Feuer der Rache
las über Thomas' Schulter mit. Dann hoben beide Männer den Blick und starrten Sabine an.
„Wo, um alles in der Welt, hast du das her?"
„Von Frau Sandemann persönlich, die es im Privattresor ihres Mannes gefunden hat. Nette Ausbeute, nicht?"
„Ich glaube, wir müssen das Essen noch ein wenig verschieben", sagte der Hauptkommissar kopfschüttelnd. „Und du wirst mir noch ein paar Fragen beantworten müssen!"
„Aber gerne", stimmte Sabine zu. „Und wenn wir damit fertig sind, fällt mir noch eine Geschichte ein, die interessant für dich sein könnte." Das seltsame Verhalten der beiden Freunde bei Ulfs Kaffeeeinladung würde bei dem Hauptkommissar sicher noch ein grüblerisches Stirnrunzeln hervorrufen.
Der Hauptkommissar war zu seinem Gespräch mit dem Senator aufgebrochen, während Sabine und Sönke noch einen Tee miteinander tranken. Zweimal rief Sönke im Präsidium an, bekam aber von der Sekretärin nur die Auskunft, dass weder der Kommissar Robert Gerret noch der Kollege Uwe Mestern bisher von ihren Terminen zurückgekehrt waren. Sönke vertiefte sich in den Ordner, den Sabine mitgebracht hatte, während sie ihren Gedanken nachhing. Wie, um alles in der Welt, konnte sie Peter aus diesem Fall raushalten? Sie schreckte hoch, als Sönke den Ordner mit einem Knall schloss.
„Ich muss mit der Sandemann reden -je schneller, desto besser. Und dann würde ich gern den Herren von Raitzen und Canderhorst einen Besuch abstatten. Willst du nicht mitkommen? Ich kann hier nicht ewig warten, bis einer der Jungs sich endlich bequemt, von seinem Termin zurückzukommen."
Sabine sprang auf. „Ja, klar komme ich mit. Ich habe heute nichts Wichtiges mehr vor." Das Versprechen, das sie Michael heute Morgen gegeben hatte, schob sie in eine hintere Ecke ihres Gedächtnisses. Er würde verstehen, dass die Arbeit der Ermittlungsgruppe vorging.
Sie erreichten Frau Sandemann auf ihrem Handy. Die Witwe war gerade in der Praxis ihres verstorbenen Mannes und sah Papiere durch. Sönke bat sie, dort auf die Kripoleute zu warten.
Sabine schwieg fast während der gesamten Fahrt nach Harvestehude in Sönkes altem weinrotem Daimler und blickte aus dem Fenster, ohne jedoch etwas von dem zu sehen, was draußen an den Straßenrändern vorbeiglitt. Erst als sie sich dem Klosterstern näherten, räusperte sich Sabine.
„Ich könnte Herrn von Borgo befragen, dann musst du dir das nicht auch noch aufladen. Ich mache es gleich heute Abend, während du in Ruhe mit deiner Frau zu Abend isst. Wir brauchen es Thomas ja nicht zu sagen." Sie hielt die Luft an. Würde er darauf eingehen? Würde er sich zu diesem Regelverstoß hinreißen lassen?
„Ne, ne, lass mal. Den lade ich morgen ins Präsidium vor. Für den muss man nicht auch noch Extrawürste braten und ihn abends zu Hause aufsuchen. Geh du mal zu Mike und päppel den armen Jung ein bisschen auf."
„Habe ich schon am Wochenende getan. Es macht mir wirklich nichts aus, heute Abend nach Blankenese zu fahren. Ich wollte mich eh noch einmal mit Iris' Großmutter unterhalten. Mir geht dieser Fall einfach nicht aus dem Kopf. Ich will wissen, was da geschehen ist und warum."
Sönke parkte den Daimler schief am Straßenrand. „Dann fahr nach Blankenese. Geht mich ja nichts an, aber die Befragung machst du nicht allein. Du bist mir da -sagen wir mal -nicht objektiv genug, wenn es um diesen Herrn geht."
Die Kommissarin unterdrückte ihren Protest. Es wäre nutzlos gewesen, und sie wusste, dass Sönke recht hatte. Sie musste sich eine andere Taktik ausdenken.
Der Besuch bei Tanja Sandemann brachte nicht viel Neues. Sie gab sich wortkarg und schien bereits zu bereuen, dass sie die Kommissarin aufgesucht und ihr den Ordner übergeben hatte.
„Mein Mann ist ein Mordopfer", fauchte sie entnervt, als Sönke nicht lockerließ, „und nicht der Täter! Ich kann es nicht zulassen, dass Sie seinen Ruf noch nach seinem Tod beschädigen."
Der Kripobeamte war nicht so leicht zu beeindrucken. „Das eine schließt das andere nicht aus."
Auch über ihren Vater, den Senator, war Frau Sandemann nicht bereit, weitere Auskünfte zu geben. Sie warf Sabine einen anklagenden Blick zu, als Sönke andeutete, man könne ihn mit dem belastenden Foto konfrontieren.
„Kennen Sie die Herren Eike Canderhorst und Lorenz von Raitzen?", wechselte Sönke das Thema.
Sie sah ihn verständnislos an. „Ja, natürlich. Sie haben die Fotos und Briefkopien in dem Ordner doch gesehen, oder?"
Sönke nickte. „Das
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