Feuer & Eis
Dächer von Paris. Ihre Flügel schlugen so schnell sie konnten und das im Gleichklang. In Rekordzeit hatten sie das Haus erreicht.
„Wir müssen ihn ablegen, sonst bekommen wir die Tür nicht auf“, sagte Lisa.
„Mach du auf, ich halte Sam solange“, erklärte Isa mit stockender Stimme.
Lisa sah sie an und erschrak. Isas Gesicht war Tränen überströmt, das hatte sie im Flug gar nicht sehen können. Rasch öffnete sie die Tür, dann half sie ihrer Schwester, Sam hinein zu tragen. In der Eingangshalle blickte sie sich um.
„Wohin nur? Wo sollen wir ihn hinlegen?“, fragte Lisa.
„Ich glaube, ins Empfangswohnzimmer. Denn so starr wie er ist, legen wir ihn am besten auf den Boden. Und dort drin liegt wenigstens ein Teppich.“
Also brachten sie ihn hinein und legten ihn vorsichtig ab. Isa kauerte sich sofort neben Sam, strich ihm über den Kopf uns sprach beruhigend auf ihn ein.
Lisa versuchte ihre Gedanken zu sammeln. Leander wollte das Silber aus Sam herausnehmen. So fing sie an durch das Haus zu laufen und einige Dinge zusammen zu suchen. Gerade als sie wieder die Treppe herunter kam, ging die Haustür auf. Anthony und Leander waren da.
„Wo ist er?“, fragte Anthony aufgeregt.
„Da drin“, antwortete Lisa und zeigte auf die Tür des Empfangszimmers.
Anthony stürmte sofort los und blieb an der Tür wie angewurzelt stehen. Sein Freund lag auf dem Boden, starr – wie tot. Sein Gesicht war nass von den Tränen, die Isa weinte. Diesen Anblick würde er nie vergessen, doch ihr Kampf gegen das Böse hatte gerade erst begonnen. Er würde sicher noch ein paar Jahre andauern. Dieser Gedanke weckte ihn auf. Innerhalb eines Wimpernschlages war er neben seinem Freund und untersuchte ihn auf Verletzungen.
„Es ist nur sein Bein“, hörte er Leander sagen.
„Hier, ich habe gedacht, dass ihr etwas davon gebrauchen könnt“, meinte Lisa und überreichte Leander die Sachen.
„Danke. Wir brauchen auch noch warmes Wasser. Eine Schüssel am besten“, sagte er.
Dann kniete er sich neben Sam. Lisa war klug. Sie hatte Handtücher, eine Schere, eine Pinzette, eine kleine Taschenlampe und sogar Nähzeug mitgebracht.
Leander schnitt Sam das Hosenbein auf und besah sich den Unterschenkel. Es gab mehrere kleine Wunden, doch sie bluteten nicht. Selbst das Blut in Sam war erstarrt.
„Du musst nicht hinsehen“, sagte er an Isa gewandt.
„Es ist schon in Ordnung. Mach nur, dass es ihm wieder gut geht“, schniefte sie.
„In Ordnung. Anthony, du musst mir helfen. Kannst du die Lampe halten und die Wunden immer wieder abwischen, während ich das Silber aus seinem Bein raus picke?“
„Ja“, erklärte er.
Seine Stimme war belegt, traurig sah er in Sams Gesicht. Dann zu Isa, die immer noch weinte.
Lisa kam mit dem angeforderten Wasser zurück und Leander machte sich an die Arbeit. Konzentriert und schweigend arbeitete er mit Anthony zusammen. Leander musste keine weiteren Anweisungen geben, nach und nach kamen die kleinen Silberkugeln zum Vorschein. Er ließ sie alle auf den Teppich fallen. Gerade als er die letzte heraus genommen hatte, öffnete sich die Haustür und die restlichen Bewohner kamen herein. Eine wirre Aufregung lag in der Luft und Sam machte einen kräftigen, lauten Atemzug. Er sog die Luft ein, wie ein Ertrinkender.
„Na, das beweist ja, dass ich alle Kugeln gefunden habe“, freute sich Leander.
Von Sam kam allerdings keine Reaktion. Bis auf das er wieder atmete und sein Körper wieder etwas beweglicher war.
„Er muss trinken! Das Silber verteilt kleinste Partikel im Körper, es ist auch in seinem Blut. Es wird dauern, bis er sich richtig erholt“, sagte Anthony zu Isa und sah sie eindringlich an.
Sie nickte, blieb aber weiterhin sitzen. Ihre Augen waren ganz glasig und verquollen. Mechanisch strich sie Sam über den Kopf.
„Hast du gehört, was ich gesagt habe?“, fragte Anthony noch einmal.
Während Lisa wie in Trance erneut nickte, kamen nacheinander die anderen in den Raum. Unausgesprochene Fragen hingen in der Luft doch das Erstaunlichste war, dass Edna, Raven und Layla Isa anstarrten und nicht Sam.
„Ich habe sie noch nie weinen sehen“, sagte Layla leise.
„Es hat auch noch nie eine von uns geweint“, gab Edna zurück.
Nun sahen die Männer staunend zu den Engeln.
„Echt jetzt? Noch nie?“, wunderte sich Anthony.
Edna schüttelte den Kopf. Ob Raven wegen dem Streit mit Stephan wirklich geweint hatte, wusste sie ja nicht mit Bestimmtheit.
„Layla, ich
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