Feuer des Schicksals: Fantasy Roman (German Edition)
Melodie verklangen. Auch der Wind ließ nach. Anscheinend hatte Catori sie verlassen. Savannah war zu erschöpft, um sich darüber Gedanken zu machen, wie es überhaupt möglich war, dass sie das Flüstern einer Frau hörte, obwohl sie sich weit weg von ihnen befand.
„Junge Savannah, nimm nun deinen Zauber zurück. Den Rest des Giftes werden unsere Körper allein bekämpfen.“ Gavins Stimme klang sanft und zugleich bestimmend.
Savannah bekam gar nicht mehr mit, wie die Schilde sich auflösten. Sie glitt übergangslos in einen traumlosen Schlaf. Sie bemerkte nicht mehr, wie Aidan sich neben sie kniete und sie dann in seine Umarmung zog. So saßen die vier Menschen auf dem weichen Boden, bis die Nacht hereinbrach und Laylah und Gavin auf die Jagd gingen. Aidan saß weiterhin an einen Baum gelehnt, Savannah in seinem Arm. Tief versunken in seine Gedanken starrte er in die Dunkelheit, doch Antworten konnte er dort nicht erwarten.
Als die ersten Sonnenstrahlen Savannahs Gesicht wärmten, flatterten ihre Augenlider. Der tiefe Schlaf entließ sie aus seinen Fängen und als sie die Augen öffnete, sah sie Aidans Gesicht. Schweigend sahen sie sich an, bis ihr die Glieder so sehr weh taten, dass sie sich vorsichtig aufsetzte. Hatten sie sich eben noch tief in die Augen geschaut, so scheute Savannah jetzt den Augenkontakt. Der letzte Tag kam ihr wie ein verschwommener Traum vor.
Hinter ihnen im Wald hörten sie Geräusche. Kurz darauf tauchten Laylah und Gavin auf. In den Händen hielten sie mehrere Feldhasen. Noch immer schwiegen alle. Savannah, die sich weder damit auskannte, einen Hasen zu häuten noch ihn auszunehmen, setzte sich etwas abseits auf einen umgefallenen Baumstamm. Als sie ihren Blick schweifen ließ, bemerkte sie in einiger Entfernung einen besonderen Baum. Seine Blüten waren wunderschön. Sie konnte helle und dunkle Rosatöne erkennen. Als sie tief Luft holte, atmete sie ihren süßlichen Duft ein.
Der Baumstamm knarrte leicht, als sich Gavin neben sie setzte. In der Hand hielt er ein kleines Amulett. Ehe Gavin den Verschluss zuschnappen ließ, konnte Savannah das Bild einer wunderschönen jungen Frau erkennen. Eine kleine Weile saßen sie beide schweigend nebeneinander. Als ob er spürte, dass Savannah sich im Moment nicht selbst schützen konnte, verschloss er seine Gefühle und seine Gedanken. Das erleichterte Aufatmen der jungen Frau bestätigte seine Vermutung. Laylah hatte ihn über alles, was während seiner Abwesenheit passiert war, bei der Jagd aufgeklärt. Mit der Hand deutete er auf den Baum. „Das ist eine Sakura. Eine Kirschblüte.“ Savannah nickte, diesen Namen kannte sie auch aus ihrer Welt.
Gavin fuhr fort:„Dieser Baum blüht nur jeden zweiten Monat. Immer, wenn die Sonne die Kälte und das Eis vertreibt, bildet er über Nacht diese Blüten. Doch dieser Baum ist auch sehr empfindlich. Stört etwas das Gleichgewicht in seiner Umgebung, kann es passieren, dass er stirbt oder zumindest für einen Monat keine Blüten hervorbringt.“ Savannah, die irgendwie ahnte, worauf Gavin hinaus wollte, unterdrückte ein Lächeln. Irgendwie erinnerte er sie an ihren eigenen Großvater. Immer, wenn er seiner Enkeltochter etwas erklären wollte, zog er Vergleiche mit Mutter Erde oder anderen Elementen. Es gab Tage, da vermisste Savannah ihn furchtbar.
„Das Leben von vielen Tieren und Insekten hängt davon ab, dass es diesem Baum gut geht.“ Nach diesem Satz machte Gavin eine kurze Pause. Es schien fast so, als suche er nach Worten. „Du hast mir und Aidan das Leben gerettet. Dafür danke ich dir.“ Als Savannah den Kopf schütteln wollte, schaute der ältere Mann sie mit einem Gesichtsausdruck an, der keine Widerrede duldete.
„Ohne deinen Schild hätte Laylah allein nichts ausrichten können und Alecs Plan wäre aufgegangen. Laylah hat mir die letzten Neuigkeiten erzählt. Wie dieser Baum sind viele von dir und deiner Stärke abhängig. Du bist die Tochter unseres Clanführers Angus. Und deine neue Umgebung und was du erlebst und wem du begegnest, haben Auswirkungen auf dich. Ich stehe nun tief in deiner Schuld. Ich habe bereits mit Aidan gesprochen, ich werde euch begleiten.“
Savannah, die nicht genau wusste, was sie darauf antworten sollte, wurde durch Aidan abgelenkt. Er tauchte lautlos neben ihr auf und legte ihr eine Hand auf die Schultern. Dass sie vor Schreck zusammenzuckte, brachte ein kleines Lächeln auf sein Gesicht. „Wir müssen langsam aufbrechen.“
Gavin nickte, stand
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