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Feuer (German Edition)

Feuer (German Edition)

Titel: Feuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele d'Annunzio
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Traurigkeit, beklemmend wie Alpdrücken, legte sich dicht um sein Herz. Es schien ihm, als ob die Stille auf einen Aufschrei lauere. In seinen durch die schwere Last wie erstarrten Gliedern pochten die Adern schmerzhaft. Die Klammer ließ allmählich nach, als ob das Leben dahinschwände. Die herzzerreißenden Worte kamen ihm wieder zum Bewußtsein. Ein plötzlicher Schrecken bemächtigte sich seiner, wie bei der Erscheinung eines tödlich-schmerzhaften Bildes. Und trotzdem bewegte er sich nicht, sprach nicht und machte keinen Versuch, diese qualvolle Wolke zu verscheuchen, die sich über ihnen beiden angesammelt hatte. Er blieb wie gelähmt. Seine Vorstellungen von Ort und Zeit verwirrten sich. Er sah sich und das Weib in einer endlosen, mit dürrem Gras spärlich bewachsenen Ebene, unter einem weißen Himmel. Sie warteten, warteten, daß eine Stimme sie rufe, daß eine Stimme sie aufrichte ... Ein verworrener Traum entwickelte sich aus seiner Betäubung, schwankte wechselnd und wurde immer beängstigender unter dem Alpdruck. Jetzt glaubte er, atemlos eine steile Höhe mit seiner Gefährtin htnaufzukeuchen, und ihre unmenschliche Not machte seine Not um so schlimmer ...
    Aber er fuhr beim Klange eines Glöckchens zusammen und öffnete die Augen wieder. Es war die Glocke von San Simeone Profeta, so nahe, als ertöne sie im Zimmer selbst. Der metallische Klang schrillte schmerzhaft in die Ohren.
    »Warst du auch ein wenig eingeschlummert?« – fragte er die Frau, die so gänzlich haltlos in seinem Arme lag, als wäre sie schon ausgelöscht.
    Und er hob eine Hand und fuhr ihr liebkosend über das Haar, die Wange, das Kinn.
    Als ob diese Hand ihr das Herz zerspalte, brach sie in Schluchzen aus. Sie schluchzte, schluchzte an seiner Brust, ohne zu sterben.
     
    »Ich habe ein Herz, Stelio« – sagte die Frau und sah ihm dabei mit schmerzlicher Anstrengung, die ihre Lippen erbeben machte, in die Augen; als ob sie eine schamhafte Schüchternheit überwinden müsse, um diese Worte herauszubringen. – »Ich leide an einem Herzen, das allzu lebendig hier pocht, Stelio, ach, lebendig und gierig und bange, wie Sie es nie erfahren werden ...«
    Sie lächelte mit ihrem leisen, verbergenden Lächeln, zögerte, streckte die Hand nach einem Veilchenstrauße aus, ergriff ihn und drückte ihn ins Gesicht. Ihre Augenlider senkten sich, und ihre wunderbar schöne, traurige Stirn blieb zwischen den Haaren und den Blumen frei.
    »Sie kränken es zuweilen« – sagte sie leise, den Mund in den Veilchen – »Sie sind zuweilen grausam ...«
    Es schien, als ob diese bescheidenen, duftenden Blumen es ihr erleichterten, ihren Kummer zu bekennen und ihren schüchternen Vorwurf gegen den Freund noch mehr zu verhüllen. Sie schwieg; er senkte den Kopf. Man hörte das Knistern der Holzscheite im Kamin; man hörte den Regen gleichmäßig in dem verödeten Garten plätschern.
    »Einen großen Durst nach Güte habe ich – ach, Sie werden nie verstehen, was für einen Durst! Die Güte, mein süßer Freund, die wahre, tiefe, die nicht sprechen kann, aber die versteht, die alles in einem einzigen Blick, in einer kleinen Bewegung schenken kann, die stark ist und sicher und stets gegen das Leben gewendet, das befleckt und verführt ... Kennen Sie die?«
    Ihre Stimme war abwechselnd fest und bebend, so warm von innerem Lichte, so voll von Seelenoffenbarung, daß der junge Mann sie durch sein ganzes Blut fluten fühlte, nicht wie einen Klang, sondern wie eine geistige Wesenheit.
    »In dir, in dir habe ich sie kennen gelernt!«
    Er nahm ihre Hand, die, die Veilchen umklammernd, in ihrem Schoß ruhte; er beugte sich nieder und küßte sie demütig. Er blieb zu ihren Füßen, in demütiger Haltung. Der zarte Duft vergeistigte seine Zärtlichkeit. In der Pause sprachen vernehmlich Feuer und Wasser.
    Mit klarer Stimme fragte die Frau:
    »Glauben Sie, daß ich Ihnen ganz ergeben bin?«
    »Hast du mich nicht an deinem Herzen schlafen sehen?« erwiderte er mit veränderter Stimme, plötzlich von einer neuen Empfindung ergriffen; denn er sah in dieser Frage seine Seele nackt und offen sich ihm bloßlegen, er fühlte sein geheimes Bedürfnis, zu glauben und zu vertrauen, enthüllt.
    »Ja, aber was beweist das? Die Jugend hat einen ruhigen Schlaf auf jedwedem Kissen. Du bist jung ...«
    »Ich liebe dich, und ich glaube an dich; ich gebe mich gänzlich hin. Du bist meine Gefährtin. Deine Hand ist stark und sicher.«
    Er hatte gesehen, wie die wohlbekannte Angst die

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