Feuer der Unschuld
Monate meines Lebens.“
Vor Überraschung riss Ashely die Augen weit auf. „Mom!“
„Ich weiß, ich weiß. Aber hör mir erst einmal zu. Ich habe ja nicht behauptet, es sei leicht gewesen. Das war es weiß Gott nicht. Aber in diesen sechs Monaten ist mir endlich klar geworden, was ich vom Leben wollte. Und mit wem ich es verbringen wollte. Gelegenheiten und Verehrer gab es jedenfalls genug.“
Als Ashley sie mit offenem Mund ansah, lächelte ihre Mutter. „Darling, du glaubst doch nicht etwa, dass du nach dreißig kein Sexleben mehr hast?“
„Ach du meine Güte“, murmelte Ashley bloß.
„Wie gesagt, ich hätte einen Mann nach dem anderen haben können, aber ich habe es einfach nicht über mich gebracht“, sagte ihre Mutter.
„Weil du Dad geliebt hast?“
„Weil es unanständig gewesen wäre. Dein Vater hätte es einfach nicht verdient. Und um ehrlich zu sein, eigentlich wollte ich nur ihn. Außerdem habe ich begriffen, dass ich ihn für meine Unzufriedenheit verantwortlich gemacht habe. Natürlich war es viel einfacher, ihm einen Vorwurf zu machen, weil er immer so lange gearbeitet hat. Aber in Wirklichkeit war ich unausgelastet und wusste nicht, was ich tun sollte, nachdem ihr flügge geworden wart.“
„Wow, ich habe ja nie bemerkt …“
Lächelnd streichelte ihr ihre Mom über die Wange. „Was? Dass ich ein Mensch wie jeder andere bin? Dass deine Mom nicht perfekt ist?“
„Vermutlich“, sagte Ashley zögernd. „Hey, das ist eine wirklich schockierende Erkenntnis. Sie könnte das Denkmal der glorreichen Mutter zum Einsturz bringen.“
Lachend zwickte ihre Mutter sie in die Nase. „Genauso ein kleiner Schlaumeier wie dein Vater. Du bist ganz wie er.“
„Was? Ich bin nicht wie Daddy, auch wenn er das vermutlich nicht gerne hört. Seinen Geschäftssinn habe ich jedenfalls nicht geerbt.“
Ihre Mutter lächelte geduldig. „Aber du hast ein ebenso großes Herz wie dein Vater. Und wenn du jemanden liebst, dann tust du das mit ganzer Seele.“
Ashley stellte die Tasse ab und umarmte spontan ihre Mutter. „Ich liebe dich, Mama. Vielen Dank, dass du mit mir geredet hast. Genau das habe ich heute gebraucht.“
Ihre Mutter streichelte ihr über den Kopf und drückte sie ebenfalls. „Jederzeit, Darling. Ich liebe dich auch. Und du weißt, dass ich immer für dich da bin, wenn du mich brauchst.“
Devon saß William Copeland gegenüber, der bei der Kellnerin gerade seine Bestellung aufgab. Die zwei hatten sich in Williams Lieblingsrestaurant zum Lunch getroffen, obwohl Devon keinen Hunger hatte.
„Isst du nichts, mein Sohn?“, fragte William, während die Kellnerin Devon erwartungsvoll anblickte.
„Für mich bitte nur ein Glas Wasser“, sagte Devon.
Nachdem die Kellnerin gegangen war, lehnte sich William zurück.
„Ich möchte mit dir über einige Veränderungen im Unternehmen sprechen.“
In Devons Kopf schrillte eine Alarmglocke. Die letzten anstrengenden Tage und schlaflosen Nächte waren kräftezehrend gewesen. Das Letzte, was er jetzt gebrauchen konnte, war, dass der alte Herr sein Versprechen brach.
Vermutlich ahnte William, was in Devon vorging, denn er redete sofort weiter.
„Es ist nicht, was du denkst. Ich möchte, dass du meine Position bei Copeland übernimmst. Mir ist klar, dass wir eigentlich vereinbart hatten, dass Tricorp als stiller Teilhaber fungieren und der Name Copeland bestehen bleiben würde. Trotzdem hätte ich dich gerne auf dem Posten des Geschäftsführers.“
Irritiert schüttelte Devon den Kopf. „Das verstehe ich nicht.“
William seufzte leicht. „Ich bin krank, mein Sohn. Die Gesundheit, du verstehst. Ich habe alles getan, damit meine Familie abgesichert ist. Natürlich wäre mein Sohn Eric mein rechtmäßiger Nachfolger, doch er ist noch lange nicht so weit. Außerdem bin ich mir gar nicht sicher, ob er seine Zukunft im Familienunternehmen sieht. Er macht immer häufiger Andeutungen, er habe andere Interessen. Und Ashley … Das ist der Grund, warum ich auf eine rasche Hochzeit bestanden habe. Ich wünsche mir einen Mann an ihrer Seite, dem ich vertrauen kann. Wenn die Öffentlichkeit erfährt, dass es gesundheitlich mit mir bergab geht, würden sie sich wie die Geier auf sie stürzen, denn sie wäre eine leichte Beute.“
„Krank?“, brachte Devon hervor. „Wie sehr?“
„Genau kann ich das noch nicht sagen. Ich habe es ja noch nicht einmal mit Gloria besprochen. Aber ganz sicher wird sie auf die Barrikaden gehen, wenn sie es
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