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Feuer im Kopf - meine Zeit des Wahnsinns

Feuer im Kopf - meine Zeit des Wahnsinns

Titel: Feuer im Kopf - meine Zeit des Wahnsinns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susannah Calahan
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hatte, ging Paul hinein zu Angela. »Jemand muss ihre Mutter oder sonst jemanden anrufen. Da stimmt was nicht.«
    Während Paul oben mit Angela sprach, blieb ich draußen. Wer mich sah, musste vermuten, dass ich tief in Gedanken versunken war oder im Kopf eine Story ausarbeitete – nichts Außergewöhnliches. Tatsächlich jedoch war ich weit fort. Das Pendel hatte wieder ausgeschlagen und nun fühlte ich mich wackelig und höhenkrank, es war dasselbe Gefühl wie oben auf dem Berg in Vermont, nur ohne diese schreckliche Angst. Ich schwebte über der Menge der Angestellten der News Corporation. Ich sah meinen Kopf von oben, so nah, dass ich nur die Hand hätte ausstrecken müssen, um ihn zu berühren. Ich sah Liz, die Wicca-Bibliothekarin, und spürte, wie mein »Selbst« wieder in meinen geerdeten Körper zurückkehrte.
    »Liz, Liz!«, rief ich. »Ich muss mit dir reden.«
    Sie blieb stehen. »Ach hallo, Susannah. Wie geht es dir?«
    Für höfliche Floskeln war keine Zeit. »Liz, kennst du das Gefühl, hier zu sein und doch nicht hier zu sein?«
    »Ja sicher, die ganze Zeit«, antwortete sie.
    »Nein, nein, du verstehst mich nicht richtig. Ich kann mich selbst von oben sehen, als würde ich über mir schweben und auf mich herabschauen«, sagte ich, meine Hände ringend.
    »Das ist normal«, meinte sie.
    »Nein, nein. So, als wärst du außerhalb von dir und würdest dich selbst anschauen.«
    »Sicher, sicher.«
    »Als wärst du in deiner eigenen Welt. Als wärst du nicht in dieser Welt.«
    »Ich weiß, was du meinst. Das ist wahrscheinlich nur ein Überbleibsel der astralen Reise, die du gestern erlebt hast bei unserem Kartenlesen. Vielleicht habe ich dich in ein anderes Reich mitgenommen. Das tut mir leid. Versuche einfach, dich zu entspannen, und akzeptiere es.«
    Inzwischen hatte Angela, die über mein unberechenbares Verhalten besorgt war, von Paul die Erlaubnis erhalten, mit mir ins nahegelegene Marriott Hotel auf einen Drink zu gehen – und noch mehr Informationen von mir zu bekommen, warum ich so untypisch handelte. Als ich also in die Redaktion zurückkam, überzeugte mich Angela, meine Sachen zu packen und mit ihr ein paar Blocks weiter nördlich den Times Square hinauf in die Hotelbar zu gehen. Wir gingen beim Haupteingang des Hotels durch eine Drehtür und standen neben einer Gruppe Touristen, während wir auf den transparenten Lift zur Bar im achten Stockwert warteten, aber die Leute störten mich. Es waren zu viele Leute um mich herum. Ich konnte nicht atmen.
    »Können wir bitte die Rolltreppe nehmen?«, bat ich Angela.
    »Natürlich.«
    Die Rolltreppen, die auf beiden Seiten mit Dutzenden Leuchtröhren dekoriert waren, verstärkten meine Nervosität noch. Ich versuchte, das Herzklopfen und die Schweißtropfen zu ignorieren, die sich auf meiner Stirn bildeten. Angela stand ein paar Stufen unter mir und sah besorgt aus. Ich merkte, wie der Angstdruck in meiner Brust hochstieg, und plötzlich fing ich wieder an zu weinen.
    Im dritten Stock musste ich die Rolltreppe verlassen, um mich wieder zu beruhigen, weil ich so heftig schluchzte. Angela legte mir den Arm um die Schultern. Insgesamt musste ich auf dieser Fahrt in den achten Stock dreimal die Rolltreppe verlassen, um mein Schluchzen in den Griff zu bekommen.
    Endlich erreichten wir das Stockwerk, in dem sich die Bar befand. Die Teppiche, die aussahen, als gehörten sie in eine Avantgarde-Produktion von Lawrence von Arabien, wirbelten vor meinen Augen. Je fester ich darauf starrte, desto mehr verschmolzen die abstrakten Muster. Ich versuchte, das zu ignorieren. Die Bar mit gut 100 Sitzplätzen mit Blick hinunter auf den Times Square war fast leer, nur wenige Gruppen von Geschäftsleuten besetzten die Stühle im Eingangsbereich. Als wir hineingingen, heulte ich immer noch und eine Gruppe schaute von ihren Cocktails auf und glotzte mich an, wodurch ich mich noch schlechter und jämmerlicher fühlte. Die Tränen flossen weiter, obwohl ich keinen Anhaltspunkt dafür hatte, warum. Wir setzten uns in die Mitte des Raums auf Hochstühle, weit weg von den anderen Gästen. Ich wusste nicht, was ich nehmen sollte, daher bestellte Angela einen Sauvignon blanc für mich und ein Anchor Steam für sich selbst.
    »Also, was ist jetzt wirklich los?«, fragte sie und nippte an ihrem bernsteinfarbenen Bier.
    »So vieles. Der Job. Ich bin schrecklich schlecht. Stephen, er liebt mich nicht. Alles zerfällt. Nichts macht Sinn«, sagte ich, wobei ich das Weinglas mit einer

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