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Feuer fuer den Grossen Drachen

Titel: Feuer fuer den Grossen Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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rauszuekeln, ihnen den Rückkehrwunsch, wenn sie abgeschoben worden waren, ein für allemal zu vergällen. Das war die Politik der Anstaltsleitung, und der TAL war ein alter Studienfreund des neuen Ausländersenators. Beide waren in derselben Burschenschaft groß geworden.
    Vor dem ‹Cockpit› lachten die Aufsichtsbeamten, am dröhnendsten Hock, der heute Schichtleiter war, und den sie für den größten «Hacho» hielten: übergenau, gemein und despotisch. Schlank, drahtig, durchtrainiert, das kurz gehaltene Haar nur leicht ergraut – ein Typ, wie Regisseure ihn brauchen, wenn sie Freicorpsoffiziere auf die Leinwand bringen wollen. Begriffe und Personengruppen waren gänzlich fremd für Ismail; er wußte nur, daß Hock gefährlich für ihn war, gefährlich wie die Deutsche Dogge, dieses kälbergroße Vieh, mit der sie ihn vor seiner Gefangennahme gejagt hatten.
    Schon schoß Hock auf ihn zu. Ismail erstarrte, zog sich zusammen wie ein kastrierter Kater, der Herrchens Prügel zu erwarten hat.
    «Du wagst es noch…!» schrie Hock ihn an. «Du willst wohl mit deinem Freund Niyazi telefonieren, was!? Damit der noch ‘n Dritten umbringt? Los, ab, kratz die Kurve!» Er stieß Isamil in den Flur zurück.
    «Schwein du!»
    So leise das gekommen war, Hock hatte es gehört. Er wollte schon zuschlagen, besann sich aber noch und machte kehrt.
    Ismail ging in seine Zelle zurück. Sie war leer. Die anderen beiden versuchten wohl zu duschen. Ismail warf sich aufs Bett. Seit Niyazi getürmt war, piesackten sie ihn unaufhörlich. Anfangs Verhör auf Verhör und jetzt eine versteckte Strafe nach der anderen. Dabei hatte er wirklich nicht gewußt, daß Niyazi einen Ausbruch vorhatte, das war die Wahrheit, und er ahnte auch nicht im mindesten, wo er sich jetzt versteckt halten konnte. Soweit war die Freundschaft nun auch nicht gegangen. Doch seine Einwände halfen wenig: Damals seid ihr Tatgenossen gewesen – jetzt auch! Dann war Meyerhoff getötet worden, der Tabakwarenhändler aus der Oranienstraße, und wenig später dieser Theo Wohlers von der Neuen Chance, und in beiden Fällen hielt man Niyazi für den Täter. Seit das bekannt war, stand Ismail endgültig auf Hocks Abschußliste.
    Während Hock in der BZ über die letzten Erfolge der Aktion Sorgenkind las und spontan beschloß, bei den Kollegen der Teilanstalten I und II mindestens dreihundert Mark zu sammeln, blätterte Ismail im Koran und suchte nach einer Sure, die ihm helfen konnte. Die 41. etwa: «Fürchtet euch nicht und seid nicht traurig, sondern vernehmt die Freudenbotschaft vom Paradies, das euch verheißen ward. Wir sind eure Schützer im irdischen Leben und im Jenseits, und euch wird sein in ihm, was eure Seelen begehren, und ihr sollt haben in ihm, wonach ihr rufet, eine Aufnahme von einem Vergebenden, Barmherzigen!»
    Er nahm die vorgeschriebenen Waschungen vor – Hände, Gesicht, Unterarme und Füße einschließlich des Mund- und Nasespülens –, dann wandte er sich in Richtung Mekka und sprach das erste Allah-u-akbar. Sich niederkniend und sich verneigend, begann er sein Gebet mit der 1. Sure: «Lob sei Allah, dem Weltenherrn / Dem Erbarmer, dem Barmherzigen / Dem König am Tag des Gerichts! / Dir dienen wir und zu dir rufen um Hilfe wir / Leite uns den rechten Pfad / Den Pfad derer, denen du gnädig bist / Nicht derer, denen du zürnst, und nicht der Irrenden…»
    Er verbeugte sich, berührte den Boden mit der Stirn und den offenen Handflächen.
    Nachdem er sich wieder erhoben hatte, verspürte er ein starkes Bedürfnis zu duschen. Obwohl die Chancen schlecht standen, heute noch ranzukommen, ging er zur Duschzelle hinüber. Zwar waren noch elf Landsleute vor ihm dran, dazu ein paar Araber, Jugoslawen und auch Pakistani, doch Ali, der der nächste war, erklärte sich bereit, ihn mit unter die Dusche zu nehmen, wenn er dafür etwas Kaffee bekam, mindestens für zwei Tassen. Ismail willigte ein; Tuğrul hatte ihm gerade ein Paket zukommen lassen.
    Nach der ‹großen Waschung› fühlte er sich wesentlich wohler.
    Doch als er sich seiner Zelle näherte, war es mit diesem Hochgefühl sehr schnell wieder vorbei. Seine Bettwäsche flog gerade auf den Flur hinaus, seine Brettspiele, seine Comics, sein Koran hinterher.
    Der TAL hatte, angeblich einem anonymen Hinweis folgend, wie er später aussagen sollte, vor wenigen Minuten entschieden, die Verfügung ‹Kahlschlag› anzuwenden, und sofort hatte sich Hock an die Arbeit gemacht, flankiert und geschützt von

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