Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Feuer fuer den Grossen Drachen

Titel: Feuer fuer den Grossen Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
Vom Netzwerk:
sich aber ganz unauffällig an die beiden herangearbeitet hatte, sprang Hock gleich auf. «Pause!»
    Hock spendierte einen Kasten Bier und, auf Vereinskosten, für jeden ein halbes Hähnchen. Jubelgeschrei.
    Für Interessierte hatte Hock einige Farbtafeln mitgebracht, die er in der Kneipe herumreichte: Ein- und Ausschußwunden bei Bleigeschossen.
    Nach einer halben Stunde ging es weiter mit einer kurzen Unterweisung im Auspuffreinigen: «Auf keinen Fall selber ausbrennen, durch die Hitze läuft der Chrom blau an. Besser ist die mechanische Reinigung – ‘ne Kette durchziehen. Mal hersehen!»
    Beantragung der B-Lizenz. «Wichtig für Jerry, Mac, Hotte und Django fürs erste Rennen. Vom Clubheim aus anrufen bei der OMK – Oberste Motorsport-Kommission – und Antragsformular anfordern. Dann ärztliches Attest besorgen: Sehschärfe, Gehör, Reflexe und so weiter. Adresse geb ich euch nachher.»
    Tarndeckel zur Abdeckung von Schützenlöchern: «Rundbogen aus biegsamen Ruten zusammenbinden – nehmen wir die hier; Kochale macht’s mal vor… Prima. Jetzt dünneres Reisig und größere Blätter einflechten. Mac und Django heben inzwischen das Schützenloch aus – Spaten ist in meiner Satteltasche.»
    Kochale hatte Spaß an der Sache, das ließ sich kaum leugnen. Was hatte ihm Hanna bei einer der letzten Begegnungen vorgeworfen: Du bist der geborene Fremdenlegionär! Konnte schon sein. Action is satisfaction!
    «So, Jungs, prima gemacht. Zum Abschluß ein kleines PvH-Turnier. Die Sieger kriegen ‘n Tankrucksack für unsere große Fahrt im August.» Erneut großer Jubel.
    PvH, das große Pulle-vom-Helm-Turnier. Zwei Mannschaften fuhren mit gezücktem Knüppel auf das Ziel zu, Hocks Helm mit einer leeren Bierflasche obendrauf, und bemühten sich in alter Rittermanier, die Pulle herunterzustechen. Djangos Truppe siegte, und grölend drehten sie auf seiner Mühle ihre Ehrenrunde.
    Das mußte schon mal sein, aber bald hatte Hock die Disziplin wiederhergestellt, und in geordneter Formation ging es dann in die Innenstadt zurück, schon im Licht der Peitschenmasten. Nieselregen.
    Sie waren alle müde, ausgelaugt, und Django schien sich bei seinem Sturz vorhin doch so etwas wie eine leichte Gehirnerschütterung zugezogen zu haben.
    So passierte es dann, Müller-/Ecke Afrikanische Straße. Django vorneweg, viel zu schnell, die Ampel schon auf rot, und er voll drauf auf einen voreiligen Linksabbieger.
    Django war schon tot, als er auf den Asphalt knallte.
    Kochale kümmerte sich, um diesem Anblick zu entgehen, um Djangos Maschine, einem einzigen Brocken Schott. Die beiden Packtaschen waren abgerissen worden; eine war bis hin zur Hauswand geflogen und dort aufgegangen.
    Neben den üblichen Utensilien kam eine weiße Kapuze zum Vorschein. Und weiterhin eine Blechplatte mit der Aufschrift: Ku-Klux-Klan was here. Ausländer raus! Feuer für den Großen Drachen!
    Kochale tat, als hätte er nichts gesehen.

 
    AUSLÄNDERKNAST
     
     
     
    Es gibt Leute, die meinen, die Unterschiede zwischen einer Fabrik und einem Gefängnis seien so gewaltig nun auch wieder nicht. Obgleich politisch ganz woanders angesiedelt, mußte auch der neue Ausländersenator Berlins so etwas im Gefühl gehabt haben, als er sich zur Anmietung eines abbruchgeweihten Fabrikgebäudes am Tempelhofer Ufer des Teltowkanals entschlossen hatte, um zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: Einmal die alten Haftanstalten von der immer größer werdenden Flut ausländischer Untersuchungs- und Strafgefangener zu entlasten und zum anderen die Deutschen wieder reinlich von den Ausländern zu scheiden. Dies mit der offiziellen Begründung der Konfliktvermeidung und der inoffiziellen Absicht, die verfügbaren Gelder, wenig genug, für die Resozialisierung der deutschen Knackis einzusetzen und sie nicht, so der Herr Senator im privaten Kreis, für die andere Gruppe zu verplempern. «… ist ja doch aus dem Fenster rausgeworfen! Der Maßnahmenkatalog der vorherigen Regierung interessiert mich nicht im allergeringsten, der ist nur noch Makulatur; von jetzt ab wird wieder eine ganz konsequente Ausweisungspolitik verfolgt: Nach Verbüßung der Strafe sofort ab ins Heimatland!»
    Ismail, Tugruls Bruder, kannte den neuen Ausländersenator nur von Zeitungsfotos her; sein Haß konzentrierte sich auf jene, die ihn anfaßten, die ihn anschrien, die ihn mit ihren Verfügungen jagten: Bandilleros der Justizbürokratie, Fallgrubenausheber im Paragraphendschungel, ganz bewußt hier

Weitere Kostenlose Bücher