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Feuer fuer den Grossen Drachen

Titel: Feuer fuer den Grossen Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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heute alles klar mit Hanna. Laß sie nie mehr los! Morgen das Aufgebot. Heiraten, in der Dahlemer Dorfkirche. Diplom mit Eins. Bei Siemens einsteigen. Es geht alles. Action is satisfaction! Noch ist Kochale nicht verloren!
    «Wir sind da», sagte Theo.
    Sie stiegen aus, blickten sich um, fanden nichts Verdächtiges. Kochale schloß den Wagen ab, dann überquerten sie den breiten Bürgersteig. Die Tür zum Vorderhaus stand offen, wie immer. Jemand hatte in den Flur gekotzt. Sie eilten weiter.
    Als sie auf den Innenhof kamen, sahen sie hinter den großen, gewächshausartigen Scheiben der Neuen Chance Flammen hochschlagen.
    «Die stecken unsere Räume an!» schrie Theo und stürzte los.
    Kochale hinterher, doch ohne Chance, Theo noch zu packen.
    Archaische Reaktionen, Revierverteidigung. Schon war die Tür aufgerissen.
    «Burada!»
    «Evet!»
    «Iyi!»
    Sie hörten nur türkische Laute. Die Schränke waren ausgeräumt und umgestürzt, die Poster von der Wand gefetzt, Tischbeine abgebrochen; hingekackt hatten sie auch. Ein uraltes Sofa, von Theos Oma gespendet, hatten sie aufgeschlitzt und angesteckt.
    Fünf, sechs Gestalten standen herum.
    Theo fuhr dazwischen.
    Die Messer waren schnell herausgerissen.

 
    MAN HEISST IHN TOD
     
     
     
    Vorgesetzte und Untergebene sollen sich als Partner verstehen. Jeder hat im Gesamtorganismus seiner Behörde Funktionen wahrzunehmen, die ethisch gleichwertig sind. Der Mitarbeiter muß fühlen, daß er als Mensch geachtet wird und daß auch seine Stimmungen und Gefühle dem Vorgesetzten nicht gleichgültig sind. Vertrauensvolles Zusammenwirken und ein gutes Betriebsklima sichern Aufgabenerfüllung und Arbeitszufriedenheit.
    So Dr. Weber in einem in großen Stückzahlen fotokopierten Aufsatz, der vor ein paar Jahren im Kriminalistischen Journal erschienen war; und solchermaßen unter moralischen Zugzwang gesetzt, pflegte er, seit er als Kriminaldirektor fungierte, alljährlich die stattliche Schar seiner Mitarbeiter zur meist verregneten Gartenparty zu bitten. Weh dem, der dieser Bitte nicht nachkam!
    Auch Mannhardt, Hans-Jürgen, immer noch Kriminaloberkommissar und Mitte Vierzig, war, untertänig und konfliktscheu, wie sie ihn erzogen hatten, nach Frohnau gefahren und hatte der gnädigen Frau (… selten dumme Kuh!) mit formvollendeter Höflichkeit eine Flasche Beaujolais überreicht (8 Mark 40 im Supermarkt). «Statt Blumen – die haben Sie ja selber im Garten…»
    Hatte sie; und wenngleich es auch keine Levkojen gab, von Jauche ganz zu schweigen, so ließ Dr. Webers Anwesen doch in vielem einen Anflug von altpreußischem Herrenhaus erkennen. «Von wegen: crime doesn’t pay!» Seine Selbstironie war noch das beste an ihm.
    Nach einem kleinen Umtrunk war Mannhardt in den Billardsalon abkommandiert worden, um gegen Dr. Weber, Freund Koch und den allmächtigen Vorsitzenden des örtlichen Personalrats programmgemäß zu verlieren (Einband bis 100 Points). Als der Chef erwähnte, in der Nazizeit habe man statt Billard ‹Stoßtisch› gesagt, kannte Kochs Begeisterung keine Grenzen mehr; seufzend strich er übers grüne Tuch.
    «Nu beherrsch dich mal!» mahnte Mannhardt und zog den Vorhang zu, somit die Kommunikation zwischen Koch und dem parfumduftenden Sekretärinnentrupp unterbrechend, der unten auf dem Rasen Dr. Webers preiswerten Hausmarken-Sekt wegschlürfte. Sodann erfreute er seinen Führenden mit der Anmerkung, bereits im Zuge einer früheren Eindeutschungswelle hätte der Motor durch den ‹Zerknalltreibling› ersetzt werden sollen.
    «Die hatten selber ja ‘n Knall», meinte der Vorsitzende des örtlichen Personalrats.
    «Nee, die sind eben ganz richtig davon ausgegangen, daß die Sprache das Denken determiniert», sagte Mannhardt. Das hatte er aus dem Aufsatzheft seiner Tochter, die gerade gymnasial gebildet wurde.
    Dr. Weber ließ seinen Stoßball meisterlich zwischen den Banden hin und her flitzen. «Langsam erreicht unser Gespräch ein intellektuelles Niveau wie bei Fontane im Stechlin… Sie sind doch der Fontane-Kenner, Mannhardt, oder…?»
    Und während er einen riskanten Nachläufer probierte, begann Mannhardt wie auf Knopfdruck zu rezitieren:
    «Ich kenn’ einen Jäger, man heißt ihn ‹Tod›: Seine Wang ist blaß, sein Speer ist rot… Haß, Ehrsucht und Geizen nach Ruhmesschall sind Treiber im Dienste des Jägers all…»
    Dr. Weber war entzückt. «Fontanes Ode an die Sonderkommission SO 36!» Der Vorsitzende des örtlichen Personalrats stieß unmutig das

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