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Feuer fuer den Grossen Drachen

Titel: Feuer fuer den Grossen Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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und diverse Ersatzteile.
    «Heh, du Arsch, dir fehlt gleich ‘n Satz Ohren!»
    «… ‘ntschuldigung.»
    «Koof dir doch ‘n Dreirad, Mann!»
    Kochale wußte, daß er Kontra geben mußte. «Schnauze, du Schlangenschiß!»
    Hock ließ sich zurückfallen und unterband den Streit.
    Django, eigentlich Michael Schulz, zwei Vorstrafen wegen schwerer Körperverletzung, knapp über zwanzig, war am meisten an Gruppen wie den Hell’s Angels oder den Bloody Devils orientiert. Über die Autobahnen. Nur die Musik vom Ofen. Das geht ab! Geil! Wer einen von uns schlägt ist des Todes! Bei Schlägereien mit anderen hat das Mitglied der Hell’s Angels immer recht.
    Nicht mal Hock schien Django besänftigen zu können, am liebsten hätte der Kochale seinen Hirschfänger in den Leib gerammt. Er haßte diesen Popper-Typen – ehrlich! Zwar hatten sie nur erfahren, daß er Taxifahrer war, aber Django, der witterte irgendwie den Unternehmersohn.
    «Alles anhalten! Absteigen!» Hocks Kommandos schallten den Elchdamm hinunter.
    Die Motorräder wurden aufgebockt und sauber ausgerichtet, und wenige Minuten später hatte auch Hocks Kradjugend Aufstellung genommen.
    «Ihr kennt unsere Devise: Körperlich hart, charakterlich fest, geistig elastisch! Deswegen heute folgendes Programm: Erstens – leichte Gymnastik, zweitens – Nahkampf gegen unbewaffnete Gegner; heute: Amerikanische Krawatte, erste Art. Drittens – Übungen mit dem Krad; heute: Sprunghügel und Slalom. Viertens – Praxis: Auspuffreinigen. Fünftens – was Theoretisches: Wie beantrage ich meine B-Lizenz? Sechstens und letztens – Wehrkundliche Übung: Wie fertige ich einen Tarndeckel zur Abdeckung von Schützenlöchern? – Danach gemeinsame Heimfahrt und gemütliches Beisammensein im Clubheim.»
    Kochale wagte, eine Programmänderung vorzuschlagen, und zwar ein Wettschwimmen in der Havel oder dem Heiligensee, beide seien doch so nahe. Dies weniger aus Freude am Baden, sondern mit dem Hintergedanken, die Sportfreunde allesamt mal mit nacktem Oberkörper zu sehen: Vielleicht verrieten die Tätowierungen etwas, was für Kelm interessant gewesen wäre. Aber Hock schmetterte ihn ab: «Heute nicht, das Wasser ist zu warm!» Dröhnendes Gelächter.
    Ein Pfiff aus der Trillerpfeife, und alle hetzten den Hügel hinauf.
    Schwer atmend kam Kochale oben an, hatte aber Kondition genug, den Rundblick Richtung Ost-Nordost zu genießen, über Laubenkolonien und letzte Felder hinweg bis zu den Schornsteinen, die drüben in Henningsdorf, DDR, hinter dem leicht gewellten Tuch schwarzgrüner Kiefernwälder in den finnischblauen Himmel ragten, ebenso die ganze Kraft des siebtgrößten Industrielandes der Welt demonstrierend, wie seine Unfähigkeit, dem Berliner Raum die sichtbar ärgste Luftverpestung zu ersparen.
    Merkwürdigerweise ließ Kochale dieses Bild an seinen Vater denken. Oder war es gar nicht so merkwürdig? Wenn es dem nun gelang, drüben in Südamerika ein neues Unternehmen zu gründen, so mächtig wie dieses Hüttenkombinat hier oder die Lokfabrik davor? Und wenn er ihn dann nachkommen ließ?
    Unmöglich. Nicht mehr nach ihrer letzten Auseinandersetzung. Mit diesem pathetischen Ausruf am Schluß: «Ich habe keinen Sohn mehr!»
    Hocks Kommandostimme riß ihn in die Realität zurück. «Kochale – keine Müdigkeit vorschützen!»
    Drei Stunden lang beherrschte Hock die Szene, ein paar Heiligenseer Bengels waren begeisterte Zuschauer.
    Gymnastik. «Bärengang! Ja. Froschgang! Ja. Liegestütze! Mindestens fünfzehn… Ja.»
    Nahkampf. «Gegner erfaßt Bekleidung von vorn. Abwehr: Mit beiden Händen Erfassen der gegnerischen rechten und linken Kragenseite. Daumen von innen, vier Finger von außen. Noch mal!»
    Übungen mit dem Krad: «Django, dosierter anfahren, den Schleifpunkt der Kupplung besser erkennen. Mann, soviel Power hat der Ofen nun auch wieder nicht! Tja, wer seine Honda liebt, der schiebt…»
    Jetzt kam Django zwar den Sprunghügel hinauf, stürzte aber bei der Abfahrt trotz Hocks Warnung («Nicht so aufrecht, sonst küßte den Sand!») kopfüber von der Maschine. Hock war im selben Augenblick zur Stelle, besorgt, fürsorglich.
    Während die anderen, um Lübecker Hütchen herum, das Slalomfahren übten, sitzend wie stehend, saß Hock mit Django zusammen etwas abseits auf einem umgestürzten Baumstamm. Sie sprachen sehr leise miteinander, tuschelten fast, schienen sich auch über irgend etwas miteinander zu streiten.
    Kochale registrierte es mit Interesse. Als er

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