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Feuer: Roman (German Edition)

Feuer: Roman (German Edition)

Titel: Feuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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er nun verächtlich oder besorgt war. Vielleicht beides. Vielleicht bildete er es sich auch nur ein. »Probleme?«, fragte er. Statt zu antworten, stand Angela auf und kam mit der Fernbedienung des Großbild-Fernsehers zurück, der einen Gutteil der Wand neben der Tür einnahm. Immer noch ohne ein Wort zu sagen, ließ sie sich wieder in den Sessel fallen, zielte mit der Fernbedienung wie mit einer futuristischen Waffe auf das Gerät und drückte übertrieben pantomimisch mit dem Zeigefinger auf eine Taste.
    »Keine Probleme«, sagte sie. »Besuch. Ich glaube, für dich.«
    Der Fernseher erwachte mit einem sonderbar unpassend wirkenden mechanischen Klacken zum Leben und zeigte ein Bild, das Will im ersten Moment an den Laptop im Keller erinnerte; irgendwie war alles Grün in Grün, und obwohl das Bild gestochen scharf war, konnte man trotzdem nicht wirklich etwas erkennen. Dann gewöhnten sich seine Augen an die falschen Farben, und aus dem surrealistischen Gemälde wurde die Nachtaufnahme der Straße vor dem Haus. Steckschlösser schienen nicht das Einzige zu sein, was man hier gleich im Zehnerpack gekauft hatte. Allerdings hatte Will bisher nicht einmal gewusst, dass es Nachtsichtgeräte gab, die Bilder von solcher Qualität lieferten. Er konnte nicht nur den Wagen deutlich erkennen, der unauffällig so auf der gegenüberliegenden Straßenseite stand, dass seine Insassen das gesamte Haus im Auge behalten konnten, ohne selbst gesehen zu werden, sondern auch die Verbrechervisagen der beiden Volltrottel hinter der Windschutzscheibe.
    Will sog hörbar die Luft ein, und dieses Mal konnte Angela ein spöttisches Lächeln nicht mehr ganz unterdrücken.
    »Wenn du willst, bitten wir deine Gäste gerne herein«, sagte sie. »Deine Freunde sind auch unsere Freunde, das ist ja wohl selbstverständlich.«
    »Angela, das reicht«, sagte Martina müde. Sie machte eine Kopfbewegung auf den Fernseher. »Kümmere dich um die beiden.«
    »Nein«, sagte Will rasch. Nicht nur Martina sah ihn überrascht an. Auch Angela runzelte leicht verwirrt die Stirn, und Will fuhr sich nervös mit der Zungenspitze über die Lippen und fügte mit einem leicht verunglückten Lächeln hinzu: »Solange die beiden da draußen sitzen, wissen wir wenigstens, wo sie sind.«
    »Außerdem will ihr Boss wahrscheinlich nur sein Eigentum zurückhaben«, sagte Angela. »Ich wäre auch nicht erbaut, wenn man mir einen solchen Wagen klauen würde.«
    »Woher …?«
    »Es ist wirklich nicht besonders schwer, ein Kennzeichen überprüfen zu lassen«, sagte Angela abfällig. »Nebenbei bemerkt: Es war vielleicht nicht besonders clever, ausgerechnet einem Typen wie diesem Georg den Wagen zu stehlen. Auch, wenn er ihn wahrscheinlich selbst geklaut hat.«
    Damit tat sie Georg ausnahmsweise bitter unrecht. Genau genommen war es Will gewesen, der den Wagen gestohlen hatte. Aber er sparte es sich, sie auf diesen feinen Unterschied hinzuweisen, sondern starrte sie nur böse an, und Angela stand auf und reichte Martina die Fernbedienung. »Ich sage den Jungs Bescheid, dass sie die beiden im Auge behalten. Besser ist besser.«
    Sie ging. Martina blickte ihr stirnrunzelnd nach, aber sie sprach erst weiter, als ihre Stieftochter die Tür hinter sich geschlossen hatte. »Mach dir keine Sorgen«, sagte sie. »Wir bringen die Sache in Ordnung. Schließlich sind wir ja auch nicht ganz unschuldig daran, dass du die Kerle am Hals hast.«
    »Warum habt ihr das überhaupt gemacht?«, fragte er.
    »Was?«
    »Ich habe deine Tochter gesehen«, antwortete er betont. »Sie hat mit Georg und seinen Halsabschneidern verhandelt. Ich weiß nicht genau, worum, aber ich nehme einfach mal an, es ging um mich.«
    Martinas ratloser Blick machte ihre Antwort im Grunde überflüssig; sie hatte nicht die leiseste Ahnung, wovon er sprach. »Sie hat …«
    »Schon gut«, unterbrach sie Will. Er warf einen nervösen Blick auf den Fernseher und zwang sich dann, an etwas anderes zu denken. Er hatte später immer noch Zeit genug, sich den Kopf über Slavko und Fred zu zerbrechen; falls die beiden das nicht vorher für ihn erledigten. »Wir wollten über das Mädchen reden«, sagte er.
    Martina sah einen Moment lang eindeutig verletzt aus, und für einen noch viel kürzeren Moment war er beinahe wie früher: Er sah ihr nicht nur an, was sie fühlte – das war nie sonderlich schwer gewesen. Selbst in der Zeit, in der es schon nicht mehr wirklich gut zwischen ihnen gelaufen war, hatte sie ihr Herz immer

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