Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Feuer fuer den Grossen Drachen

Titel: Feuer fuer den Grossen Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
Vom Netzwerk:
endlich nach Hause.
    Er erschrak. Und gerade ihn hatten sie zur Sonderkommission abgestellt, weil er überall bekannt war für seine Ausländerfreundlichkeit… Oder hatte ihn Dr. Weber nur in die Soko gesteckt, um ihn endlich zu heilen? Ich brauche Sie als Gegengewicht zu diesem Kunze… Wirklich?
    Reinickendorf, Wedding, Tiergarten – am Reichstag, Brandenburger Tor und an der Philharmonie vorbei kam er zum Anhalter Bahnhof. Er liebte diese Fahrten durchs nächtliche Berlin. Die Farben und Formen, die auf ihn zustürzten, versetzten ihn in einen rauschhaften Zustand. Stein um Stein mauert ihr uns langsam ein. Diese Angst seiner Tochter war seine Realität. Doch Fahrten wie diese, Bewegung, raus aus dem Büro, hoben diese Einmauerung wieder auf, wenigstens minutenlang. Und überhaupt, so abhängig er war, so bürokratisch Polizistentätigkeit geworden war – sein Beruf war sicher nicht der schlimmste. Er hatte seine manische Phase. Aber so was gab sich sehr schnell wieder.
    Das brennende Haus am Mariannenplatz. Blau und orange zuckende Lichtblitze wie in einer Diskothek. Brandgeruch, Erregung; auf der Straße gerettete Möbel. Wie nach einem Bombenangriff. Er konnte sich noch daran erinnern.
    Mit seiner Dienstmarke in der Hand kämpfte er sich zu Kunze vor. Der, dickbäuchig und schwadronierend, kam sich wieder mal vor wie Helmut Schmidt bei der Hamburger Flutkatastrophe.
    «Na, endlich! Das Opfer ist schon abtransportiert. Ein Türke namens… Ist ja auch egal, wie die Kanaken alle heißen. Seref und so weiter. Wir haben ihn auf dem Treppenpodest erste Etage gefunden, das heißt, was noch von ihm übrig war. Gleich neben ihm muß der Brandsatz gezündet worden sein… Also, dann!» Kunze ließ ihn stehen und wandte sich wieder seinen Kriminaltechnikern zu.
    Mannhardt griff sich einen der Kommissars-Anwärter, den sie für die Sonderkommission bekommen hatten, und machte sich an die Arbeit. Das hieß in diesem Falle im Amtsdeutsch: Abklärung des gesamten subjektiven Tatbefunds am Tatort, beim Opfer, bei Geschädigten und Tatverdächtigen sowie Hinweisentgegennahme und -dokumentation.
    Die Feuerwehrleute waren schon dabei, ihre Schläuche einzurollen und die vielen Gerätschaften auf dem Einsatzwagen zu verstauen. Außer dem Erschlagenen hatte es keine Toten gegeben. Ein paar Rauchvergiftungen, mehrere Knochenbrüche beim Sprung aus dem Fenster.
    Man war dabei, die türkischen Familien mit Mannschaftswagen der Polizei in die Turnhallen nahe gelegener Schulen zu schaffen. Schnell und unbürokratisch, wie es morgen in der Presse heißen würde. Mannhardt und sein junger Adlatus, Krummrey, mußten sich beeilen. Wo war ihr türkischer Dolmetscher?
    «Suchen Sie mal!»
    Zwei Wohnungen waren völlig ausgebrannt; die Leute darüber hatten einiges retten können. Bilder wie aus dem letzten Krieg.
    Kunze kam und brachte ihm den Dolmetscher.
    «Schrecklich!» sagte Mannhardt.
    «Freun wir uns lieber, daß wir keine Türken sind.»
    Mit Hilfe des Dolmetschers bekamen sie dann heraus, daß der Erschlagene, Seref Ergin, ein Gartenbauarbeiter beim Bezirksamt Kreuzberg, von den Hausbewohnern als Brandwache aufgestellt worden war, und zwar mit einem Landsmann zusammen im Hauseingang. Aber offenbar waren die Täter diesmal über den Dachboden gekommen und dann nach unten gestiegen, um ihren Brandsatz in der ersten Etage zu deponieren. Seref hatte nicht einmal verdächtige Geräusche gehört; war nur nach oben gegangen, um sich ein paar Zigaretten zu holen. Der Landsmann, der vor dem Haus zurückgeblieben war, hatte nichts weiter gehört; erst die Explosion hatte ihn aufschrecken lassen.
    «Dann sind die Täter also auch wieder übers Dach zurück?» fragte Krummrey.
    Mannhardt nickte. «Vermutlich.»
    Das Treppenhaus war gesperrt; sie kamen nicht hinauf. Dafür brachte ihnen ein Feuerwehrmann ein etwa taschenbuchgroßes Stück Blech vom Dachboden mit herunter, den Deckel einer kleinen Schachtel. Eine Kapuze und ein Kreuz waren hineingeritzt sowie die Worte: Ausländer werden ausgeräuchert – Schluß mit der Kanaken-Pest!
    Ehe sie diesen Fund richtig registriert hatten, schrie Kunze nach ihnen. «Schnell zur Ohlauer Straße, Neue Chance. Türkische Jugendliche haben den Leiter niedergestochen!»
    Mannhardt war am schnellsten hinterm Steuer. Er erinnerte sich an das Gespräch am frühen Nachmittag. Ermittlungen im Fall Meyerhoff. Erkelenzdamm. Theo und Kochale.
    Als er in der Neuen Chance ankam, knieten Kochale und der Notarzt

Weitere Kostenlose Bücher