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Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition)

Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition)

Titel: Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mats Strandberg
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graben.
    Es ist mühsamer, als sie erwartet hat, und immer wieder kommen Minoo und sie sich mit den Spaten in die Quere. Aber genau wie beim Reiten versetzt die körperliche Anstrengung Ida in eine Art Trance. Sie verwandelt sich in einen Graberoboter, der den Spaten hochnimmt, nach unten stößt, trockene Erdklumpen aushebt und auf die Seite wirft.
    Je tiefer sie kommen, desto feuchter und schwerer wird der Boden. Regenwürmer und Insekten versuchen zu fliehen, aber gegen Idas Spaten haben sie keine Chance. Sie zerquetscht jedes Getier, das sie erwischt, tut so, als wären es Feinde, die sie erledigt, einen nach dem anderen.
    Felicia. Robin.
    Linnéa. Jede Auserwählte bekommt ihren Teil des Spatens ab.
    Erik auch. Und Julia, weil sie so nervig ist.
    Sie müssen sich paarweise in der immer tieferen Grube abwechseln. Anna-Karin stöhnt und ächzt, fett, wie sie ist, und für Minoo dürfte Bücherstemmen der einzige Sport sein, den sie regelmäßig treibt.
    Zum Schluss graben nur noch Ida und Vanessa. Es wird zu einem Wettkampf. Nur das schabende Geräusch des Metalls und ihre keuchenden Atemzüge sind zu hören.
    Ida nimmt einen ungewöhnlich dicken Regenwurm ins Visier, stößt den Spaten nach unten, um ihn zu zerteilen, und trifft auf eine harte Oberfläche.
    Ida und Vanessa erstarren.
    »Der Sarg«, flüstert Minoo.
    Ida bekommt Panik. Sie muss aus dem Grab. Jetzt, jetzt, jetzt! Sie schleudert den Spaten weg und streckt die Hände nach oben.
    »Helft mir raus!«, faucht sie.
    Minoo und Anna-Karin zögern. Sie wechseln einen Blick, bevor Minoo endlich auf die Knie geht und Ida die Hände reicht. Sie klammert sich an ihnen fest, versucht, mit den Füßen Halt an der Grubenwand zu finden, und Erdklumpen fallen polternd nach unten. Endlich schafft sie es nach oben, spürt das trockene Gras unter ihren nackten Knien. Ihr Herz rast.
    Vanessa fängt seelenruhig an, den Sargdeckel freizulegen, als würde sie mindestens einmal pro Woche Gräber schänden.
    »Pass auf, dass du nicht einbrichst«, sagt Minoo. »Altes Holz kann morsch sein.«
    »Es sieht nicht so alt aus«, entgegnet Vanessa.
    Sie hat recht. Der dunkle Sarg glänzt im Mondlicht. Er sieht ganz neu aus, als wäre er erst vor Kurzem beigesetzt worden.
    Vanessa wirft ihren Spaten hoch ins Gras und beugt sich nach unten, streicht mit den Händen über die glatte Oberfläche.
    »Hier ist Magie. Ich kann sie spüren«, sagt sie und tastet die Kanten ab. »Nur wie zur Hölle sollen wir das Ding aufkriegen?«
    »Kapiert ihr eigentlich, wie krank das ist?«, sagt Ida. »Wir können doch nicht einfach einen Sarg aufmachen! Ich habe echt keine Lust, mir eine verweste Leiche anzuschauen!«
    Am Ende lässt ihre Stimme sie im Stich. Sie bricht, wie immer, wenn Ida sich aufregt.
    »Was dachtest du eigentlich, was wir in diesem Grab finden würden? Ein Osterei?«, faucht Vanessa.
    Ihre Arme und Beine sind erdverkrustet. Ein lehmiger Streifen prangt auf ihrer Stirn, wo sie sich mit schmutziger Hand den Schweiß weggewischt hat.
    Minoo wühlt in der Sporttasche, zieht das Stemmeisen heraus und reicht es Vanessa.
    »Wir wissen nicht, was im Sarg liegt. Vielleicht ist es gar keine Leiche«, sagt Minoo.
    Aber Ida hört die Angst hinter Minoos belehrendem Tonfall.
    Vanessa nimmt das Stemmeisen und versucht, den Deckel aufzubiegen.
    »Er klemmt!«
    Plötzlich spürt Ida etwas Weiches an ihren Beinen. Sie kann den Schrei nicht unterdrücken. Er hallt über den ganzen Friedhof. Sie trampelt wie wild mit den Füßen und starrt auf den Boden. Das grüne Auge der Katze starrt zurück. Sie grinst. Katzen können ja angeblich nicht grinsen, aber Ida ist ganz sicher, dass dieses verfluchte Tier dazu in der Lage ist.
    »Was soll denn das?«, fragt Vanessa und wirft das Stemmeisen aus dem Grab, bevor sie hinterherklettert.
    Ida spürt, wie die Wut in ihr brodelt. Am liebsten würde sie dieser ekelhaften Katze einen Tritt verpassen, aber auch wenn sie räudig und hässlich ist, ist sie doch immer noch ein Tier.
    Anna-Karin nimmt die Katze auf den Arm. Sie streicht mit den Fingern durch das struppige Fell mit den kahlen Stellen. Ida kann den Anblick kaum ertragen.
    »Was machst du denn hier?«, gurrt Anna-Karin.
    Dann verstummt sie schlagartig.
    Sie hat etwas entdeckt. Ida dreht sich um und ist mit einem Mal enorm erleichtert.
    Nicolaus.
    Er wird dieser Sache hier ein Ende bereiten.

    Die Katze fängt an, sich auf Anna-Karins Arm zu winden, und als sie sie runterlässt, verschwindet sie sofort

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