könnte das bei mir auch funktionieren."
„Ja -nein -so ist das nicht. Ich habe nie angenommen, dass ich dich mit anderen Klamotten oder ein wenig Makeup zu etwas zwingen könnte, das du nicht tun willst. Aber ist es denn falsch, wenn man gefallen möchte?"
Peter von Borgo kniete nieder, nahm ihre Hand und küsste sie zart.
Seine Hände fühlten sich nicht so eisig an wie sonst. Er musste an diesem Abend schon eine Menge Blut getrunken haben. Sabine versuchte, nicht daran zu denken und sich die Opfer nicht vorzustellen, die nun irgendwo geschwächt und verwirrt dem nächsten Morgen entgegendämmerten.
„Mein Herzblut! Solche Worte von deinen Lippen! Du möchtest mir gefallen? Dafür hole ich dir die Sterne vom Himmel!"
„Ganz so dramatisch muss es nicht sein", murmelte Sabine und entzog ihm ihre Hand. „Ein Haar tut's auch -und es ist nicht einmal so weit weg."
Peter von Borgo erhob sich und zog fragend die Augenbrauen hoch. „Ein Haar?"
„Ja, genauer gesagt: mein Haar, das gerade in einem Labor liegt und schon morgen für große Verwirrung sorgen kann."
Der Vampir warf den Kopf in den Nacken und lachte. „Meine Liebe, du warst doch nicht etwa so unvorsichtig, dein Haar an einem Tatort zurückzulassen, den du offiziell nie betreten hast?"
„Doch, genau das", bestätigte Sabine zerknirscht.
„Und nun soll ich diese verräterische Spur beseitigen?"
Die Kommissarin nickte heftig. „Ja, das wäre sehr lieb von dir. Ich komme ohne deine Hilfe nicht ins Präsidium -oder zumindest nicht, ohne dass hinterher jeder weiß, dass ich drin war."
„Du willst mitkommen?"
„Nun, ja, ich dachte mir, ich könnte bei der Gelegenheit mal einen Blick in die Akten werfen?" Sie sah ihn bittend an.
Der Vampir verbeugte sich mit einem altertümlichen Kratzfuß vor ihr. „Madame, es ist mir eine Ehre, Ihnen zu Hilfe zu eilen", sagte er ernst, doch sie konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass er sie verspottete.
Der Vampir ließ den Motor der Hayabusa aufheulen und jagte über die breiten Straßen nach Hamburg. Sabine war froh über ihre Lederhose und die Jacke, die Peter von Borgo ihr gegeben hatte. Er trug, trotz des kalten Nachtwindes, wie üblich nur ein schwarzes Seidenhemd und eine Stoffhose. Als sie sich Alsterdorf näherten, stellte Sabine erleichtert fest, wie sich die Maschine verlangsamte, bis nur noch die erlaubte Geschwindigkeit auf dem Tacho angezeigt wurde. Es war sicher nicht ratsam, mit Vollgas auf das Polizeigelände zu rasen.
Als Erstes kam der runde Turm der Polizeigewerkschaft in Sicht und gleich dahinter das zehnstrahlige Präsidium, das mit seinem runden Innenhof -aus der Luft betrachtet -wie
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