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Feuer: Roman (German Edition)

Feuer: Roman (German Edition)

Titel: Feuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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wahrscheinlich auch Leute hast. Denk dran, ich bin direkt hinter dir.«
    »Ja, und du hast den Finger am Abzug, ich weiß«, fügte Georg spöttisch hinzu. »Was willst du tun? Mich erschießen?« Er senkte trotzdem gehorsam die Arme und öffnete einen Moment später die Tür.
    Musik und Stimmengewirr aus der Bar schlugen ihnen entgegen. Will ließ den Pistolenlauf ein Stück hinabgleiten, so dass Georg die Mündung der Waffe nun in der Nierengegend spürte, und zog mit der linken Hand die Tür hinter sich zu. Er war fast überrascht, dass nicht alle Gäste Georg und ihn anstarrten, aber mit Ausnahme der jungen Frau hinter der Bar schien niemand auch nur Notiz von ihnen zu nehmen. Zum allerersten Mal begann Will zu hoffen, dass er es vielleicht doch schaffen könnte.
    »Was hast du vor, wenn ich fragen darf?«, fragte Georg. Er ging langsamer und blieb nach einer unsicheren, fast stolpernden Bewegung schließlich stehen. Die junge Frau hinter der Bar beobachtete sie nun aufmerksam, und ihr Gesichtsausdruck gefiel Will ganz und gar nicht. Wo war Rattengesicht? Will sah sich rasch nach rechts und links um, konnte den Langhaarigen aber nirgendwo entdecken und versetzte Georg schließlich einen unsanften Stoß mit dem Revolver. »Geh weiter«, zischte er.
    »Und wenn nicht?«, fragte Georg, setzte sich aber dennoch gehorsam, wenn auch sehr langsam in Bewegung. »Willst du mich erschießen? Hier, vor all den Leuten?«
    »Nein«, antwortete Will wahrheitsgemäß. Sie hatten die Bar zu einem Drittel durchquert, vor ihnen lagen noch zehn oder zwölf Schritte. Vielleicht schaffte er es ja wirklich. »Ich werde einfach ein bisschen hier rumballern. Ich bin kein Schütze. Vielleicht wird ja jemand verletzt. Aber selbst wenn nicht, kannst du ja hinterher den Bullen erklären, wieso ein toter Mann, den du das letzte Mal vor einer Woche gesehen hast, hier mit einer Waffe herumfuchteln konnte.«
    Georg nickte anerkennend. »Du lernst schnell. Aber dir ist doch klar, dass du damit nicht durchkommst?«
    »Im Moment habe ich die Pistole, oder?«
    »Revolver«, verbesserte ihn Georg. Sie hatten die Tür fast erreicht, und Georg wurde wieder langsamer. Täuschte sich Will, oder war das nervöse Zittern in seiner Stimme stärker geworden? »Hör zu«, fuhr er fort. »Ich mache dir einen Vorschlag: Du hörst sofort mit diesem Unsinn auf und gibst mir die Waffe, und ich verspreche dir, dass dir nichts passiert. Ich will nur wissen, wo die Kleine ist. Wir machen halbe-halbe. Du musst weiter nichts dazu tun, als mir zu sagen, wo ich sie finde. Alles andere erledigen wir.«
    »Darauf wette ich.«
    Sie hatten die Tür erreicht. Georg versuchte noch einmal stehen zu bleiben, aber diesmal versetzte ihm Will einen so harten Stoß mit dem Revolverlauf, dass es wirklich wehtun musste. Georg beeilte sich, die Tür zu öffnen und hinauszutreten, und Will atmete erleichtert auf und wäre ihm um ein Haar direkt gefolgt. Es war pures Glück, dass Georg sich nach links wandte, genau in die Richtung, in der Fred auf sie gewartet hatte, und Will zugleich einen Sekundenbruchteil zögerte, ihm zu folgen. Natürlich war Slavko nicht zur Salzsäule erstarrt und wartete geduldig auf die Rückkehr seines Chefs, aber Will war jetzt auch klar, warum er ihnen nicht direkt hinterhergerannt war. Stattdessen hatte er Rattengesicht angerufen, der an diesem Abend als Türsteher draußen auf der Straße Dienst tat. Und wäre Will auch nur eine halbe Sekunde früher aus der Tür getreten – gehumpelt –, wäre er ihm direkt in die Arme gelaufen.
    So aber behinderten sich Georg und Fred im allerersten Moment gegenseitig, und als Rattengesicht Georg endlich zur Seite geschoben hatte und sich auf ihn werfen wollte, hatte Will seine erste Überraschung überwunden und reagierte mit einer Kaltblütigkeit, die ihn selbst vielleicht am meisten überraschte. Ohne zu zögern, wich er zur Seite aus und schlug Fred den Pistolenlauf ins Gesicht. Der Langhaarige keuchte vor Schmerz, fiel auf die Knie und schlug wimmernd beide Hände vor den Mund, und Will half der Bewegung noch einmal nach, indem er ihm einen Tritt versetzte, der ihn rücklings zu Boden schleuderte. Praktisch gleichzeitig fuhr er herum und richtete den Revolver auf Georg, der halbwegs gegen die Wand gesunken war und sich gerade mühsam aufrappelte. Auf seinem Gesicht lag ein Ausdruck vollkommener Fassungslosigkeit. Wahrscheinlich war er so sicher gewesen, Will in einen Hinterhalt zu locken, dass er das Scheitern

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