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Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition)

Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition)

Titel: Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mats Strandberg
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sie. »Ich hoffe, er hat auf mich gehört, aber …«
    Ida nickt ernst. Und für einen Augenblick spürt Minoo, dass sie sich gegenseitig vollkommen verstehen.
    Als Minoo nach draußen kommt, steht Viktor direkt vor der Tür, die Hände tief in den Manteltaschen vergraben.
    »Ich habe nicht damit gerechnet, dass du wirklich kommst«, sagt er. »Danke.«
    »Ich tue es nicht für dich«, sagt Minoo. »Ich tue es nur für Adriana.«

69. Kapitel
    M
inoo beobachtet ihn, während sie durch Engelsfors fahren. Sie betrachtet sein Profil, seine langen, dichten Wimpern, die Nase, die tatsächlich ein klein wenig schief ist, die Bartstoppeln, die man wie einen Schatten auf seinen kantigen Kieferknochen erahnen kann.
    Viktor Ehrenskiöld.
    Aufgeblasener Neuankömmling. Literarische Zwillingsseele und Sporthasser. Feind. Schmieriger Spion. Gesellschaftliches Sorgenkind. Alexanders rechte Hand. Linnéas Retter. Adrianas Ankläger. Verräter des Rats.
    Ich habe keine Ahnung, wer er ist, denkt Minoo.
    »Mir ist immer noch nicht klar, wieso du das hier tust«, sagt sie. »Ich dachte, du wärst dem Rat gegenüber loyal.«
    »Ich bin Alexander gegenüber loyal«, entgegnet Viktor.
    »Ist das nicht dasselbe?«
    Er biegt in eine Straße der Kleinen Ruhe ein, sie nähern sich der Gegend, in der Adriana wohnt. Leichter Regen setzt ein und trommelt auf die Windschutzscheibe.
    »Wenn die Mitglieder achtzehn werden, müssen sie sich entscheiden, ob sie im Rat bleiben oder ihn verlassen wollen«, fährt Viktor fort. »Entscheidet man sich zu bleiben, muss man einen Treueeid leisten. Man schwört, den Anweisungen zu folgen, ohne selbst zu denken. Aber ich habe diesen Schwur nicht abgelegt.«
    Minoo sieht ihn an.
    »Wieso haben sie dich dann nicht rausgeworfen?«
    »Es gibt nicht so viele natürliche Hexen. Ich bin zu wertvoll für den Rat«, sagt Viktor so selbstverständlich, dass es nicht mal eingebildet klingt. »Man hat für mich eine Ausnahme gemacht.«
    Sie kommen an dem abgebrannten Haus vorbei, und Minoo denkt an die Nacht, in der die Auserwählten auf dem Weg zu Adriana waren, um bei ihr einzubrechen. Damals dachten sie, die Rektorin wäre ihr Todfeind. Jetzt ist Minoo erneut auf dem Weg zu ihr, nur dass sie dieses Mal ihr Leben aufs Spiel setzt, um Adriana zu retten.
    »Aber wenn du Alexander gegenüber so loyal bist, wieso hintergehst du ihn dann?«, sagt Minoo.
    »Ich tue es für ihn. Er könnte nie damit leben, wenn Adriana seinetwegen hingerichtet würde. Das weiß ich. Er sagte zu mir, dass er sich dem Beschluss des Rats beugt, dass er es akzeptiert, aber er hat gelogen.«
    Er wirft ihr einen kurzen Blick zu.
    »Und ich denke, du weißt, dass ich das mit Sicherheit sagen kann.«
    »Warum hast du ihn nicht in deine Lösung eingeweiht?«
    »Er hat den Treueschwur abgelegt. Er wäre wieder gezwungen, zwischen dem Rat und Adriana zu wählen.«
    Sie biegen in die Straße ab, in der Adriana wohnt. Viktor drosselt das Tempo und parkt den Wagen ein paar Häuser entfernt. Der Motor verstummt. Viktor zieht den Schlüssel ab.
    »Und außerdem geht es mir nicht nur um ihn«, sagt er. »Ich finde es nicht richtig, dass Adriana sterben soll.«
    »Ich dachte, der Rat trifft immer die richtigen Entscheidungen«, sagt Minoo.
    »Nein«, sagt Viktor und schaut sie an. »Ich habe es noch nie laut gesagt, aber nein, der Rat hat nicht immer recht. Fakt ist, dass sogar oft falsche Entscheidungen getroffen werden und der Rat seine Energie in die verkehrten Dinge investiert. Aber wir brauchen ihn. Ohne ihn würde auf der ganzen Welt Chaos ausbrechen. Diejenigen, die Magie beherrschen, würden die unterdrücken, die dazu nicht in der Lage sind. Der Rat hat auch sein Gutes, egal, was du von ihm hältst.«
    »Wie kommt es dann, dass du ihm keine Treue geschworen hast?«
    »Weil ich dann nie etwas verändern könnte. Ich will den Rat besser machen. Und darum muss ich innerhalb des Systems arbeiten und dennoch Abstand halten.«
    Offensichtlich gibt es noch einen weiteren Viktor, einen, mit dem Minoo niemals gerechnet hätte. Den Idealisten.
    »Bislang ist mir das gelungen«, fährt er fort. »Aber ich weiß nicht, was sie nach dieser Geschichte mit mir machen werden. Möglicherweise wird nicht mal Alexander mich dann noch schützen können.«
    Viktor, der Selbstlose? Viktor, der Held?
    Minoo findet das alles zunehmend verwirrend.
    Der Regen wird stärker. Viktor holt einen Schirm aus dem Kofferraum, spannt ihn auf und hält ihn über sie beide. Sie laufen

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