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Feuer der Rache

Titel: Feuer der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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erzählen können. Ich habe Passanten, Nachbarn und Bekannte befragt, aber jeder hat nur seine eigene, oberflächliche Sichtweise. Keiner weiß etwas, das mir in diesem Fall weiterhelfen könnte, und bei denen, die etwas wissen müssten -die Familie und die Freundinnen -, bin ich auf eine Mauer des Schweigens gestoßen. Ja, und dann wurde Iris' Leiche aus der Elbe gezogen." Sie hob hilflos die Hände.
    Frau Mascheck nickte. „Davon habe ich gehört."
    „Und nun ist der Fall abgeschlossen, aber nicht gelöst. Die Frage bleibt: Unfall oder Selbstmord? Und wenn es Selbstmord war, warum? Kein Abschiedsbrief! Hat ihn jemand verschwinden lassen, oder ist sie wirklich ohne ein Wort gegangen? Sie hören, in mir türmen sich die Fragen, die nun niemals beantwortet werden. Die Familie will ihre Tote begraben und die Sache auf sich beruhen lassen. Sie haben mir die Tür gewiesen!"
    Sabine grinste kläglich. Frau Mascheck goss die beiden Becher noch einmal voll und umschloss den heißen Ton mit beiden Händen. Die Stirn in Falten gelegt, nickte sie bedächtig.
    „Unbequeme Fragen sind niemals nutzlos. Vielleicht zeigen sie jetzt noch keine Wirkung, aber der Stachel ist gesetzt, und er bohrt! Vermutlich ist Irene wirklich so ahnungslos, wie sie uns erscheint, aber all die anderen verwickeln sich immer mehr in ihrem Lügengespinst. Es wird Zeit, dass das Netz zerreißt!"
    Sabine sah die alte Dame mit offenem Mund an.
    „Ich kenne die Einzelheiten der dunklen Geschichte nicht, meine Liebe, Sie brauchen mich nicht danach zu fragen, aber ich spüre schon lange, dass es sie gibt. Lassen Sie sich nicht so schnell entmutigen. Da ist etwas" -sie runzelte die Stirn -, „etwas Finsteres, das sich nicht fassen lässt. Ich kann es spüren, aber es will sich kein klares Bild einstellen. Schon seit Jahren rumoren diese Fragen in mir, auf die ich keine Antwort finde -und nun drückt mich mein Gewissen, da ich schon viel früher etwas hätte unternehmen sollen." Sie stellte die Tasse ab und legte ihre warmen Hände auf die der Kommissarin. „Ich vertraue Ihnen. Lassen Sie sich nicht von den Fassaden täuschen. Gehen Sie zurück in die Vergangenheit, und zwar nicht nur ein paar Wochen. Iris' Verschwinden und ihr Tod sind nur das Ende. Suchen Sie den Anfang! Bitte! Ich habe eine furchtbare Ahnung in mir, dass wir sonst bald noch mehr Tote zu beklagen haben." Sabine starrte die alte Dame sprachlos an.
    Eine Stunde später machte sich die Kommissarin auf den Rückweg durch den Park. Zuerst dachte sie noch über das Geheimnis der vier Freundinnen nach, doch je näher sie der Villa kam, desto stärker wurde ihr Zorn. Sie beschleunigte ihre Schritte und stürmte auf dem Waldpfad den Berg hinauf und um das Grundstück herum, bis sie schwer atmend wieder vor der Haustür stand. Auch dieses Mal öffnete keiner auf ihr Klopfen. Sabine wollte nicht aufgeben. Die aufgewühlten Gefühle mussten sich Raum schaffen. Wahrscheinlich war er da und versuchte nur, ihren Vorwürfen auszuweichen. Sie ging ein zweites Mal zu der Terrasse hinter dem Haus.
    „Mach auf!", rief sie und hämmerte mit den Fäusten gegen die Glastüren. „Mach sofort die Tür auf!"
    Fünf Minuten verstrichen. Noch einmal schlug Sabine gegen das Glas. Plötzlich gab die Tür nach und glitt zurück. Die Kommissarin erschrak so, dass sie einen Schrei ausstieß. Bewegungslos stand sie da und starrte in den Musiksalon, der düster und still vor ihr lag. Wo war er? Hatte er sich unsichtbar gemacht? Oder war die Tür nicht richtig verschlossen gewesen?
    „Peter?" Sie lauschte. Nichts war zu hören. Sabine schloss die Augen und versuchte ihn zu erfühlen. Nein, er schien nicht im Raum zu sein. Sie zögerte noch einen Augenblick und ließ den Blick über die Terrasse gleiten, mit den von Wind und Wetter silbergrau gewordenen Teakmöbeln, über die beiden verwitterten Frauenskulpturen und den Rasen bis hinüber zu den alten Bäumen. Sie spürte, wie sie den Mut verlor. Das war nicht gut! Sie wollte ihn zur Rede stellen, ihn anschreien und auf seinen Platz verweisen. Doch wo war sein Platz in der Gesellschaft? Hatte solch ein Wesen denn einen? War er nicht eine Laune der Natur, die ins Reich der Fantasie gehörte? Noch einmal rief sie seinen Namen und trat dann ein. Der Flügel war geschlossen. Kein Stäubchen verunreinigte die glänzend schwarze Fläche. Sicher war Frau Mascheck wieder da gewesen und hatte sauber gemacht.
    Sabine ging in jeden Raum, aber das Haus war so unbewohnt und leer wie

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