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Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition)

Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition)

Titel: Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mats Strandberg
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hallt durchs Treppenhaus.
    Ave Maria! Jungfrau mild, erhöre einer Jungfrau Flehen …
    Minoo geht im Geiste ihre Alternativen durch. Das Café Monique ist zu Grabe getragen worden. Auf dem Olssons-Hügel wimmelt es an einem Freitagabend von Bier trinkenden Säufern und Leuten in ihrem Alter. Minoo erwägt, runter an die Schleuse zu gehen, aber das wäre zu nah am Herrenhof und Viktor, als dass sie da entspannen könnte. Sie wünschte, sie könnte zu Gustaf nach Hause, aber er geht ihr seit dieser »Diskussion« über Positives Engelsfors aus dem Weg. Und sie ist zu feige, den ersten Schritt zu machen.
    O Mutter, hör ein bittend Kind! Ave Maria!
    Das Lied endet, gefolgt von einem kurzen Applaus, bevor die Schule in totaler Stille versinkt.
    Minoo bleibt nichts anderes übrig, als nach Hause zu gehen. Wenn sie Glück hat, sind ihre Eltern so damit beschäftigt, dass morgen Tante Bahar kommt, dass sie vergessen zu streiten. Sonst bleibt Minoo zumindest noch ihre Ecke im Garten.
    Plötzlich durchbricht eine andere Stimme die Stille. Eine Frau redet laut und aufgebracht. Eine Tür, die geschlossen wird, bringt sie zum Schweigen.
    Es dauert eine Sekunde, bis Minoo bewusst wird, dass sie die Rektorin gehört hat.
    Sie läuft eilig zur Wendeltreppe und geht so vorsichtig wie möglich nach unten, damit ihre Schritte nicht durch das Gebäude hallen. Sie öffnet die Tür zum Korridor und schleicht sich zum Büro der Rektorin.
    »Dazu habt ihr kein Recht!«, hört sie Adriana hinter der verschlossenen Tür sagen.
    Eine andere Stimme antwortet ihr, aber sie ist zu leise, als dass Minoo Einzelheiten verstehen könnte.
    Minoo schleicht weiter zum Büro des stellvertretenden Schulleiters Tommy Ekberg. Die Tür ist sperrangelweit geöffnet, das Zimmer leer. Drinnen gibt es eine weitere Tür, die sein Büro mit dem der Rektorin verbindet. Sie steht ein kleines Stück auf. Der Spalt ist schmal, aber ausreichend.
    Noch nie hat sich Minoo Vanessas Fähigkeiten so sehr gewünscht wie in diesem Moment. Eigentlich traut sie sich nicht. Aber sie kann auch nicht einfach weggehen, ohne es wenigstens versucht zu haben.
    Leise schlüpft sie in Tommy Ekbergs Büro. Sein Schreibtisch quillt über von losen Blättern und aufgeschlagenen Ordnern. Mitten in dem Durcheinander liegt ein angebissenes Stück Schokoladenkuchen.
    Minoo macht die letzten Schritte zur Tür und geht in die Hocke, um nicht gesehen zu werden. Dann späht sie in den anderen Raum.
    Die Rektorin steht hinter ihrem Schreibtisch. Die Rollos sind heruntergelassen und die einzige Lichtquelle ist die Schreibtischlampe mit den Libellen aus Glasmosaik.
    Auf der anderen Seites des Schreibtisch stehen drei Personen. Tommy Ekberg, Kunstlehrer Petter Backman und eine Frau mit blondem Pagenkopf, die ein Kostüm trägt.
    »Das ist vollkommen absurd«, sagt Adriana. »Wer steckt hinter dieser Sache?«
    »Es ist ein kommunaler Beschluss«, sagt die fremde Frau.
    »Auch im Kollegium herrscht verbreitet Unzufriedenheit«, sagt Petter Backman. »Als fachlicher Vertreter …«
    »So etwas ist nicht zulässig«, sagt Adriana.
    »Sie und Ihr Berufsverband können den Beschluss selbstverständlich arbeitsgerichtlich prüfen lassen«, sagt die Kostüm-Frau. »Aber jetzt möchte ich Sie bitten, Ihre persönlichen Dinge zusammenzupacken und das Büro zu verlassen. Herr Ekberg wird die Stelle des Rektors übernehmen, zumindest vorübergehend.«
    »Adriana, es tut mir wirklich leid …«, murmelt Tommy und streicht sich über den buschigen Bart.
    »Ich weigere mich«, sagt sie.
    »Sie haben zwei Möglichkeiten«, sagt die Kostüm-Frau. »Entweder Sie gehen freiwillig. Oder die Polizei holt Sie ab.«
    »Die Polizei?«
    »In der Frage, welche Verantwortung Sie hinsichtlich der Fälle Elias Malmgren und Rebecka Mohlin zu tragen haben, muss ermittelt werden. Zunächst werden wir die Untersuchung intern halten, aber wenn Sie nicht bereit sind, mit uns zu kooperieren, müssen wir weitere Maßnahmen ergreifen. Das verstehen Sie sicher.«
    Adriana sieht aus, als würde sie jeden Moment ohnmächtig. Sie stützt sich mit den Handflächen auf dem Schreibtisch ab.
    Petter Backman dreht den Kopf, und Minoo schafft es gerade noch, hinter der Tür in Deckung zu gehen, ehe er sie zuzieht. Lautlos huscht sie aus Tommy Ekbergs Büro, hastet den Flur entlang und die große Treppe hinunter. Sie ist so aufgebracht, dass sie kaum Luft holen kann.
    Es ist zu schrecklich. Zu ungerecht.
    Und irgendetwas stimmt hier ganz und gar

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