Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition)
eben eine SMS von Vanessa bekommen. Jetzt sind es vier Tote. Um ein Haar wären es fünf gewesen.
Hätten wir mehr retten können?, denkt Minoo. Hätten wir früher erkennen müssen, wie alles zusammenhängt?
In einer Woche soll Adriana hingerichtet werden. Noch ein Tod, den sie verhindern müssen, noch eine Lösung, die sie einfach nicht finden. Minoo hat noch einmal versucht, im Vergnügungspark die Beschützer zu erreichen, aber sie bekam keinen Kontakt.
Die Welt lastet so schwer auf ihren Schultern, dass sie kaum atmen kann.
Sie bleibt vor dem Haus stehen. Sie war so lange nicht mehr hier, und plötzlich spürt sie, wie sehr sie sich nach Gustaf sehnt.
Sie wünschte, er hätte sich wirklich mit
ihr
vertragen. Jetzt kommt es ihr vor, als hätte sie die entscheidende Folge der Fernsehserie über ihr eigenes Leben verpasst.
Sie klingelt und Gustaf öffnet fast sofort.
»Hi«, sagt er.
»Hi«, sagt sie.
Sie geht ins Haus und zieht Jacke und Schuhe aus.
Gustaf umarmt sie zur Begrüßung, ein bisschen länger als sonst. Oder doch nicht?
»Ist das Minoo?«, ruft Lage Åhlander aus dem Wohnzimmer.
»Du musst meinem Vater Hallo sagen«, sagt Gustaf leise. »Er war total aus dem Häuschen, als ich ihm gesagt habe, du würdest kommen.«
Minoo lächelt und geht ins Wohnzimmer, begrüßt Lage und wechselt ein paar Worte mit ihm. Dann geht sie mit Gustaf in sein Zimmer.
»Ich bin froh, dass du angerufen hast«, sagt er und sinkt auf sein Bett. »Ich habe mir Sorgen gemacht.«
»Wieso denn?«, sagt sie und macht die Tür hinter sich zu.
»Bei PE wird viel über dich und deine Freundinnen geredet. Hauptsächlich natürlich über Linnéa und Ida. Aber auch über dich. Alle hassen deinen Vater für das, was er schreibt. Und das bedeutet, dass sie dich auch hassen. Genau wie Vanessa und Anna-Karin, weil sie mit euch befreundet sind.«
Minoo stellt ihren Rucksack vor dem Bett ab und setzt sich neben Gustaf. Das Foto von ihm und Rebecka hängt noch immer über dem Kopfende an der Wand. Rebecka, die versuchte, den Auserwählten klarzumachen, dass sie zusammenarbeiten, sich kennenlernen, ein Zirkel werden müssen.
Sie wäre jetzt sicher stolz auf sie.
»Ihr solltet morgen besser nicht in die Schule kommen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Erik und Robin etwas planen«, sagt Gustaf.
»Wir können nicht einfach zu Hause bleiben und uns verstecken«, sagt Minoo. »Und was sollen sie in der Schule schon groß machen?«
»Du denkst vielleicht, ich übertreibe.«
»Nein«, sagt sie. »Wirklich nicht.«
»Versprich mir wenigstens, dass du darüber nachdenkst.«
Minoo nickt.
»Worüber wolltest du mit mir reden?«, fragt Gustaf.
Sie öffnet das Außenfach ihres Rucksacks und nimmt die Kette heraus. Sie spürt den Rest der starken Magie, die durch den Anhänger kanalisiert worden ist. Ihre Finger kribbeln, als sie ihn in der Hand hält.
»Hast du so eine schon mal gesehen?«, fragt sie.
Gustaf wirft einen Blick auf die Kette, steht auf und geht zum Schreibtisch. Als er sich umdreht, hält er eine schwarze Schachtel in der Hand und reicht sie Minoo.
»Mach auf«, sagt er.
Vorsichtig hebt sie den Deckel ab. Auf einem Polster aus falschem Samt liegt genau die gleiche Kette.
»Ich habe sie gestern bekommen«, sagt Gustaf. »Als ich wieder eingetreten bin. Rickard will mich in den inneren Kreis aufnehmen.«
Minoo betastet das Metallzeichen. Sie kann keine Magie daran feststellen, aber vielleicht muss das Amulett erst aktiviert werden.
Sie schließt die Schachtel wieder.
»Diese Kette ist die Eintrittskarte für das Frühlingsfest in der Schule«, sagt Gustaf.
»Haben alle PE -Mitglieder so eine bekommen?«
»Nur die, die aufs Gymnasium gehen. Und die Lehrer. PE hat die Ketten letzte Woche verteilt, aber Rickard hat seine schon seit dem Sommer.«
Minoo erstarrt.
»Rickard?«
»Ja. Ich habe es beim Fußballtraining gesehen.«
Rickard, der als Erster in der Schule von PE gesprochen hat. Rickard, der sich nie durch irgendetwas hervorgehoben hat, bis er im letzten Jahr plötzlich zur Führungspersönlichkeit mutierte. Er muss ferngesteuert sein, genau wie Diana.
»Ist er der Einzige, der schon vorher so eine Kette hatte?«, fragt Minoo.
»Jedenfalls habe ich sie bei keinem sonst gesehen«, sagt Gustaf.
»Aber jetzt haben alle eine? Alle, die morgen zum Frühlingsfest kommen?«
»Ja? Wieso interessierst du dich so dafür?«, fragt er.
Wenn sie es ihm doch nur erzählen könnte.
»Was soll denn auf diesem Fest
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