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Feuer fuer den Grossen Drachen

Titel: Feuer fuer den Grossen Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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hatte sich bei immer vortrefflichen Beurteilungen in der Einheitslaufbahn der Polizei vom einfachen Schupo bis zum Kriminalhauptkommissar hochgearbeitet und hoffte auf vorgezogene Pensionierung, um sein Häuschen und den Garten, vom Beamtenheimstättenwerk auch ihm möglich gemacht, noch lange genießen zu können. Eine schwere Verletzung – ein libanesischer Dealer hatte ihm mehrere Kugeln in den Leib gejagt – ließ diesen Wunsch erklärlich werden. Sein heutiges Horoskop – zu seinem Leidwesen war er Jungfrau – ließ keinerlei dunkle Vorahnungen in ihm aufkommen: Nach ein paar zermürbenden Versuchen stellt sich nun endlich der gewünschte Erfolg ein.
    Kunze fluchte noch ein wenig über die Unentschlossenheit der politischen Führung und ihre Schwäche – das Richtige könne nie Ergebnis endloser Diskussionen sein, sondern nur Manifestation eines starken Willens! Dann machten sie sich auf die Suche nach einem Typen namens Happy.
    Der Würstchenbudenbesitzer am Oranienplatz zeigte sich verwundert: «Der wohnt doch da irgendwo in dem Haus drin, wo Sie jetzt ihren neuen Unterschlupf haben.» Aber mehr als den Spitznamen wußte auch er nicht.
    Mannhardt sah hinüber. «Da hat doch auch dieser Theo gewohnt – Neue Chance. Seine Frau müßte doch wissen…»
    Aber Thea war nicht da, und so waren sie gezwungen, erst einmal in den türkischen Läden herumzufragen. Das Ergebnis war frustrierend.
    « Sizi anlamıy orum!» Verschlossen-dunkle, drohende Gesichter.
    «Da haste die berühmte Mauer des Schweigens», sagte Kunze. «Da biste nun ‘n Fremder im eignen Land!»
    Undeutbare Worte, Blicke und Gesten, nur Terra incognita; auch Mannhardt litt darunter. Fast floh er auf die Straße zurück, Kunze hinterher.
    Und da geschah es dann.
    Kunze sah einen jungen Türken an seinem Auto stehen, ganz eng an die Tür gepreßt. Sein schöner neuer Kadett. Mit ein paar Sätzen war er da, riß den Türken zurück.
    «Was machst du da?»
    «Ich nur gucken, ein Freund wartet…» Sein Blick glitt die Fassade hinauf. Im dritten Stock hatte Muhat ein Zimmer.
    «Mit ‘nem Stück Draht in der Hand?»
    «… nur aufgehoben. Ich…»
    Kunze packte den Türken am Pullover. «Den wolltest du doch klauen – oder? Los, raus mit der Sprache!»
    «Hayı r – nein! Gürütlüy apmayın!»
    «Sprich Deutsch mit mir, Mensch! Name – wie heißt du? Los!»
    «Mehmet… Aber ich…»
    Kunze beutelte ihn, schlug ihn, immer mehr außer Kontrolle geratend, mit Hinterkopf und Rücken gegen eine Litfaßsäule. «Wirst du wohl die Wahrheit sagen, du Schwein…»
    «Norbert!» Mannhardt hatte Kunze an der Schulter gepackt und versuchte noch, ihn zurückzureißen…
    Zu spät.
    Kunze sah nur noch dieses dunkle Turkmenengesicht, in seiner Angst noch arrogant. Mit seiner Vernichtung war alles Böse vernichtet.
    «Mein Auto klauen…!» Ein Schrei und ein Schlag, der Erlösung und Befreiung brachte. Der Hieb eines Neandertalers.
    Mehmet flog auf die Fahrbahn und wurde von einem Bus der Linie 75 überrollt. Im Protokoll vermerkte Kunze später, daß es Notwehr gewesen sei.
    Muhat, der gerade ans Fenster getreten war, um nach Mehmet Ausschau zu halten, hatte es anders gesehen.

 
    HANNA ZWISCHEN DEN WELTEN
     
     
     
    Wohl wissend, daß der drohende Aufstand im Türken-Getto den Fortgang seiner IRMA-Projekte wie die Brauchbarkeit ihrer Ergebnisse aufs höchste gefährdete, spornte Q-Müller seine Wissenschaftler zu immer größerem output an. Die aber räsonierten und beharrten auf ihren angestammten Brütphasen, ohne die kreative Forschung platterdings nicht möglich sei.
    Q-Müller, ohnehin schlecht gelaunt, weil sein morgendlicher Waldlauf um den Schlachtensee, fünf Komma fünf Kilometer, dieser Krisensitzung zum Opfer gefallen war, polterte los:
    «Wir müssen den Politikern so schnell wie möglich unsere Ergebnisse auf den Tisch legen, damit sie handeln können!»
    «Hier in Berlin handeln doch nur noch die Marktfrauen und nicht mehr die Politiker», brummte Herbert, der über seiner zitty-Lektüre mit halbem Ohr zugehört hatte.
    «Ich bitte mir etwas mehr Sachlichkeit aus!» ordinariatete Q-Müller.
    «Okay…» Herbert ließ seine geliebte Stadtzeitung verschwinden, kraulte sich noch den Rauschebart und konterte dann mit, so er, ‹Mäxchen› Weber («Die ‹Objektivität› sozialwissenschaftlicher Erkenntnis»): «Eine empirische Wissenschaft vermag niemanden zu lehren, was er soll, sondern nur, was er kann und – unter Umständen – was er

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