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Feuer: Roman (German Edition)

Feuer: Roman (German Edition)

Titel: Feuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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einem Ruck zu ihm herum, und der magische Augenblick verging so schnell, wie er gekommen war. Die Weichheit in ihrem Blick machte wieder etwas Platz, was ihm weit weniger gefiel. Vielleicht hatte er es sich ja auch nur eingebildet.
    »Ich kann sie aufwecken, wenn du darauf bestehst«, sagte sie. »Aber das wäre nicht gut. Wir sind froh, dass sie endlich schläft.« Sie deutete ein Achselzucken an. »Es ist deine Entscheidung.« Was es natürlich ganz und gar nicht war. Nicht nach dem, was sie gerade gesagt hatte. Allmählich begann Will ihre Taktik zu durchschauen, die so simpel wie erfolgreich war: Immer nur das tun –und erst recht zugeben – , was unbedingt sein musste. Im Grunde war es seine Taktik, die sie mit erstaunlichem Erfolg gegen ihn selbst einsetzte. Das Schlimme war, dass er hilflos dagegen war. Allmählich begann er diese Tussi wirklich zu hassen.
    »Lasst sie schlafen«, knurrte er. »Ich muss raus hier. Ihr beiden seid mir ein paar Antworten schuldig. Und ich hoffe für euch, dass sie gut sind.«
    Er kam sich selbst albern dabei vor.

Kapitel 22
    Sie saßen wieder in Martinas spartanisch eingerichtetem Wohnzimmer, schweigend und in fast gequälter, zumindest aber gedrückter Stimmung. Will versuchte das Chaos aus seinen Gedanken zu verbannen, die fremden Erinnerungsfetzen und das, was sein Verstand daraus machen wollte: eine logische, in sich abfolgende Geschichte. Die sie nicht war, natürlich nicht. Es kam ihm zwar so vor, als gäbe es einen gemeinsamen Nenner, als wollte ihm sein Unterbewusstsein mit aller Gewalt etwas mitteilen, das er übersehen oder verdrängt hatte. Komischerweise sah er immer wieder Reimanns entsetztes Gesicht vor sich im Anblick des Feuers, das ihn verschlingen wollte, wenn er seine Gedanken von der Bombennacht, dem mittelalterlichen Kellergewölbe oder der Schmiede verscheuchen wollte. Schließlich zwang er sich, den Kopf zu heben und zum Fenster hinzusehen. Die Jalousien waren geschlossen, so dass er weder den Garten noch den Himmel sehen konnte, aber Will vermutete, dass es nicht mehr allzu lange dauern konnte, bis es draußen allmählich wieder hell wurde.
    Wenigstens fühlte er sich so.
    Realistisch geschätzt musste es irgendwann zwischen Dunkelwerden und Mitternacht sein, auf keinen Fall später, aber er hatte trotzdem immer größere Mühe, die Augen offen zu halten. Er verstand das nicht. Er hatte in der zurückliegenden Nacht ausgiebig geschlafen und sich auch heute tagsüber so gut wie nicht bewegt, und darüber hinaus sollte ihn allein das, was er gerade erlebt hatte, hellwach halten.
    Das genaue Gegenteil war der Fall.
    »Noch einen Kaffee?«
    Angelas Stimme drang nur wie von weit her an sein Bewusstsein, und er war nicht einmal sicher, dass sie die Frage wirklich zum ersten Mal stellte. Wahrscheinlich nicht. Hastig beugte er sich vor und hielt ihr seine geleerte Tasse hin, und sie schenkte ihm Kaffee ein; das vierte oder fünfte Mal, seit sie hier heraufgekommen waren. Der Kaffee war stark und heiß genug, um Tote zu wecken. Trotzdem zitterten seine Hände, als er einen Schluck trank und die Tasse vorsichtig auf den zierlichen Glastisch neben sich stellte. Angela runzelte vielsagend die Stirn, aber sie sagte nichts, sondern nippte ihrerseits an ihrer Tasse, ohne jedoch wirklich zu trinken. Seit sie hereingekommen waren, hatte sie ihn keine Sekunde aus den Augen gelassen, aber zumindest hatte sie ihn auch mit weiteren dummen Bemerkungen verschont.
    Mit allem anderen übrigens auch. Weder sie noch Martina hatten auch nur den Versuch einer Erklärung gestartet, seit sie den unheimlichen Keller verlassen hatten. Will wusste nicht mehr, wie lange das her war, aber sie saßen nun schon eine geraume Weile in betretenem Schweigen da. Irgendwo auf halbem Wege nach oben, dachte Will, musste sein Zeitgefühl abhanden gekommen sein.
    Vermutlich hätte die unangenehme Stille auch noch länger angehalten, hätte es nicht plötzlich geklopft, und die Tür wäre aufgegangen, bevor eine der beiden Frauen antworten konnte. Ein junger Mann in einem dunklen Anzug trat ein (wenigstens trug er keine Sonnenbrille, dachte Will spöttisch), nickte Martina flüchtig zu und beugte sich dann zu Angela hinab, um ihr ein paar Worte ins Ohr zu flüstern.
    Angela hörte schweigend zu und schickte ihn dann mit einem bloß angedeuteten Kopfnicken aus dem Raum. Der Bodyguard gehorchte, allerdings nicht, ohne Will im Hinausgehen einen Blick zuzuwerfen, von dem er nicht genau sagen konnte, ob

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