Feuer der Rache
das Gesicht. „Es steht dir nicht, so ordinär zu sprechen", rügte er.
Wider Willen schämte sich Sabine, und das heizte ihre Wut noch mehr an. Dennoch atmete sie tief durch und versuchte, ihre Stimme zu dämpfen, ehe sie weitersprach. „Ich bin ein freier Mensch. Ich werde mir einen Mann suchen, der mir gefällt, und das wirst du nicht verhindern können. Oder willst du jeden umbringen, der mehr als ein Wort mit mir wechselt?"
„Ich hoffe nicht, dass das nötig sein wird", antwortete er. „Du bist schlau und wirst begreifen, wie unklug es ist, mich mit einem Menschen zu betrügen. Das ist für niemanden -gesund."
„Ich kann dich gar nicht betrügen, denn ich bin weder deine Frau, noch bin ich dir sonst irgendwie Rechenschaft schuldig!", brüllte sie und wischte das Glas vom Tablett. „Ich warne dich! Ich bin kein gewalttätiger Mensch, aber wenn du mich dazu zwingst, wirst du dich wundern, zu was ich fähig bin. Ich werde dich zerstören, wenn du dich an meiner Familie oder meinen Freunden vergreifst!"
„Das schöne Kristall", seufzte er. „Achtzehntes Jahrhundert. Ein Jammer."
Sie hatte Lust, ihm die Flasche über den Kopf zu ziehen, doch sie beherrschte sich und schlang die Hände ineinander, um das Zittern zu unterdrücken.
„Peter, du hast einmal gesagt, dass dir etwas an mir liegt, dass du mich liebst." Er neigte höflich den Kopf. „Dann kannst du mich doch nicht unglücklich machen wollen. Es ist sehr grausam, sich an einem Mann zu vergreifen, der mir etwas bedeutet."
„Ich bin derjenige, der dir wichtig sein und dir etwas bedeuten sollte", erwiderte er. Zum ersten Mal klang seine Stimme nicht mehr kalt und leblos. „Ich wollte dir alles geben, und ich biete es dir noch immer an. Meine Liebe, die niemals enden wird, und ewige Jugend. Was willst du denn mehr?"
„Ein ganz normales Leben mit einem Mann, mit Zärtlichkeit und Sex, einer Familie mit Kindern, die ich nicht nur alle paar Wochen zu Gesicht bekomme, und einer Arbeit, die mich ausfüllt und bei der man mich nicht ständig schräg von der Seite ansieht und darauf wartet, dass ich verrückt werde oder Gedächtnisschwund bekomme! -Alles das, was du mir genommen hast!" Sie drehte sich auf dem Absatz um und stürmte durch die offene Glastür in den Garten hinaus. Er sollte ihre Tränen nicht sehen.
Halb fürchtete sie, halb wünschte sie, dass er ihr nachkäme, aber er näherte sich ihr nicht. Als sie zu zittern aufhörte, schloss sie die Wagentür auf und fuhr nach St. Georg zurück.
„Ein richtiger Mann, Sex und eine Arbeit", wiederholte Peter von Borgo leise. Die Hände auf dem Rücken verschränkt, den Kopf gesenkt, ging er im Salon auf und ab. Dann setzte er sich an den Flügel und ließ seine Finger über die Tasten gleiten. Er musste nachdenken, und das konnte er am besten mit Musik.
Kaffeebesuch
Sabine saß in ihrem Schlafanzug am Frühstückstisch und las die Sonntagszeitung. Natürlich war der Mord an Alexander Sandemann der Aufmacher. Der Schwiegersohn des Senators! Der dritte angesehene Hamburger innerhalb von drei Wochen! Und die Kripo hatte noch nicht einmal eine heiße Spur. Die Kommissarin bestrich ihr aufgebackenes Brötchen mit Butter und Honig, bevor sie die üblichen Litaneien las: Wozu der Bürger die faulen Polizeibeamten bezahle, samt ihren Pensionen, wenn sie innerhalb von zwei Wochen nicht einmal in der Lage waren, einen Mörder zu finden. Kriminaloberrat Karsten Tieze hatte sich tatsächlich dazu herabgelassen, noch am Samstag persönlich Stellung zu beziehen. Sabine empfand fast ein wenig Mitleid mit ihm, bis sie sich klarmachte, dass am Ende Thomas und das Team all den Ärger abbekommen würden. Es war aber auch wie verhext. Es gab Spuren und Motive und verdächtige Personen, aber noch keinen Beweis. Sabine trank einen Schluck heißen Kakao. Das beruhigte ihre Nerven, die nach der nächtlichen Auseinandersetzung noch etwas überreizt waren. Geschlafen hatte sie kaum.
Wie sollte es nun weitergehen? Der Vampir würde nicht zulassen, dass sie ihn vergaß und wieder ein normales Leben führte. Doch sollte sie sich einfach seinen unverschämten Forderungen unterwerfen? Etwas in ihr stellte die Stacheln auf. Nein! Sie gehörte niemandem. Aber was würde geschehen, wenn sie ihn reizte? Würde er Michael töten?
Wie könnte sie mit dieser Schuld leben? War ein bisschen Zärtlichkeit es wert, ein Leben zu riskieren? Würde er gar so weit gehen, sie mit ihrer Tochter zu erpressen?
Wenn es wenigstens
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