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Feuer fuer den Grossen Drachen

Titel: Feuer fuer den Grossen Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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einigen Beamten der Sicherheitsgruppe.
    Ismail tobte, hatte aber keine Chance gegen die griffsicheren SG-Leute.
    Hock stellte die Zelle total auf den Kopf, und schließlich hatte er, im ausgehöhlten Stuhlbein, gefunden, was er suchte: ein Plastiktütchen mit ein paar Gramm Haschisch.
    «Das gehört mir nicht!» schrie Ismail.
    Der TAL war hinzugekommen und grinste nur. «Wem dann – dem Weihnachtsmann vielleicht?» Er war mit sich zufrieden: Aber sicher, Herr Senator, wenn wir nur noch die Dealer ausweisen dürfen, dann richten wir es eben so ein, daß wir nur noch Dealer haben, wenn es zur Entlassung kommt. Da kannst du dich auf mich verlassen.
    Ismail beschimpfte Hock und den TAL, auf deutsch wie auf türkisch, und bekam dafür drei Tage Bunker verpaßt, wurde abgeschleppt in den Keller, in eine kahle, fensterlose, stinkende Beruhigungszelle.
    Ali und Bünyamin sahen ihm hinterher. «Wir müssen endlich mal was machen… So richtig! Und wenn einige von uns dabei drauf gehen…»

 
    ACTION IS SATISFACTION
     
     
     
    Kochale lag auf dem Fußboden und spielte mit Legosteinen. Dennis wollte ein Polizeirevier gebaut haben und Sheila ein Hochhaus. Kochale folgte ihren Anweisungen.
    Seit Theo tot war, kam er nahezu jeden Tag nach Kreuzberg. Und dies, obwohl er keine Kinder mochte («… diese kleinen Schwachköpfe – und dieser ewige Gestank nach Kacke und Karotten!»), ebensowenig mochte er Thea («… dieser Fleischberg!»), aber da war eben eine Maxime, gegen die er nicht ankonnte: Es ist deine verdammte Pflicht und Schuldigkeit, der Frau deines toten Freundes zu helfen!
    Ganz abgesehen davon, daß er Thea mit einigen Hundert-Mark-Scheinen über die Runden half: Er kam selber, er war da, während Theos andere Freunde und Bekannte die Wohnung am Erkelenzdamm mieden, als wäre dort die Pest ausgebrochen. «Dafür schreiben sie jetzt Gedichte, wo sie für eine humane Gesellschaft plädieren», sagte Thea und fügte dann, Theo imitierend, genüßlich hinzu: «Oh, wie edel sind wir Linken, wenn wir am Schreibtisch sitzen!»
    Doch es kam selten vor, daß sie mal längere Zeit mit Kochale redete; im allgemeinen war sie verschlossen, introvertiert, wirkte manchmal fast autistisch.
    Vielleicht wäre alles anders gekommen, wenn sie mehr geredet hätte, denn Kochale brauchte das dauernde Graugansgeschnatter, und wenn sie nicht eine derart hypertrophe Rubens-Figur gehabt hätte… Mit der kannst du dich doch nirgends sehen lassen! Andererseits: das hier wäre eine Aufgabe gewesen, Pflichterfüllung, neuer Halt… Abwarten.
    Zu ihrer Mutter zurück wollte sie auf keinen Fall.
    Die Kinder lärmten, im Radio besang einer die Sonne Jamaikas, sie bügelte schwitzend und verbissen.
    War das eine Insel für morgen, für übermorgen? Nein.
    Sheila riß ihr Hochhaus ein, und Kochale mußte wieder von vorn beginnen. Dennis war jetzt Polizist und hieb mit einer Papprolle auf Sheila ein. «Sie sind verhaftet!» Großes Geschrei. Kochale litt immer stärker. Thea schickte die beiden nach draußen – im Kühlschrank sei noch Eis.
    Im RIAS interviewten sie den Ausländersenator.
    … werden wir weiterhin alle Anstrengungen unternehmen, um die Integration unserer ausländischen Mitbürger voranzubringen.
    «Daß ich nicht lache», sagte Thea. «Andersrum wird doch ‘n Schuh daraus: Jetzt geht’s doch bloß noch darum, wie wir Deutsche hier in die Gruppe der Türken integriert werden können. Bei Dennis im Kindergarten kommen auf dreizehn Türken zwei Deutsche.»
    … verließen die Ausländer schlagartig unsere Stadt, würden unsere Baustellen veröden, unsere Fließbänder stillstehen, unsere Büros im Dreck ersticken, und viele unserer Hotels und Gaststätten müßten schließen. Der Ausländersenator wurde immer beschwörender: Mit Abscheu und Empörung verfolge ich die Terroranschläge in unserer Stadt, das schändliche Treiben kleiner rechtsradikaler Gruppen: Es ist fünf Minuten vor zwölf! Berlinerinnen und Berliner, behandeln wir unsere ausländischen Mitbürger endlich so, wie sie es verdienen: als Freunde unserer Stadt, als unsere Helfer!
    Kochale lachte, lachte bitter, lachte sarkastisch. «Theos Mörder – meine Freunde und Helfer!»
    «Es war Theos Fehler. Er hätte die Türken reinlassen sollen, als sie bei der Neuen Chance mitmachen wollten.»
    Kochale starrte sie an.
    Thea legte ihre T-Shirts zusammen. «Ich muß um vier mit Dennis beim Kinderarzt sein – du würdest mir einen großen Gefallen tun, wenn du mit Sheila

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