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Feuer fuer den Grossen Drachen

Titel: Feuer fuer den Grossen Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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aussteigen! Meinst du denn nicht, daß gerade Tuğrul deine große Chance ist? Gründe doch ‘ne Gruppe, die die K-Y-Ziele von deutscher Seite aus unterstützt. Juristin biste, reden und denken kannste auch; für Publicity sorg ich schon. Eure Geschichte als Vehikel: da springen die Leute doch drauf an, wenn die das lesen. Politik muß man als Biographie verkaufen, am besten als love story. »
    Sie schwiegen, bis der Wagen den Teltowkanal erreicht hatte und vor dem alten Backsteinkasten hielt, der sich jetzt JVA Tempelhof nannte.
    Kaum waren sie ausgestiegen, da liefen sie Mannhardt in die Arme, der gerade eine weitere und wiederum vergebliche Niyazi-Vernehmung hinter sich hatte.
    Q-Müller und Mannhardt kannten sich, das hatte Hanna mitgekriegt, nicht nur von der Fahndung nach Theos Mördern her, sondern auch von einem Fortbildungsseminar, das Q-Müller gemanagt hatte, sowie von dessen Besuch in Mannhardts SPD-Abteilung («Thema des heutigen Abends: ‹Kommunales Wahlrecht für Ausländer – ja oder nein?› Als Referenten begrüße ich unsern Genossen Professor Kurt Müller»).
    Q-Müller schien auf Grund der bisherigen Begegnungen eine gewisse Chance zu sehen, Mannhardt umzudrehen, dabei auch seine Überzeugungskraft in Rechnung stellend. So kam er auch nach ein paar höflichen Begrüßungsworten und Fragen zum Thema Niyazi sehr schnell zur Sache: «Du weißt doch, wie’s in Kreuzberg aussieht…» Das Du als panzerknackende Waffe, das warmherzig-verständnisvolle Priesterlächeln: «… ein Funke genügt, das ist doch alles ein einziges Pulverfaß. Und wenn Kunze nicht zugibt, daß er an Mehmets Tod schuld ist, daß er zumindest fahrlässig gehandelt hat, Unverhältnismäßigkeit der Mittel und so, dann könnte das der Funke sein. Wenn Kunze nicht eingesperrt wird, dann drehn die Türken durch – ich weiß das. Straßenschlachten, ‘ne Menge Tote. Nur weil du deine Aussage nicht ändern willst…!»
    Mannhardt fixierte die Fernsehkamera über der Anstaltspforte, die immer noch in ihre Richtung zeigte, gar nicht mehr wegschwenkte. «Es war Notwehr…»
    «Das war es nicht. Es gibt da ein paar Türken, die das ganz anders gesehen haben, Muhat zum Beispiel.»
    «Warten wir ab, wem die Richter mehr Glauben schenken werden.»
    «Das ist doch glatter Zynismus!» sagte Q-Müller.
    «Nee, das ist Paragraph 213 StBG!» sagte Hanna. «Minder schwerer Fall des Totschlags. Wenn Kunze wirklich durch ‹schwere Beleidigung von dem Getöteten zum Zorn gereizt und hierdurch auf der Stelle zur Tat hingerissen› worden ist, wie es so schön im Gesetzbuch heißt, dann wird er dafür in etwa vier Jahre kriegen. Und daran ist dann kein anderer schuld als der Kriminaloberkommissar Mannhardt.» Sie sah Q-Müller an. «Meinst du denn, dem gibt einer von den Kollegen noch ‘n Stück Brot? Die machen den doch völlig fertig.»
    Q-Müller wußte nicht, ob Hanna wirklich Mitleid mit dem Polizisten hatte oder ob sie ihn nur provozieren wollte; er nahm es aber als Versuch, ihm zu helfen. «Wenn’s wirklich so ist, ich könnt dir auch in Hamburg oder in Düsseldorf ‘ne Stelle beschaffen.»
    Mannhardt flüchtete sich in den vertrauten Frotzelton. «Wenn Sie auch noch Telefon und Briefpost abschaffen könnten?»
    Hanna sah ein, daß sie von Mannhardt nichts geringeres als eine Art Selbstmord erwarteten: eine aussichtslose Sache also. Und sein Sie zeigte deutlich an, wie wenig es Q-Müller gelungen war, die angestrebte seelsorgerisch-therapeutische Ebene zu erreichen.
    «Na ja, das muß eben jeder selbst mit seinem Gewissen ausmachen», sagte Q-Müller, verärgert, geschlagen und wenig originell. «Dann: bis später mal!»
    Hanna sah Mannhardt hinterher, wie er zu seinem Wagen ging, müde und irgendwie in sich zusammengesunken, Rentner im Kurpark. «Was soll er denn machen? Und wenn er dreist den Helden mimte, du weißt doch genau, wie solche Prozesse gegen Gefängnisbeamte und Polizisten in aller Regel ausgehen: mit Freisprüchen!»
    Sie kamen an eine eiserne Schiebetür, die surrend im Mauerwerk verschwand, als sie eine Klingel gedrückt und durch eine Wechselsprechanlage ihre Besuchswünsche vorgetragen hatten. «Erst mal zum AL bitte, und dann zum Sprechzentrum. Frau Jendreyko und Müller…»
    Sie hatten sich alsdann vor einer Art Fahrkartenschalter aufzustellen, nur daß das Glas ein wenig dicker war, und ihre Personalausweise auf einer Art Wägelchen in den Kontrollraum hineinzuschieben. Während der Pfortenbeamte in

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