Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Feuer fuer den Grossen Drachen

Titel: Feuer fuer den Grossen Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
Vom Netzwerk:
die bereits früher als Mitglieder rechtsradikaler Gruppen aktenkundig geworden waren: der NSDAP-AO (=Aufbauorganisation), der Wiking-Jugend, der Jungen Front, der Wehrsportgruppe Hoffmann, der Antikomintern-Jugend und des Kampfbundes Großdeutschland.
    Und jetzt saßen sie also im Maredo.
    «Nun?» fragte Kelm. Er fragte immer «nun?»
    «Ich weiß nicht so recht…» Kochale mußte warten, bis die schwarz-rot gewandete Serviererin Keims Bestellung notiert hatte, für sich ein Hüft-Steak, mexikanische Bohnen und eine geröstete Kartoffel, für Kochale lediglich eine Tomatensuppe, kalt, hier Gazpacho genannt.
    «Noch immer nichts Konkretes?»
    Kochale nippte an seinem Mineralwasser (strenges Alkoholverbot für die nächsten Wochen!). «Sicher, unter den Jungs sind welche, die Hakenkreuze in den Pupillen und zu Hause Hitler-Bilder an den Wänden haben, aber insgesamt ist der MFC Moabit nichts weiter als eine Mischung von Turnverein und Pfadfindertruppe. Klar, da sind welche, die spielen mal ein bißchen Bundeswehr, und die Motorsportabteilung ist manchmal schon ein Rockerhaufen, aber für die meisten Mitglieder gibt’s eben nur Gymnastik, Waldlauf, Volleyball und so.»
    Kelm blieb skeptisch. «Aber der hohe Prozentsatz neonazistischer Jugendlicher!»
    «Den finden Sie auch anderswo.»
    «Trotzdem… versuchen Sie mal ganz intensiv, in den inneren Zirkel einzudringen.»
    Kochale winkte ab. «Und wann soll ich da noch Taxe fahren? Mein Freund ist ermordet worden, seine Frau hat einige tausend Mark Schulden – ich muß Geld verdienen.»
    Das Essen kam, und Kelm, nach Tischmanieren und Sprache zu urteilen, ebenfalls ausgestiegener Akademiker, schnitt sich die ersten Stücke vom Huft-Steak herunter. «Wir müssen diesen MFC Moabit, so harmlos er zunächst auch erscheinen mag, fest im Griff behalten, voll unter Kontrolle haben, ja? Die neue Strategie. Sie verstehen, was ich damit meine? Auf dem rechten Auge nicht mehr so blind sein wie bisher. Keine italienischen Verhältnisse bei uns. Darum sind Sie jetzt auch so wichtig für mich. Also: zweitausend Mark für Sie, wenn es Ihnen gelingt, in den Vorstand reinzukommen.»
    Kochale dachte nach. Er vergaß minutenlang, wo er war und wem er gegenübersaß.
    Sein Leben hatte bis vor wenigen Wochen – fest, problemlos und, so schien es, auch für alle Ewigkeit – auf drei Säulen geruht: Hanna, Theo und der Firma. Und nun… alles in sich zusammengestürzt. Theo tot, die Firma in ausländischen Händen, für immer verloren, und Hanna zog sich immer mehr von ihm zurück, aus Gründen, die er im Augenblick noch nicht kannte.
    Sein Vater war aus Deutschland verbannt; Geschwister hatte er keine, seine Mutter war vor nicht allzu langer Zeit an Krebs gestorben. Blieb ihm konsequenterweise nur der Selbstmord.
    Aber er war nicht der Typ dazu; er war, trotz aller Depressionen und aller Arztbesuche, ein Kämpfer. Ein Mann gibt niemals auf! Die Stimme seines Vaters. Action is satisfaction! Seine Lebensmaxime. Nein, kein Suizid. Das war was für Softies und Schwächlinge.
    Und solange Theo nicht gerächt war ohnehin nicht. Trotz der eingestürzten Säulen: dies war tragfähig genug; diese Jagd gab Sinn für die nächsten Jahre. Ein Türke. Und wenn er jedes Dorf zwischen Istanbul und Erzurum einzeln durchsuchen mußte: er bekam ihn. Niyazi Turan. Doch zuerst einmal galt es, hier in Berlin, hier in Deutschland nach ihm zu suchen.
    Und da setzten seine Überlegungen ein. Der Berliner Kripo war, wenn er da an diesen Mannhardt dachte und an dessen Resignation, nicht allzuviel zuzutrauen; dieser ganzen Sonderkommission nicht. Andererseits war er im Mehrfrontenkrieg des Kreuzberger Dschungels als Einzelkämpfer rettungslos verloren. Nix da mit Charles Bronson.
    Blieb nur sein Gegenüber. Wenn er Kelm gefiel, so mußte es doch möglich sein, Zivilfahnder bei denen zu werden, bei den Staatsschützern. Das war dann die ideale Operationsbasis für ihn, an Theos Mörder heranzukommen… Sogleich begann er, bei Kelm mal ganz vorsichtig anzutippen. Der schien nicht abgeneigt.
    «Okay. Bringen Sie mir die Hintermänner dieses MFC Moabit – und ich wette tausend zu eins, daß es da welche gibt – und Sie haben den Job.»
    Der Pakt war geschlossen, und gleich nach dem Essen fuhr Kochale nach Moabit, zur Putlitzbrücke, wo die Motorradgruppe jeden Mittwochnachmittag um vier ihren Treffpunkt hatte.
    «Guten Tag, Sportfreund Hock!» rief Kochale, nachdem er seine Yamaha aufgebockt hatte.
    «Guten Tag,

Weitere Kostenlose Bücher