Feuer der Rache
dort Mitglied.
Das schien Hauptkommissar Ohlendorf zu schlucken. Er zog einen Hefter heran und schlug ihn auf. „Ich war gestern Abend noch bei Michael und habe seine Aussage aufgenommen. Er hat mir berichtet, dass ihr jemanden getroffen habt. Peter von Borgo. Ist das richtig?"
Sabine nickte widerstrebend.
„War das nicht der Privatdetektiv, der nirgendwo eingetragen ist und dessen Villa in Blankenese wir im Herbst durchsucht haben?"
„Ja, wo absolut nichts gefunden wurde, was ihn belasten könnte!"
„Aber nun taucht er wieder in der Nähe einer Leiche auf und sagte -warte, ich suche den Satz: Er würde euch nicht raten weiterzugehen. Von unliebsamen geschäftlichen Unterbrechungen soll er gesprochen haben?" Thomas runzelte die Stirn. „Kannst du das bestätigen?"
Verdammt, verdammt, verdammt! Was sollte sie sagen? Sie konnte Michael schlecht der Lüge bezichtigen. Immerhin war er ein Mitglied des Teams. Aber wenn sie seine Aussage bestätigte, dann würde Thomas anordnen, den Vampir zu verhören!
„Michael drängt darauf, dass wir den Kerl genau unter die Lupe nehmen. Er meint, seine Instinkte sagen ihm, dass bei dem etwas faul ist." Der Hauptkommissar betrachtete Sabine bei diesen Worten aufmerksam.
Das lief in keine gute Richtung. Obwohl sie sich über Peter von Borgos Verhalten ärgerte, verfluchte sie nun Michael, der durch seine Eifersucht den Vampir in Schwierigkeiten brachte. Sabine schnaubte durch die Nase.
„Nimm das mal nicht für bare Münze. Er würde auch dich für verdächtig erklären, wenn du ihm als mögliche männliche Konkurrenz erscheinen würdest. Männer im Testosteronrausch beißen alles, was sich bewegt!"
„Da hat die Deern nicht unrecht", mischte sich Sönke ein, der bisher geschwiegen hatte. „Den Mike hat es bis über alle Ohren erwischt."
„Ach, so ist das", wunderte sich der Hauptkommissar. „Ich dachte, dir müsste ich nicht sagen, dass man Beruf und Privatleben trennen sollte."
„Du lässt doch keine Gelegenheit aus, mich mit der Nase darauf zu stoßen, dass ich demnächst suspendiert werde", schnappte Sabine beleidigt.
„Ja, aber noch ist es nicht endgültig! Oder willst du das Handtuch werfen? Ich rechne immer noch fest mit dir!"
Sabine befürchtete, in Tränen auszubrechen. Wie leichtsinnig hatte sie sich in ihrer Einsamkeit durch ein wenig Zärtlichkeit von ihrem Ziel ablenken lassen. Sie wollte nicht die Geliebte eines Kommissars sein, der ihr ab und zu ein paar Ermittlungsbröckchen zur Unterhaltung zuwarf. Sie wollte selbst wieder arbeiten.
„Ich werde mich darum kümmern, Thomas, ich verspreche es. Und das mit Michael, nimm das nicht so ernst. Ich habe die Sache im Griff! Ehrlich!"
Der Hauptkommissar musterte sie noch einmal streng. „Das will ich hoffen. Es ist alles schwierig genug. Aber gut. Kommen wir zu Peter von Borgo zurück." Sabine sackte in sich zusammen. Wie hatte sie so naiv sein können zu glauben, Thomas würde diese Spur nicht weiterverfolgen? Er war ein guter Kripomann!
„Sönke, lade ihn vor und nimm seine Aussage auf. Schnapp dir Robert oder Uwe -solange er noch da ist -, wenn Michael ein persönliches Problem mit dem Zeugen hat. Fühle ihm richtig auf den Zahn. Es kommt mir ein wenig zu zufällig vor, dass er sich dort herumgetrieben hat, als Sandemann kaum zwei Stunden tot war."
Sönke brummte etwas Unverständliches, nickte aber. Der Hauptkommissar stellte Sabine noch ein paar Fragen über den Zustand des Tatortes und der Leiche bei ihrem Eintreffen, machte sich Notizen und schaltete dann das Aufnahmegerät aus. Er schob den Ärmel seines abgewetzten Jacketts zurück und sah auf die Uhr.
„Es ist schon nach zwölf. Gehen wir uns zusammen stärken, bevor ich mich dem Senator zum Fraß vorwerfe?" Er zog eine Grimasse. Sönke nickte und erhob sich.
„Ja, gern", stimmte auch Sabine zu. „Aber vorher möchte ich dir noch etwas geben, das dich interessieren dürfte -und deinen ErmitÜungen vielleicht eine neue Richtung gibt."
Sie genoss einige Augenblicke Thomas' fragenden Blick, ehe sie dem Leiter ihrer Ermittlungsgruppe den Ordner reichte, den Frau Sandemann ihr gegeben hatte. Hauptkommissar Ohlendorf begann ihn achtlos durchzublättern, doch schon bei der vierten Seite stutzte er, blätterte zurück und vertiefte sich in das Schreiben. Sabine beobachtete sein Mienenspiel. Nun begriff auch Sönke, dass es nichts Alltägliches sein konnte, das Sabine ihnen mitgebracht hatte. Er stand auf, trat hinter den Schreibtisch und
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