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Feuer: Roman (German Edition)

Feuer: Roman (German Edition)

Titel: Feuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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winzige Dunkelkammer-Lampen, die deutlich mehr Dunkelheit verströmten als Licht und den Raum in ein beunruhigendes Durcheinander sich überschneidender Schatten und schmaler Bereiche düsterer Helligkeit tauchten, die seiner Berührung auszuweichen schienen. Angela gab ihm ein Zeichen, leise zu sein, und bewegte sich tatsächlich auf Zehenspitzen auf das Bett zu, das auf der anderen Seite des Raumes stand.
    Das Zimmer war weit größer, als es auf dem Monitor ausgesehen hatte, und tatsächlich sehr modern eingerichtet. Alle Möbel bestanden aus Metall – Chrom, Messing und gebürstetem Stahl –und hatten wahrscheinlich mehr gekostet, als er in einem Jahr verdiente. Auch hier roch es intensiv nach frischer Farbe, wenn auch nicht so schlimm wie draußen. Die Gewölbedecke über ihren Köpfen war mit schmalen Aluminiumlamellen abgehängt, und auf dem Boden lag ein weicher Teppich, der das Geräusch ihrer Schritte zu vollkommener Lautlosigkeit dämpfte.
    Was nichts daran änderte, dass er sich in einem Verlies befand.
    Er warf Angela noch einen zornigen Blick zu, konzentrierte sich aber dann ganz auf die schmale Gestalt, die auf dem riesigen Bett vor ihm lag und unendlich verloren aussah.
    Der Anblick versetzte ihm einen schmerzhaften Stich; wie eine glühende Nadel, die sich tief in einen Teil seines Herzens bohrte, von dem er bisher gar nicht gewusst hatte, und für einen Moment musste er all seine Selbstbeherrschung aufwenden, um nicht einfach herumzufahren und Angela die Faust ins Gesicht zu schlagen. Eine Woge rasender Wut kochte in ihm hoch und verging so schnell wieder, wie sie entstanden war; was zurückblieb, war ein Gefühl sonderbarer Leere. Er spürte, dass Angela etwas sagen wollte, aber er ignorierte sie und ließ sich behutsam auf die Bettkante sinken.
    Etwas in ihm zog sich schmerzhaft zusammen, als er in Duffys Gesicht blickte. Sie schlief, aber es war kein friedlicher Schlaf, und sie würde auch ganz gewiss nicht erfrischt daraus erwachen. Obwohl sie vollkommen reglos dalag und selbst so flach atmete, dass man genau hinsehen musste, um das Heben und Senken ihrer Brust zu bemerken, spürte er den Aufruhr, der hinter ihrer Stirn tobte. Ihr Körper ruhte möglicherweise aus, aber ihr Geist wanderte auf Pfaden des Chaos, aus denen er keinen Ausweg fand.
    »Was habt ihr mit ihr gemacht?«, flüsterte er.
    »Sie schläft.«
    Er war nicht Angelas Stimme, die ihm antwortete. Will drehte überrascht den Kopf und erblickte Martina, die nur zwei Schritte hinter ihm stand. Sie hatte sich umgezogen und trug jetzt ein eng anliegendes Kleid von asiatischem Schnitt, dessen hoher Kragen ihrem Gesicht eine Strenge verlieh, die ihn im ersten Moment fast erschreckte. Dann sah er noch einmal hin und erkannte, dass es Trauer war. Vielleicht Schmerz.
    »Du brauchst nicht zu flüstern«, fuhr sie fort, mit einem traurigen Lächeln und ohne ihn anzusehen. Vielmehr hielt sie ihren Blick weiter fest auf das schlafende Mädchen gerichtet. »Wir haben ihr etwas gegeben, damit sie nicht aufwacht.«
    Warum überraschte ihn dieses Eingeständnis nicht?
    »Wir sollten trotzdem nicht zu lange bleiben«, fügte Angela hinzu. »Ich bin froh, dass sie jetzt einigermaßen ruhig schläft.«
    »Zur Not hast du ja bestimmt deinen Elektroschocker dabei«, vermutete Will böse. Er sah dabei nicht zu Martina zurück, aber er konnte die Reaktion auf ihrem Gesicht und auf Angelas Gesicht ablesen. Manchmal machte es richtig Spaß, ein altes Plappermaul zu sein.
    Er drehte sich wieder zu dem schlafenden Mädchen um, und der billige Triumph, den er für einen Moment verspürt hatte, verging, als er in ihr Gesicht blickte. In dem unheimlichen Dämmerlicht war es schwer zu erkennen, aber er hatte den Eindruck, dass sie sehr blass war. Zögernd streckte er die Hand aus, aber dann wagte er es aus irgendeinem Grund nicht, sie zu berühren.
    Als er sich umdrehte und aufstand, geschah etwas Seltsames: Vielleicht kam die Bewegung einen Sekundenbruchteil zu schnell für Angela, vielleicht hatte sie sich auch für einen Lidschlag einfach nicht hundertprozentig in der Gewalt – für einen winzigen Moment jedenfalls sah sie nicht ihn, sondern das schlafende Mädchen an, und für diese unendlich kurze Zeitspanne war alle Härte und Entschlossenheit aus ihrem Gesicht verschwunden. Will las einen solchen Ausdruck von Zärtlichkeit und Liebe in ihren Augen, dass ihm ein eisiger Schauer über den Rücken lief.
    Dann bemerkte sie seinen Blick und drehte sich mit

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