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Feuer (German Edition)

Feuer (German Edition)

Titel: Feuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele d'Annunzio
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Züge ihres lieben Gesichts entstellte; und seine Stimme hatte von Zärtlichkeit gebebt.
    »Güte!« – sagte die Frau und liebkoste ihm mit leichter Hand die Haare an der Schläfe. – »Du kannst gut sein, du fühlst das Bedürfnis zu trösten, süßer Freund! Aber wir haben einen Fehltritt begangen, und der muß gesühnt werden. Zuerst schien es mir, als könne ich alles für dich tun, das Demütigste und das Größte; und jetzt kommt es mir vor, als könne ich nur ein einziges Ding tun: fortgehen, verschwinden, dich mit deinem Schicksal freilassen ...«
    Er unterbrach sie, sich aufrichtend und das teure Gesicht zwischen seine Hände nehmend.
    »Ich kann das tun, was selbst die Liebe nicht kann!« – sagte sie leise, erbleichend und ihn ansehend, wie sie ihn nie angesehen hatte.
    Er fühlte eine Seele zwischen seinen Händen, das Wunderbild eines lebendigen Quells, von unendlicher kostbarer Schönheit.
    »Foscarina, Foscarina, Seele, Leben, ja, ja, mehr als die Liebe, ich weiß es, daß du mir mehr geben kannst, als die Liebe; und nichts kommt für mich dem gleich, was du mir geben kannst; und nichts anderes könnte mich dafür entschädigen, wenn ich dich nicht zur Seite hätte auf meinem Wege. Glaube mir, glaube mir! Wie oft habe ich es dir wiederholt, erinnere dich! Auch als du noch nicht ganz mein warst, auch als das Verbot noch zwischen uns stand...«
    Er hielt sie eng umschlossen, beugte sich nieder und küßte sie leidenschaftlich auf die Lippen.
    Ein Schauer lief über ihren ganzen Körper: der eisige Strom flutete über sie fort und machte sie erstarren.
    »Nein, nicht mehr!« – rief sie schneebleich.
    Sie stieß den Freund von sich. Sie konnte das Keuchen in ihrer Brust nicht beherrschen. Wie im Traume bückte sie sich, um die Veilchen, die heruntergefallen waren, aufzuheben.
    »Das Verbot!« – sagte sie nach einer Zwischenpause des Schweigens.
    Man hörte ein dumpfes Prasseln von einem Holzscheite, das der Glut des Feuers widerstand,» der Regen klatschte auf die Steine und auf die Zweige. Von Zeit zu Zeit klang das Geräusch wie das Brausen des Meeres, beschwor feindliche Einsamkeiten herauf und ungastliche Fernen und umherirrende Wesen, die unter den Unbilden rauher Himmelsstriche schweiften.
    »Warum haben wir es überschritten?«
    Stelio blickte unverwandt in die beweglichepracht des Kaminfeuers; aber in seinen offenen, flachen Händen bewahrte er das übernatürliche Gefühl, die Spur des Wunders, die Nachempfindung dieses menschlichen Angesichts, durch dessen jammervolle Blässe jene Woge gottergleicher Schönheit geflutet war.
    »Warum?« – wiederholte schmerzlich das Weib. – »Ach, gestehen Sie, gestehen Sie, daß auch Sie in jener Nacht, ehe die blinde Wut uns packte und uns überwältigte, daß auch Sie die Empfindung hatten, daß alles auf dem Spiel stünde und verwüstet und verloren würde, daß auch Sie die Empfindung hatten, wir dürften nicht nachgeben, wenn wir das Gute retten wollten, das aus uns geboren war, jenes starke und berauschende Etwas, das mir der einzige Preis meines Lebens schien. Gestehen Sie, Stelio, sprechen Sie die Wahrheit! Ich könnte Ihnen fast den Augenblick bezeichnen, in dem die gute Stimme zu Ihnen sprach. War es nicht auf dem Wasser, als wir nach Hause fuhren, und Donatella bei uns war?«
    Einen Augenblick hatte sie gezögert, ehe sie den Namen aussprach; und gleich daraufhatte sie eine beinahe physische Bitterkeit empfunden, die von den Lippen in ihr Inneres drang, als ob diese Silben fortan für sie ein Gift enthalten hätten. Schmerzlich leidend erwartete sie die Antwort des Freundes.
    »Ich kann nicht mehr zurück, Foscarina« – erwiderte er – »und ich will auch nicht. Ich habe mein Gut nicht verloren. Mir gefällt es, daß deine Seele eine eindringliche Sprache spricht und daß das Blut aus deinen Wangen weicht, wenn ich dich berühre und du fühlst, daß ich dich begehre...«
    »Schweig, schweig« – flehte sie – »quäle mich nicht immer! Laß mich dir von meinen Schmerzen sprechen! Warum hilfst du mir nicht?«
    Sie wühlte sich ein wenig in die Kissen, auf denen sie saß, zog sich in sich zusammen, wie unter einer brutalen Vergewaltigung, und sah starr in die Glut, um den Geliebten nicht anzusehen zu müssen.
    »Mehr als einmal habe ich in deinen Augen etwas gelesen, das mir Entsetzen einflößte,« konnte sie endlich mit einer Anstrengung, die ihre Stimme heiser machte, herausbringen.
    Er zitterte, wagte aber nicht, ihr zu

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