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Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition)

Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition)

Titel: Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mats Strandberg
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ein schlechtes Zeichen?, denkt Minoo. Heißt das, es gibt keine Verletzte, oder heißt es, dass sie es nicht nach draußen geschafft haben …
    Sie kann den Gedanken nicht zu Ende bringen.
    Eine Gruppe Frauen in gelben PE -Jacken überquert den Platz, sie werfen neugierige Blicke auf das brennende Haus.
    »Man will ja nicht behaupten, diese Schreiberlinge hätten es verdient«, sagt eine von ihnen, obwohl deutlich zu hören ist, dass sie genau das meint.
    »Das ist genau das, wohin negative Gedanken führen«, sagt eine andere und alle nicken zustimmend.
    Minoo schaut ihnen hinterher. Sie wusste gar nicht, wie sehr sie fremde Menschen verabscheuen kann.
    Minoo und Vanessa gehen weiter über den Platz, schlängeln sich vorsichtig im Zickzack an Passanten und den Bewohnern der umliegenden Häuser vorbei, die gekommen sind, um zu gaffen. Sogar Leffe hat seinen Kiosk verlassen und nippt an einem Pappbecher mit Kaffee. Als wäre das alles ein spannendes Spektakel, ein Schauspiel.
    Sie sind fast an der Absperrung angekommen, als Minoo zwei Reporter der Zeitung entdeckt und Kim von der Rezeption. Aber ihren Vater sieht sie nicht.

    Rauch sticht ihnen in die Nase und brennt in der Lunge. Als die Feuerwehr in der Mittelstufe die Schule besuchte, wurde den Kindern erklärt, dass gerade der Rauch die meisten Brandopfer fordert. Minoo denkt an die ganze Elektronik in der Redaktion, an die Kunststoffteppiche, die seit den Siebzigern dort liegen, die giftigen Gase, die sich mit Sicherheit gebildet haben.
    »Da!«, sagt Vanessa.
    Minoo schaut in die Richtung, in die Vanessa zeigt. Die Erleichterung ist so gewaltig, dass ihr beinah die Beine wegsacken.
    Papa. Wohlbehalten in seiner abgetragenen Winterjacke. Er diskutiert lautstark mit Nicke und Minoo schnappt ein paar Satzfetzen auf.
    »… offensichtlich ein Verbrechen, … muss ermittelt werden!«
    Minoo zieht Vanessa mit sich in die Richtung.
    »Als Erstes muss das Feuer gelöscht werden«, sagt Nicke in einem belehrenden Tonfall, als wäre Minoos Vater äußerst schwer von Begriff oder zwei Jahre alt. »Danach können wir uns näher mit der Ursache beschäftigen.«
    »Dir Ursache sitzt um die Ecke und feiert! Hinter dem Brand steckt Positives Engelsfors! Seit Herbst werde ich von denen bedroht, und ihr habt, verdammt noch mal, nicht das Geringste dagegen unternommen!«
    »So, jetzt holen wir alle mal tief Luft und beruhigen uns wieder, ja?«, sagt Nicke.
    »Beruhigen? Wie soll ich mich, bitte schön, beruhigen?«, schreit Papa.
    Minoo beobachtet ihn besorgt. Sie bezweifelt genauso wenig wie er, dass PE hinter dieser Sache steckt. Aber wenn Papa die Fassung verliert, klingt er einfach nur paranoid.
    »Ich habe meine Arbeit zu machen«, sagt Nicke und geht.
    Papa bleibt stehen. Minoo kann richtiggehend sehen, wie der Zorn von ihm abfällt. Zurück bleibt nichts als Verzweiflung.
    Nach seinem Abschluss an der Journalistenschule bekam er sofort eine Stelle in Stockholm, bei einer landesweit erscheinenden Zeitung. Er machte Karriere. Aber trotzdem entschied er sich dafür, in seine alte Heimatstadt zu ziehen, um Chefredakteur einer Lokalzeitung zu werden. Nicht, weil es ein prestigeträchtiger Job war, sondern weil es das gerade
nicht
war. Weil Engelsfors eine Stadt am Abgrund war. Eine Stadt ohne Hoffnung, in der Angst und Engstirnigkeit gediehen.
    Er hat dieser Stadt sein ganzes Leben geopfert. Und jetzt hat sie ihm alles genommen.
    Minoo will so gerne zu ihm. Aber sie sieht mehrere gelbe Jacken in der Menge. Auch wenn sie vermutlich keine Amulette tragen, ist das Risiko zu groß. Und ihr Vater ist in Sicherheit, während Hunderte andere Gefahr laufen, heute Abend zu sterben.
    »Komm«, sagt sie zu Vanessa. »Wir müssen gehen.«
    »Nicke ist wirklich ein Idiot«, sagt Vanessa, als sie sich auf den Weg zurück zur Citygalerie machen. »Gegen den sind sogar Kling und Klang begabt.«
    »Ich verstehe echt nicht, wie deine Mutter mit ihm zusammen sein konnte«, sagt Minoo. »Sie ist so nett.«
    »Wahrscheinlich zieht sie genau deshalb die ganzen Loser an.«
    Die automatischen Türen öffnen sich nicht für Unsichtbare, also müssen Minoo und Vanessa sie selbst aufziehen. Sie huschen in die Galerie.
    Die anderen warten vor der Kristallgrotte. Aber sie sind nicht alleine.
    »Scheiße«, sagt Vanessa und Minoo muss ihr recht geben.
    Viktor ist da. Er späht in Minoos und Vanessas Richtung, hebt zögernd die Hand zum Gruß.
    Vanessa lässt Minoos Hand los und Minoo spürt dasselbe Gefühl

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