Feuer: Roman (German Edition)
seines Plans nicht einmal glauben konnte, als er es sah.
»Mach jetzt lieber nichts Falsches«, sagte Will. »Ich habe nicht mehr viel zu verlieren, weißt du?«
Georg nickte grimmig. »Da hast du verdammt Recht«, sagte er. »Du bist ein toter Mann.«
»Das weiß ich«, antwortete Will. »Die ganze Stadt weiß das.« Er wedelte ungeduldig mit der Pistole. »Den Autoschlüssel!«
Georg riss die Augen auf. »Wie bitte?« Nur ein kleines Stück neben ihm rappelte sich Fred stöhnend auf die Knie hoch. Er hatte die linke Hand noch immer gegen den Mund gepresst. Blut quoll zwischen seinen Fingern hervor und lief an seinem Kinn herab, aber in seinen Augen loderte nicht nur Schmerz, sondern blanke Mordlust.
Will machte zwei hastige Schritte zur Seite, um aus seiner Reichweite zu gelangen, und wiederholte seine auffordernde Geste. »Die Schlüssel! Ich brauche deinen Wagen!«
Georg starrte ihn hasserfüllt an, griff aber trotzdem gehorsam in die Jackentasche und zog den Schlüsselbund hervor. Mit wohl eher vor Wut als vor Furcht zitternden Fingern nestelte er den Wagenschlüssel ab und streckte die Hand in Wills Richtung aus.
»Leg ihn auf den Boden!«, befahl Will. »Und dann geh zurück! Fünf Schritte, mindestens.«
Aus dem Hass in Georgs Augen wurde etwas anderes, das weit über normalen Zorn hinausging, aber er ließ sich dennoch gehorsam in die Hocke sinken, legte den Jaguar-Schlüssel vor sich auf den Boden und stand dann rasch auf, um sich drei Schritte rückwärts zu entfernen.
Will befahl Fred mit einer entsprechenden Bewegung, sich zu ihm zu gesellen, und wartete, bis die beiden sich in sicherer Entfernung befanden, bevor er hinging und den Schlüssel aufhob. Es gab einen kurzen, aber gefährlichen Moment, in dem er ganz deutlich spürte, dass Fred sich auf ihn stürzen würde, ganz egal, ob er nun eine Waffe in der Hand hatte oder nicht, aber Georg schüttelte im letzten Moment kaum sichtbar den Kopf, und Fred entspannte sich wieder.
»Was glaubst du, wie weit du kommst?«, fragte Georg. Spätestens in einer Stunde sucht die ganze Stadt nach dir, das schwöre ich.«
Will wollte antworten, beließ es aber dann bei einem bloßen Achselzucken. Er ließ Georg und Fred keine Sekunde aus den Augen, aber er registrierte trotzdem, dass die kurze Szene nicht unbemerkt geblieben war. Der Fasan lag nicht in einer Gegend der Stadt, in der es von Touristen und Spaziergängern wimmelte, aber die Straße war auch alles andere als menschenleer. Wenn die Glückssträhne, die ihn seit zwei Tagen heimsuchte, weiter anhielt, dann hatte jetzt schon irgendein übereifriger Musterbürger sein Handy aus der Tasche gezogen, um die Polizei anzurufen.
Georgs Wagen stand auf der anderen Seite der Straße; ein flacher zweisitziger Jaguar von jener genau bemessenen Schlichtheit, die schon wieder protzig wirkte. Will bedeutete Georg mit einer entsprechenden Kopfbewegung, hinüberzugehen, wedelte aber zugleich abwehrend mit der Waffe, als Fred seinem Chef folgen wollte. »Geh zurück in die Bar«, sagte er. »Sag Slavko, dass er uns besser nicht verfolgt, wenn ihr euren Chef lebend wiedersehen wollt.«
Fred machte keine Anstalten, dem Befehl zu folgen, sondern trat im Gegenteil einen halben Schritt auf ihn zu. Zwischen seinen Fingern quoll immer noch Blut hervor. Will erinnerte sich daran, wie hart er zugeschlagen hatte. Vermutlich hatte er Rattengesicht ein paar Zähne ausgeschlagen, möglicherweise sogar den Kiefer gebrochen. Das Gefühl von Schadenfreude, das er bei diesem Gedanken empfand, hielt sich in Grenzen. Ihm war klar, dass Slavko und Fred ihn früher oder später erwischen mussten, und die Rechnung, die die beiden mit ihm offen hatten, wurde immer länger.
»Tu, was er sagt, du Idiot«, zischte Georg. »Ihr bleibt, wo ihr seid. Ich melde mich.«
Will dirigierte ihn mit drohend erhobener Waffe über die Straße und auf den Jaguar zu, setzte dazu an, den Wagen zu umrunden, und blieb dann wieder stehen, um Georg stattdessen die Wagenschlüssel hinzuhalten.
»Was …?«, machte Georg verständnislos.
»Du fährst«, erklärte Will. »Keine Sorge. Wenn deine beiden Trottel keine Dummheiten machen, lasse ich dich an der nächsten Ecke raus.«
Georg verzog verächtlich das Gesicht, zuckte aber nur mit den Schultern und wollte nach den Wagenschlüsseln greifen, aber Will wedelte erneut drohend mit der Pistole, legte die Schlüssel auf das Dach des Jaguars und wartete, bis der Zuhälter sie ergriffen und den Wagen umrundet
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