Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition)

Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition)

Titel: Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mats Strandberg
Vom Netzwerk:
wieder in den Buggy. Schließlich hat Vanessa keinen Nerv mehr und schiebt ihn das letzte Stück, versucht, sein schrilles Geschrei zu ignorieren. Als sie zu Hause ankommen, hört er endlich auf. Sie schafft es, den Buggy wegzustellen und mit ihm in den Aufzug zu steigen, bevor er wieder anfängt zu jammern.
    »Wo ist Papa?«
    Spitze. Genau das hat sie jetzt gebraucht.
    »Papa ist nicht zu Hause.«
    »Warum?«
    »Das weißt du, Melvin. Er wohnt nicht mehr bei uns. Er wohnt jetzt woanders.«
    »Warum?«
    »Manchmal ist das so.«
    »Warum?«
    Sie geht in die Hocke und schaut ihm in die Augen.
    »Das ist doch super«, sagt sie. »Überleg mal, wie toll das ist, an zwei Orten zu wohnen! Dein Papa hat eine Wohnung mit einem superschönen Zimmer für dich gefunden.«
    Melvin schaut sie unbewegt an. Der Aufzug hält und Vanessa nimmt ihn auf den Arm.
    Sie öffnet die Wohnungstür, hört die Dunstabzugshaube in der Küche brummen. Trotzdem riecht es bis in die Diele nach Zigarettenrauch.
    Vanessa schießt gerade noch das Bild ihrer Mutter durch den Kopf, die heulend über einem Kanister Billigwein und einer Schachtel Kippen hängt, als sie sie lachen hört. Zum ersten Mal, seit Nicke ausgezogen ist, lacht sie. Und sie lacht nicht alleine. Ein heiseres, rauchiges Glucksen stimmt mit ein.
    Vanessa kennt nur eine einzige Person, die
gluckst
.
    Sie setzt Melvin auf einen Umzugskarton und hilft ihm, die Schuhe auszuziehen. Dann gehen sie zusammen in die Küche. Mama, die an der Dunstabzugshaube steht und gerade kräftig an ihrer Zigarette zieht, bekommt ein enorm schuldbewusstes Gesicht, als sie ihre Kinder bemerkt. Hastig drückt sie die Zigarette im überquellenden Aschenbecher aus.
    »Oh, ist es schon so spät?«, sagt sie. »Wir haben ganz die Zeit vergessen.«
    Vanessa dreht sich zum Küchentisch, an dem Mona Mondlicht sitzt und ungeniert weiterraucht. Die tot blondierten Haare hat sie mit einer schmetterlingsförmigen Klammer am Hinterkopf hochgesteckt. Vor ihr stehen ein Tetrapack Wein und zwei Gläser. Das eine davon ist am Rand mit Monas frostrosa Lippenstift verschmiert.
    »Erinnerst du dich noch an Mona?«, sagt Mama. »Sie hat dir damals in der Kristallgrotte aus der Hand gelesen.«
    Mona Mondlicht winkt Vanessa zu und ihre dünnen Silberarmreife klingeln gegeneinander.
    »Vanessa, nicht wahr?«, sagt sie und feixt.
    Vanessa schaut schweigend zu, wie ihre Mutter Melvin vorstellt, Mona gurrt und kneift ihn fest in die Wange. Es sieht aus, als wollte Melvin sie beißen, und Vanessa hofft, dass er es tut. Zum Schluss schafft er es, sich aus ihrem Griff zu winden, und rennt ins Wohnzimmer. Kurz darauf geht der Fernseher an.
    »Was machen Sie hier?«, fragt Vanessa und mustert Mona.
    »Jannike ist eine meiner besten Kundinnen. Und eine der nettesten. Ich hatte sie eine Weile nicht gesehen, und da war ich doch förmlich gezwungen, mal anzurufen und zu hören, wie es ihr geht.«
    Vanessa hegt den starken Verdacht, dass Mona Mondlicht viel eher gezwungen war, Geld zu verdienen.
    »Mona ist ganz unglaublich«, sagt Mama. »Sie wusste genau, was Nicke gemacht hat. Und sie sagt, dass er innerhalb eines Jahres mit eingezogenem Schwanz zurückkommen wird. Aber das wird ihm nicht helfen.«
    Natürlich. Monas Spezialität ist es, genau das zu sagen, was ihre Kunden hören wollen. Das ist ihr
wirkliches
Talent, das macht sie so erfolgreich. In Engelsfors gibt es viele, die Hoffnung gebrauchen können.
    Mama legt den Arm um ihre Tochter und drückt ihren Kopf an Vanessas, ein bisschen zu fest. Sie riecht nach Zigaretten und saurem Wein.
    »Alles wird gut, Nessa. Aber jetzt muss ich mal für kleine Mädchen.«
    Sie kichert und verschwindet ins Bad. Vanessa geht sofort zu Mona, setzt sich neben sie auf den Stuhl.
    »Wo waren Sie?«, zischt sie. »Der Laden ist jetzt schon ewig geschlossen.«
    »Mach dir nichts draus, Schätzchen«, sagt Mona und zündet sich eine neue Zigarette an. Dann lächelt sie Vanessa an. »Ich habe gehört, dass du neuerdings Single bist. Du hättest ihn schon abservieren sollen, als ich dir gesagt habe, dass ihr keine gemeinsame Zukunft habt. Dann wäre dir eine Menge erspart geblieben. Und übrigens. Dieses Mädchen, mit dem er dich betrogen hat. Du hast sie schon gesehen, aber sie dich nicht.«
    Vanessa hört ihre Mutter im Bad rumoren. Sie hat keine Zeit für Monas Ratespielchen.
    »Wir brauchen Ihre Hilfe«, sagt sie. »Wie tritt man mit den Toten in Kontakt?«
    Mona mustert sie forschend.
    »Das kommt drauf

Weitere Kostenlose Bücher