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Feuer: Roman (German Edition)

Feuer: Roman (German Edition)

Titel: Feuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Nachforschungen schützen. Er musste Duffy schnell finden, oder es war aus.
    Will fuhr in die City zurück, stellte den Jaguar in die Tiefgarage des Dorint und mietete sich im gegenüberliegenden Renaissance-Hotel ein; kein Hotel der allerobersten Preisklasse, aber auch keine von den billigen Absteigen, in denen Georg ihn vermuten und die er folgerichtig eine nach der anderen absuchen würde. Es war fast halb drei in der Nacht, als er sein Zimmer betrat, und Will war alles andere als sicher, dass sich dieses Versteck als wirklich gute Wahl erweisen würde. Auf den Meldezettel an der Rezeption hatte er einen Fantasienamen geschrieben und das Zimmer für drei Tage im Voraus bezahlt, und der einzige Gesichtsausdruck des jungen Mädchens, das ihm den Schlüssel ausgehändigt hatte, war ein freundlich-nichtssagendes Lächeln gewesen.
    Das Läuten des Telefons weckte ihn auf die Sekunde genau am nächsten Morgen zur bestellten Zeit, und neben seinem Bett standen weder zwei Polizeibeamte, um ihn festzunehmen, noch erwartete ihn draußen auf dem Flur eine Horde von Journalisten, die begierig darauf waren, einen von den Toten Zurückgekehrten vor die Kameras zu bekommen. Will hatte das Hotel mit Bedacht gewählt, unter anderem auch wegen seiner Lage. Er brauchte zu Fuß nur wenige Minuten, um die City mit ihren zahllosen Geschäften und Einkaufspassagen zu erreichen, und als er eine Stunde später am Frühstücksbüfett des Hotels vorbeiflanierte, hatte er sich äußerlich so weit verändert, wie er es gerade noch wagte, ohne dadurch schon wieder auffällig zu werden: Statt Jeans und T-Shirt trug er nun einen leichten Sommeranzug, ein weißes Hemd und eine dazu passende, dezente Krawatte sowie eine schlichte Sonnenbrille mit nur halb getönten Gläsern. In einem Drogeriemarkt hatte er ein einfach anzuwendendes Haarfärbemittel erstanden, so dass er nun blond statt brünett war, und dazu eine schnell wirkende Bräunungscreme, die seinen Teint deutlich dunkler erscheinen ließ. Die Verkleidung war alles andere als perfekt, aber Will war dennoch zuversichtlich, dass sie ihren Zweck erfüllen würde. Falsche Bärte und Perücken – zumindest solche, die man in einem x-beliebigen Geschäft kaufen und selbst anbringen konnte – wirkten fast immer künstlich und sorgten eher dafür, dass die Leute zu genau hinsahen.
    Will zwang sich, in aller Ruhe und vor allem ausführlich zu frühstücken, und dann verließ er das Hotel, um den Wagen aus der gegenüberliegenden Tiefgarage zu holen. Er war vorsichtig und nahm einen großen Umweg in Kauf, um sich dem Dorint von der rückwärtigen Seite her zu nähern, obwohl er sich selbst sagte, dass er vermutlich übertrieb. Hätten die beiden ungleichen Parteien, vor denen er auf der Flucht war, auch nur eine Ahnung von seinem momentanen Aufenthaltsort gehabt, wäre er wahrscheinlich nicht einmal dazu gekommen, sein Zimmer zu verlassen, geschweige denn das Hotel. Trotzdem ging er auch jetzt noch nicht direkt zu seinem Wagen, sondern benutzte bewusst diejenige der beiden Treppen, die ihn ans jenseitige Ende des Parkdecks brachte, so dass er die gesamte Tiefgarage durchqueren musste und auf diese Weise Gelegenheit fand, noch einmal nach eventuellen Verfolgern Ausschau zu halten. Doch niemand tauchte wie aus dem Nichts auf, um ihn zu überwältigen, als er in den Wagen einstieg, und niemand versuchte ihn aufzuhalten, als er zum Kassenautomaten ging und sein Ticket bezahlte. Nur wenige Minuten später verließ er in Georgs Jaguar die Tiefgarage und bog in südlicher Richtung auf die Hauptstraße ein.
    Bisher hatte er sich erfolgreich darum herumgemogelt, ernsthaft über sein weiteres Vorgehen nachzudenken, aber nun war er unwiderruflich unterwegs, und es war vielleicht an der Zeit, sich ein Ziel auszusuchen. Besonders groß war seine Auswahl nicht. Nicht mehr. Noch vor wenigen Tagen wäre ihm die Entscheidung leicht gefallen. Er hätte die Stadt verlassen, so schnell er konnte und so weit das von Georg geliehene Geld reichte, und (vermutlich erfolglos) versucht, sich irgendwo anders eine neue Identität aufzubauen. Aber etwas hatte sich geändert, nicht nur in seinem Leben, sondern vor allem in ihm. Er musste das Mädchen finden. Selbstverständlich auch, um sie vor Georg oder wem auch immer zu schützen und mit ihrer Hilfe vielleicht sogar seine Unschuld zu beweisen (Unschuld woran? Er galt als tot, zumindest vermisst, aber niemand legte ihm irgendeine Straftat zur Last), aber längst nicht mehr

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