Feuer der Rache
des Mörders sind. Sagen Sie mir, warum? Was verbindet Sie mit den anderen, das Sie zur Zielscheibe werden lässt?"
Lorenz von Raitzen zuckte mit den Schultern. „Wir sind Freunde, das ist alles. Das sagten wir Ihnen bereits."
„Das reicht nicht."
„Wir sind jung und erfolgreich und stammen aus wohlhabenden, alteingesessenen Familien", schlug Eike Canderhorst vor.
„Und das neidet Ihnen jemand? Aber warum gerade Sie beide und Ihre drei Freunde? Gibt es in Hamburg nicht noch eine ganze Menge mehr Leute, auf die das zutrifft? Oder haben Sie alle Ihre Karriere und Ihren Reichtum auf Kosten von jemand anderem gemacht, der nun einen Grund hätte, sich an Ihnen zu rächen?"
Das Thema schien ihnen unangenehm zu werden. Sie lauschten wieder Blicke aus. Die Kommissarin war sich inzwischen sicher, dass die Männer sie nicht nur aus Sensationsgier aushorchen wollten. Sie fürchteten sich wirklich -aber warum? Das war ihr Geheimnis, das sie ihr unter keinen Umständen mitteilen wollten.
„Es drängt sich mir der Eindruck auf, dass Sie sehr wohl eine Vorstellung davon haben, was ich meine, wenn ich von Gemeinsamkeiten spreche. Könnte es sein, dass Sie sich selbst belasten, wenn Sie es mir verraten?"
„Belasten?", rief Eike Canderhorst. „Sie unterstellen uns, wir würden etwas Illegales tun?" Sein ausgestreckter Zeigefinger schnellte nach vorn. „Dort draußen läuft ein Killer herum. Der tut etwas Illegales! Den sollten Sie jagen -und nicht den potenziellen Opfern etwas unterstellen."
Sabine hob entschuldigend die Hände. „Tut mir leid. Mit so wenigen Anhaltspunkten kann ich Ihnen nicht weiterhelfen. Wenn Sie sich gefährdet fühlen, dann engagieren Sie einen privaten Sicherheitsdienst -oder Sie überlegen es sich noch einmal und verraten mir, was Sie wirklich mit den Ermordeten verbindet. Vielleicht haben Sie ja eine ganz genaue Vorstellung, wer der Mörder sein könnte? Dann wäre es für Sie am sichersten, Sie würden uns helfen, ihn zu fassen, oder nicht? Dann könnten wir Ihnen vielleicht helfen. Denken Sie darüber nach!" Sie reichte Eike Canderhorst ihre Karte mit der Nummer des Präsidiums.
„Ach, übrigens, wurden Sie jemals erpresst?", fragte sie, als sie in der offenen Tür stand.
Die beiden Männer sahen einander an, und soweit die Kommissarin dies beurteilen konnte, war ihre Verblüffung echt.
„Ulf, sag mal", begann sie, als sie den Gastgeber später allein in der Küche antraf. „Die drei Ermordeten waren im Gymnasium in deiner Klasse. Fühlst du dich jetzt auch bedroht? Hast du Angst, das nächste Opfer zu sein?"
Ulf hob die gezupften Augenbrauen. „Nein, sollte ich?"
Sabine zuckte mit den Schultern. „Ich glaube nicht. Deine beiden Freunde jedoch meinen, demnächst ist einer von ihnen dran."
„Wie gruselig", sagte Ulf mit einem übertriebenen Schaudern. „Ich würde mir einen muskelbepackten Bodyguard zulegen."
„Spotte du nur. Nach deren Aufzählung der jungen, erfolgreichen, wohlhabenden Jungs vom Gymnasium Blankenese gehörst auch du auf die Todesliste."
Ulf runzelte die Stirn. „Und das soll ein Grund sein, Leute umzubringen? Schau dir mal die Absolventen des Johanneums an oder des Gymnasiums hier. Nein, du nimmst mich auf den Arm!"
Die Kommissarin schüttelte den Kopf. „Nein, ich nicht. Aber ich habe den Eindruck, die beiden haben das gerade mit mir versucht. Dennoch scheint ihre Angst echt zu sein. Also entweder sind sie so 'ne Art Hypochonder, die jetzt Angst haben, ermordet zu werden, oder es gibt tatsächlich eine in diesem Zusammenhang wichtige Verbindung zu den drei Toten."
„Jetzt gruselt es mich wirklich", sagte Ulf und wandte sich der Kaffeemaschine zu. „Eine tolle Erfindung!", schwärmte er. „Soll ich dir eine Latte Macchiato machen?"
„Ich rede über Mord, und du willst Latte Macchiato trinken!", beschwerte sich die Kommissarin.
„Kann man nicht beides gleichzeitig? Ich bin ganz Ohr, aber ich brauche jetzt zur Beruhigung Koffein."
Sabine musste grinsen. „Also gut, wenn dich deine Kaffeemaschine nicht zu sehr in Anspruch nimmt, dann denke mal darüber nach, was diese Verbindung sein könnte."
„Dieser Automat macht das ganz allein, das ist ja das Tolle daran. Ich brauche hier nur den Becher mit Milch danebenzustellen." Die Maschine begann zu surren und zu fauchen. Ulf kaute auf seiner Unterlippe.
„Nein, mir fällt nichts ein. Ich bin kein Kriminalist. Ich habe nicht den leisesten Schimmer."
„Denk nach! Du warst jahrelang mit ihnen
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