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Feuer der Rache

Titel: Feuer der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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ein Stückchen weiter zur Wand zurück.
    „Es wurde in der Gruppe beratschlagt. Uwes Frau hat sich anscheinend nach München beworben, und er überlegt, ob er nun zur Münchner Kripo wechseln soll. Das würde bedeuten, dass ich diese Stelle vielleicht behalten kann -und wenn Sie zurückkommen, dann wäre die Gruppe wieder vollständig. Wobei ich natürlich nicht weiß, wie Thomas dann die Teams einteilen würde."
    „Ach so", sagte sie, und ihr war plötzlich seltsam leicht zumute -was allerdings auch an dem Pflaumenwein liegen konnte, der ihr rasch zu Kopf stieg. „Um Uwe tut es mir leid. Er war immer ein verlässlicher Ruhepol zwischen den Zankhähnen Sönke und Robert. Für Sie freut es mich natürlich."
    Er hob sein Glas. „Dann hoffe ich also, dass Sie bald wieder im Dienst erscheinen -Kollegin Sabine."
    Sie zögerte einen Moment, dann stieß sie mit ihrem Glas dagegen. „Kollege Michael!"
    Seltsam. Sie unterhielten sich wie normale Menschen über ganz normale Dinge. Und dann schwiegen sie und aßen, ohne dass es ein beklemmendes Schweigen wurde. Sie fühlte sich wohl. Es war eine Ruhe in ihr, die sie lange nicht mehr verspürt hatte. Das Essen schmeckte gut. Sabine schaufelte sich Fleischstücke und Gemüse auf ihre Gabel. Sie war zu hungrig, um sich mit den Stäbchen abzumühen. Anders als Michael konnte sie nicht sehr gut mit ihnen umgehen. Ein Stöhnen ließ sie aufsehen. Seine Wangen waren gerötet, auf seiner Stirn und den Schläfen standen Schweißperlen.
    „Puh, ich falle immer wieder darauf herein", seufzte er. „Ich mag es ja scharf-aber so schlimm muss es nicht sein."
    „Michael, du kochst ja!" Sabine lachte schallend. Er grinste in komischer Verzweiflung und stimmte dann in ihr Gelächter ein. „Hier, nimm." Sie kramte in ihrer Handtasche und zog ein riesiges, altes Herrentaschentuch hervor. „Für alle Fälle und Notfälle! Mein Vater hielt nichts von kleinen Sachen."
    Michael nahm es und wischte sich über Stirn, Schläfen und Nacken. Dann aß er seinen Teller vollends leer. Sabine, die die Segel bereits gestrichen hatte, sah ihm zu.
    „Danke für deine Geduld", sagte er, als er die nahezu saubere Platte von sich schob. „Ich will dich nicht länger hinhalten. Die Antwort auf die Frage, die dich sicher am meisten interessiert, lautet: Nein. Dr. Lichtenberg konnte keine Spuren finden, die auf einen gewaltsamen Tod durch Fremdeinwirkung hindeuten. Natürlich kann sie jemand ins Wasser gestoßen haben. Wenn das der Fall war, passierte es wohl sehr plötzlich, und sie hat sich nicht gewehrt. Aufgrund der Kieselalgen, die das Labor in Leber, Nieren und im Knochenmark gefunden hat, ist sich Dr. Lichtenberg ziemlich sicher, dass sie in der Elbe ertrunken ist. Ob Unfall, Selbsttötung oder Mord, steht aber immer noch nicht fest."
    „Und wann ist sie gestorben?"
    „Da Frau Hofberger sie nachmittags am Ostersonntag noch gesehen hat, ist das der früheste Todeszeitpunkt wenn keine weiteren Zeugen gefunden werden können. Nach dem Zustand der Leiche zu urteilen, ist sie spätestens am Zwölften oder Dreizehnten gestorben."
    Sabine überlegte. Das wäre dann Dienstag oder Mittwoch gewesen. Doch wo hätte sie die anderen zwei oder drei Tage ungesehen verbringen können?
    Michael zuckte mit den Schultern. „Ich vermute, dass sie noch am Sonntag ertrank, aber so eng kann die Rechtsmedizin den Todeszeitraum nicht eingrenzen."
    Es war schon nach elf, als er die Rechnung für beide bezahlte und sie auf die nächtliche Straße hinaustraten. Er begleitete sie zu ihrem Wagen. Umständlich kramte Sabine in ihrer Handtasche nach dem Schlüssel. Sie fühlte sich plötzlich wieder befangen.
    „Gute Nacht, Sabine. Trotz unseres Gesprächsthemas war es ein sehr schöner Abend, und ich habe jede Minute genossen."
    „Lügner!", widersprach sie lächelnd. „Eine Zeit lang hast du sehr leidend ausgesehen -bis du die Folgen deines Essens mit Wasser und Wein etwas runtergekühlt hast."
    Er lächelte zurück. „Na ja, ein wenig Schärfe gehört doch zu einem interessanten Leben dazu."
    Sie nickte. Sie musste sich von ihm verabschieden und ihre Autotüre aufschließen. Ohne abzuwägen, was er darüber denken und was das vielleicht für Folgen haben könnte,
    beugte sie sich vor und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. „Gute Nacht, Michael."
    Plötzlich lagen seine Arme um ihre Taille und seine Lippen auf ihrem Mund. Seine Bartstoppeln kratzten an ihrem Kinn, und ihr wurde so heiß, als habe sie mindestens zwei

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