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Feuer: Roman (German Edition)

Feuer: Roman (German Edition)

Titel: Feuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Gestalt nur wie ein Schattenriss vor dem hell erleuchteten Hintergrund des Flures zu sehen war; trotzdem hätte er nicht einmal ihre Stimme hören müssen, um zu wissen, wer vor ihm stand. Für einen Moment war ein so intensives Gefühl von Vertrauen in ihm, dass es schon fast unheimlich war. »Wer?«, fragte er.
    »Deine beiden Freunde da draußen.« Duffy hob den Arm und deutete mit übertriebener Gestik zum Fenster. Sie lachte leise. »Vielleicht sollten wir ihnen eine Kanne Kaffee bringen. Muss verdammt kalt sein da draußen im Wagen.«
    Sie machte einen Schritt ins Zimmer hinein und hob noch einmal die Hand, wie um das Licht einzuschalten, ließ den Arm aber dann wieder sinken und trat stattdessen vollends ein. Will warf einen letzten, verstörten Blick zu dem Wagen auf der anderen Straßenseite hin, dann trat er fast hastig vom Fenster zurück und schloss demonstrativ die Vorhänge.
    »Was machst du hier?«, fragte er. »Ich meine: Wie …?«
    »Wie ich aus dem Keller gekommen bin?« Duffy machte eine wegwerfende Handbewegung. »Meine leichteste Übung. Das Schloss, das mich aufhält, ist noch nicht erfunden worden.« Sie kicherte. »Muss wohl in der Familie liegen.«
    »Red keinen Unsinn«, sagte Will lahm.
    Er hatte Mühe, überhaupt zu sprechen. Eine der ungefähr zehntausend Fragen, über die er in der zurückliegenden Stunde ergebnislos nachgedacht hatte, war die, wie er hinunter in den Keller kam, um allein mit Duffy zu sprechen. Jetzt stand sie vor ihm, und ihre bloße Anwesenheit brachte ihn vollkommen aus dem Konzept. »Ich meine: Diese Tür …« Er blinzelte. »Woher weißt du überhaupt …?«
    »… dass du mein Vater bist?« Duffy schüttelte tadelnd den Kopf. »Aber so etwas spürt man doch. Ist dir eigentlich klar, welchen Schaden man einer empfindlichen Kinderseele mit einer solchen Frage zufügen kann?«
    Anscheinend war ihr nicht klar, wie sehr ihn diese Frage ärgerte. Er hatte an diesem Abend genug dumme Antworten gehört. »Wer hat dich geschickt? Deine Mutter, oder Angela?«
    »Blondie?« Duffy schüttelte so heftig den Kopf, dass ihre Haare flogen. »Meine ach so geliebte Schwester würde glatt der Schlag treffen, wenn sie wüsste, dass ich hier mit dir rede, statt wie ein braves Mädchen in meinem Bett zu liegen und zu schlafen.« Sie machte ein ordinäres Geräusch. »Vielleicht sollte ich es ihr sagen und hoffen, dass sie einen Herzinfarkt kriegt.«
    »Du liebst deine Schwester wirklich, wie?« Wie zum Teufel war sie aus dem Zimmer gekommen? »Aber das ist keine Antwort auf meine Frage. Also?«
    Duffy hob die Schultern und zögerte gerade lange genug mit der Antwort, dass er nicht ganz sicher sein konnte, ob es die Wahrheit war oder etwas, das sie sich genau in diesem Moment ausgedacht hatte. »Sie war vorhin noch einmal unten, um nachzusehen, ob ich auch brav bin und die Hände über der Bettdecke habe, die dumme Kuh. Hat den Fehler gemacht, mich einen Moment aus den Augen zu lassen und rauszugehen, und ich habe die Gunst der Stunde genutzt und das Schloss blockiert.« Sie grinste. »Ist schon erstaunlich, was man mit einem kleinen Stück Klebestreifen anfangen kann.«
    Ausgedacht, schloss Will. Den Trick hatte er selbst schon in einem halben Dutzend Kriminalfilme gesehen. Er sah einleuchtend aus, hatte aber den kleinen Schönheitsfehler, in Wahrheit nicht zu funktionieren. Angela war schließlich nicht blöd. Er sagte nichts dazu.
    »Und was willst du hier?«, fragte er.
    »Mich daran ergötzen, wie sehr du dich doch darüber freust, deine einzige Tochter in die Arme zu schließen.« Sie legte den Kopf auf die Seite und blinzelte ihn treuherzig an. »Ich bin doch dein einziges Kind, oder?«
    »Wenigstens das Einzige, von dem ich weiß«, antwortete Will. Hatte Martina sie geschickt? Irgendwie konnte er sich das nicht vorstellen, aber sie war auch ganz bestimmt nicht nur gekommen, um hallo zu sagen. »Und auch das erst seit ein paar Stunden.« Er wurde übergangslos ernst. »Wieso hast du mir nichts gesagt?«
    »Warum sollte ich?«, fragte Duffy. »Ich wollte erst mal sehen, wie du so bist. Hätte ja sein können, dass du ein Arsch bist. Dann wäre ich wieder verschwunden.«
    »Ich kenne ein paar Leute, die mich dafür halten«, antwortete Will. Er hob rasch die Hand, als Duffy antworten wollte. »Warum hast du mir nichts gesagt?«
    »Und dann?« Duffy griente ihn weiter an, aber er spürte auch, dass ihr kindisches Benehmen nichts als eine Maske war, nicht einmal gut genug, um dem

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