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Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition)

Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition)

Titel: Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mats Strandberg
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plötzlich sicher, und sie ist sich genauso sicher, dass Viktor Ehrenskiöld ein Feind ist.
    Sie spießt drei Kartoffelpufferstückchen auf die Gabel, steckt sie in den Mund und kaut.
    »Tschüss«, sagt sie.
    Viktor schüttelt den Kopf, als täte sie ihm leid, dann steht er auf und geht.

    Idas Stimme schwebt zur Decke. Erfüllt den Musiksaal.
    Amazing grace, how sweet the sound, that saved a wretch like me. I once was lost but now I’m found, was blind, but now I see
.
    Sie schließt die Augen, spürt, dass sie darauf vertrauen kann, dass ihre Stimme sie trägt, und gibt noch mehr. Der Musiksaal verwandelt sich in eine Arena, sie steht alleine im Scheinwerferlicht. Sie stellt sich das Publikum vor, Tausende Gesichter, die zu ihr aufschauen.
    I shall possess within the veil, a life of joy and peace …
    Zum Schluss lässt Ida ihre Stimme vibrieren und öffnet die Augen.
    Julia, Felicia und der Rest des Schulchors jubeln und applaudieren. Ida seufzt zufrieden und dankt ihrem Publikum.
    Aber dann bemerkt sie Kerstin Stålnackes bekümmertes Lächeln.
    »Du lieber Himmel, Ida«, sagt die Chorleiterin. »Was soll das bloß werden mit dir?«
    Ein harter Kloß bildet sich in Idas Magen. Alle Blicke sind auf sie gerichtet.
    »Habe ich etwas falsch gemacht?«, fragt sie und lächelt.
    Sie hat jeden Ton getroffen. Was kann das Weib daran auszusetzen haben?
    »Technisch gesehen bist du wirklich sehr gut. Aber du musst mehr
Gefühl
zeigen.«
    Ida mustert Kerstins zeltähnliches Kleid und ihre eindeutig lesbische Frisur. Sie will sich nicht mal vorstellen, auf welche Art von Gefühlen Kerstin Stålnacke womöglich hofft.
    Typisch, dass ausgerechnet diese verwirrte Kuh den Chor leiten muss. Die hat doch keine Ahnung, wovon sie spricht.
Alle
wissen, dass Ida die beste Sängerin der Schule ist, vermutlich weiß es sogar ganz Engelsfors. Und das ist nicht eingebildet, das ist eine Tatsache.
    Es ist mal wieder so klar, dass die, die nichts können, die fertigmachen, die gut sind. Nur weil sie nicht ertragen, dass sie selbst schlecht sind, denkt Ida. Kerstin Stålnacke kann doch nicht mal für fünf Öre singen.
    »Da!«, sagt Kerstin und zeigt auf sie.
    »Was denn?«
    »Ein Gefühl! Wut! Du bist sauer auf mich, Ida. Ich sehe es an deinen Augen.«
    »Ich bin nicht sauer«, sagt Ida. »Ich bin nur konzentriert. Ich versuche zu verstehen, was Sie meinen, und es umzusetzen.«
    Kerstin marschiert mit wehendem Zelt auf Ida zu. Sie packt sie fest an den Schultern und sieht ihr tief in die Augen.
    »Du darfst keine Angst haben, beim Singen zu zeigen, wer du bist. Lass es raus. Selbst wenn es hässlich ist. Oder dir gefährlich erscheint. Trau dich! Zeig uns deine Empfindsamkeit. Deine Verletzlichkeit. Zeig uns, wer du bist, Ida.«
    Ida ist so geschockt, dass sie kein Wort herausbringt. Im selben Moment, in dem Kerstin Stålnacke sie loslässt, rettet sie sich zu Julia und Felicia. Die beiden flüstern ihr zu, dass die Stålnacke ja wohl nicht mehr alle Tassen im Schrank hat. Das ist genau das, was Ida hören will, und trotzdem fühlt sie sich nicht besser.
    »Bitte, Alicja«, sagt Kerstin und winkt eine dürre, kleine Zehntklässlerin mit dunklen Haaren, die wirklich dringend eine Pflegekur nötig hätten, nach vorne.
    Die Deckenlampen flackern, als der Strom kurz verschwindet und wieder zurückkommt. Ein nagender Gedanke setzt sich in Ida fest.
    Vielleicht stimmt etwas nicht mit mir. Vielleicht ist das der Grund, weshalb G mich nicht liebt
.
    Aber sie verwirft den Gedanken wieder. Sie muss an sich selbst glauben.
    Mit ihr ist alles in Ordnung, der Fehler liegt bei Kerstin »blöde Kuh« Stålnacke.

    Minoo bleibt in der Schulbibliothek. Sie muss noch für eine Schwedischarbeit lernen und will es nicht inmitten einer Streiterei zu Hause machen müssen.
    Aber sie hat auch hier keine Ruhe. Gedanken drängen sich auf, pochen um Aufmerksamkeit wie kleine Spechte. Viktor. Der Rat. Alexander. Adriana. Anna-Karin. Nicolaus. Die Dämonen. Matilda. Die Spechte hacken und hacken, aber die Gedanken führen nirgendwohin.
    »Ich muss jetzt leider zumachen.«
    Minoo schaut auf. Die Schulbibliothekarin Johanna steht vor dem Regal mit Theaterstücken und lächelt bedauernd. Sie hält einen Klassensatz
Romeo & Julia
vor ihren Babybauch.
    »Entschuldigung«, sagt Minoo. »Ich bin schon weg.«
    Sie klappt ihr Buch zu und schiebt es in den Rucksack.
    »Schönes Wochenende«, sagt Johanna und schließt hinter ihr ab.
    Minoo bleibt stehen. Eine Mädchenstimme

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