Feuer der Unschuld
besser. Ich wollte nur kurz vorbeischauen, damit du dir keine Sorgen machst. Dann muss ich auch gleich weiter. Weißt du, es gibt eine Menge zu tun in unserem Apartment.“
Ihre Mom tätschelte ihr den Arm. „Natürlich. Aber erst trinkst du noch eine schöne Tasse Tee.“
„Gewürztee?“, fragte Ashley freudig.
„Mit einem Pfefferminzbonbon.“
Wohlig seufzend versank Ashley im Sofa, dankbar für die Fürsorge ihrer Mutter, die sie Kraft tanken ließ, bevor sie sich wieder der rauen Wirklichkeit stellen musste.
Einige Minuten später kam ihre Mom mit einem Tablett zurück, das sie auf dem Tischchen vor dem Sofa abstellte. Sie reichte Ashley eine Tasse Tee und ein Bonbon.
Als sie sich mit ihrer Tasse zu ihrer Tochter aufs Sofa gesetzt hatte, sah Ashley sie ernst an. „Mom? Was ist damals zwischen dir und Dad passiert?“
Überrascht und fragend schaute ihre Mutter sie an und stellte die Tasse ab. „Was meinst du, Darling?“
„Als ihr euch eine Zeit lang aus dem Weg gegangen seid. Ich wünschte, ich hätte es längst vergessen. Aber jetzt, da ich selbst verheiratet bin … interessiert es mich. Ihr zwei habt euch doch immer geliebt.“
Liebevoll sah die Mutter sie an und nahm sie dann bei den Händen.
„Das ist ganz normal, dass du dir Sorgen um diese Dinge machst. Aber Darling, zerbrich dir darüber nicht den Kopf.“
„Ich weiß, aber das, was dir und Daddy passiert ist, könnte auch jedem anderen Paar geschehen. Hatte er eine Affäre?“
„Großer Gott, nein!“ Seufzend schüttelte sie den Kopf. „Ich weiß, es war eine schwere Zeit für dich und Eric. Vor allem für dich. Dabei habe ich euch Kinder aus der ganzen Sache herausgehalten, weil ich dachte, es wäre besser für euch. Erst im Nachhinein habe ich erkannt, dass das falsch war.“
„Also, was ist passiert?“, fragte Ashley.
„Oh, rückblickend klingt es vermutlich ziemlich albern. Aber damals habe ich gedacht, unsere Ehe sei am Ende. Dein Vater hat sich verhalten wie immer. Nur hat mir das nicht mehr gereicht. Ich habe angefangen, an unserer Liebe zu zweifeln. Wahrscheinlich ist es völlig normal, an einem bestimmten Punkt die Beziehung zu hinterfragen. Dein Vater hat stundenlang gearbeitet und ist andauernd durch die Weltgeschichte gereist. Du und Eric, ihr seid schon erwachsen gewesen und eure eigenen Wege gegangen. Ich habe mich sehr einsam und nutzlos gefühlt.“
„Oh Mama“, sagte Ashley bekümmert, „das tut mir so leid. Es klingt schrecklich.“
Die Mutter lächelte. „Das war es zu der Zeit auch. Aber es ist ja nicht allein die Schuld deines Vaters gewesen. Als er eines Tages nach Hause gekommen ist und sah, dass ich seine Sachen gepackt hatte und ihn vor die Tür setzen wollte, hat er mich auf Knien angefleht, ihm zu sagen, was er falsch gemacht hätte. Die Wahrheit ist, ich wusste es selbst nicht. Ich wusste nur, dass ich unglücklich war. Und wenn ich es schon nicht wusste, woher sollte er es dann wissen?“
„Was hast du getan?“
„Ich habe eine Woche lang nicht mit ihm gesprochen. Nicht, dass ich wütend auf ihn war. Ich wusste nur nicht, was ich ihm sagen sollte. Ich brauchte einfach Zeit, um es herauszufinden. Und währenddessen begriff ich allmählich, dass ich diejenige war, die sich ändern musste. Nicht er. Ich musste herausfinden, was mich glücklich macht. Als ich schließlich bereit war, mit ihm zu reden, hat der arme Mann ausgesehen wie der Tod. Ich hatte ein schlechtes Gewissen, weil er meinetwegen litt. Gleichzeitig wusste ich aber, dass ich den nächsten Schritt tun musste, damit wir noch eine Chance hatten. Also bat ich ihn um eine vorübergehende Trennung. Er sah das natürlich ganz anders.“
Ashley runzelte die Stirn. „Ich habe immer angenommen … es sei Daddys Entscheidung gewesen, auszuziehen. Ich habe mich immer gefragt, ob vielleicht eine andere Frau im Spiel gewesen ist.“
Bekümmert verzog ihre Mom den Mund. „Ja, das hatte Eric auch gedacht, leider. Er war so wütend auf deinen Vater, dass ich ihm alles in Ruhe erklären musste. Danach war er natürlich auf mich böse, weil ich deinen Dad mehr oder weniger vor die Tür gesetzt hatte. Du weißt ja so gut wie ich, für Eric ist die Welt entweder schwarz oder weiß.“
Ashley nahm einen Schluck Tee und sah ihre Mutter an. „Und was ist dann passiert? Wieso hast du ihn wieder einziehen lassen?“
Ihre Mom seufzte mit entrücktem Blick. „Wir waren sechs Monate voneinander getrennt. Und irgendwie waren das die besten sechs
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