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Feuer der Rache

Titel: Feuer der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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bitte?"
    „Es ist bereits drei, und du wolltest Julia um zwei abholen. Ich bin -wie du weißt -bei meinem Bruder eingeladen, und meine Mutter ist nicht da."
    „Ach du liebe Zeit, das habe ich ja total vergessen", entfuhr es Sabine.
    „Das merke ich. Hast du wieder eine deiner Gedächtnislücken?", schimpfte Jens.
    „Sei nicht so abscheulich! Man kann ja mal was vergessen, oder?"
    „Deine eigene Tochter?"
    „Nein, nur einen Termin!", korrigierte sie ihn scharf.
    „Wo bist du denn? Wir müssen aus dem Haus."
    Sabine zögerte. „Bei einem -Freund in Eimsbüttel."
    „So, so, ein Freund!" Er betonte das Wort und zog es in die Länge.
    „Das geht dich einen Scheißdreck an!", fauchte seine Exfrau.
    „Deine Freunde vielleicht, nicht jedoch dein unbeherrschtes Temperament und deine Wortwahl, wenn ich dir weiterhin Umgang mit meiner Tochter erlauben soll."
    Sabines Hände ballten sich zu Fäusten, und sie biss die Zähne zusammen, um ihm nicht noch weitere Munition zu liefern.
    „Hör zu", sagte sie in bemüht ruhigem Ton. „Kannst du Julia nicht mit zu Ulf nehmen? Nach Harvestehude ist es von hier nur ein Sprung. Ich hole sie dann dort ab."
    „Na gut. In einer halben Stunde!" Er legte auf.
    Michael strich Sabine über das Haar. „Wer bringt dich so in Rage?"
    „Wer anders als mein Exmann?", seufzte sie. „Ich werde dich jetzt verlassen. Ich muss los, meine Tochter abholen."
    Sie parkte ihren ungewaschenen Passat in der Abteistraße zwischen einem nagelneuen schwarzen 500er SL und einem roten Porsche Carrera. War hier nicht auch das Haus der Sandemanns? Die Kommissarin ließ ihren Blick an den prächtigen Villen entlangwandern, die zwischen den Kastanienbäumen hervorlugten, konnte sich aber nicht mehr an die Hausnummer erinnern.
    Sie schloss den Wagen ab und ging um die nächste Ecke in den Klostergarten. Auf der anderen Seite verlief der Nonnenstieg.
    Welch heiliger Platz, dachte sie mit einem schiefen Lächeln, als sie an den Inhalt des Ordners dachte, der in ihrem Auto lag.
    Die Kommissarin hätte zu gern gewusst, ob Alexander Sandemann seine ausspionierten Opfer erpresst hatte. Man würde seine Konten nach ungewöhnlichen Zahlungen überprüfen müssen. Allerdings glaubte Sabine nicht, dass er so dumm gewesen war, sich Erpressungsgelder überweisen zu lassen oder per Scheck einzuziehen. An solchen Einnahmen wollte man das Finanzamt schließlich nicht teilhaben lassen!
    Sabine öffnete eine Gartentür und durchquerte den gepflegten Vorgarten.
    Doch wenn Sandemann von einem Erpressungsopfer getötet worden war, wer hatte dann von Everheest und Reeder umgebracht? Reeder und Sandemann waren beide vergiftet worden. Falls es das gleiche Gift war, konnte man von einem Täter ausgehen, und das passte überhaupt nicht in die Erpressungstheorie. Sabine stieg die Stufen zur Eingangstür hinauf und ließ die Hand über die reich verzierte Brüstung gleiten. Die Stimme ihrer Tochter, die durch die mit farbigen Glaselementen durchsetzte Edelholztür drang, riss sie aus ihren Gedanken. Sie drückte den Klingelknopf.
    „Onkel Uuuuulf, es hat geläutet! Darf ich aufmachen?"
    „Aber ja, du süßeste aller Nichten."
    Sabine grinste. Bei Jens würde sich allein durch den Tonfall der Magen umdrehen. Er hatte ein sehr zwiespältiges Verhältnis zu seinem jüngeren Bruder, konnte seine gezierte Art nicht ausstehen, und noch mehr hasste er dessen Freunde. Anderseits war Ulf der aufsteigende Star am Hamburger Architektenhimmel und stellte -ganz nebenbei mit großem Erfolg seine Gemälde aus, die er nachts zur Entspannung schuf. Er kannte jeden in der Künstlerszene, schnappte den wichtigsten Klatsch auf und war bei den großen Partys ein gern gesehener Gast. Einen nicht unbedeutenden Anteil seiner Mandanten verdankte Jens der Empfehlung seines Bruders. Also kam er zähneknirschend zu dessen Kaffeerunden und Cocktailpartys -versöhnt durch die Aussicht, wichtige Leute und potenzielle Mandanten kennenzulernen.
    Eine kleine Person rannte durch den Windfang und riss die Tür auf. „Mama!" Julia drückte sich strahlend an sie. „Da wird sich Onkel Ulf aber freuen!" Laut schrie sie über die Musik hinweg, die aus Wohnzimmer, Salon und Esszimmer drang: „Es ist die Mama! Komm schnell, Onkel Ulf!"
    Mit federnden Schritten durchmaß eine hochgewachsene Gestalt die Marmorhalle. Von seinen nackten Füßen, über die weiße Satinhose, das knallorange Hemd, bei dem drei Knöpfe offen standen, bis zu seinem blondierten Haar, das er mit

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