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Feuer: Roman (German Edition)

Feuer: Roman (German Edition)

Titel: Feuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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die Arme schließen zu können, oder?«
    Etwas in Georgs Stimme warnte Will, ohne dass er genau hätte sagen können, was es gewesen wäre. Er nickte. »Nimm das Geld. Sieh es meinetwegen als eine Art Schmerzensgeld an. Und dann lass uns, um Gottes willen, endlich einen Schlussstrich unter die Sache ziehen. Bevor noch Schlimmeres passiert.«
    »Wie viel Geld hast du denn dabei?«
    Will schloss für einen winzigen Moment die Augen. Er spürte, wie seine Beine weich wurden. Vielleicht wurde Georg ja endlich vernünftig. Vielleicht war die Summe auch viel zu klein, um ihn zufrieden zu stellen, und er würde auf seiner ursprünglichen wahnsinnigen Forderung bestehen. »Ganz genau weiß ich das nicht«, sagte er in dem gleichermaßen verzweifelten wie vollkommen sinnlosen Versuch, Zeit zu gewinnen. »Aber es sind sicherlich über einhunderttausend Euro. Deutlich mehr«, fügte er hinzu, als Georg nicht reagierte, »einhundertzwanzigtausend Euro, um genau zu sein.«
    »Eine erstaunliche Summe, wenn man bedenkt, dass Martina praktisch keine Zeit hatte, Geld aufzutreiben.« Georg lachte humorlos auf. »Ich bin offensichtlich zu bescheiden. Vielleicht sollte ich zehn Millionen fordern. Oder zwanzig?«
    »Mach dich nicht lächerlich …«
    »Lächerlich?«, fragte Georg höhnisch. »Sagtest du wirklich: lächerlich? Wenn die Summe hoch genug ist, könnte ich mein Geschäft aufgeben und mich irgendwo im Süden zur Ruhe setzen. Südamerika, Südostasien – es gibt genug reizvolle Flecken auf der Erde, wenn man die Taschen voller Geld hat.«
    »Mag ja sein«, sagte Will rasch. »Aber du überschätzt Martinas finanzielle Möglichkeiten …«
    »Überschätzen? Wovon sprichst du?«
    »Und du unterschätzt ihre Halsstarrigkeit … und die Angelas«, fügte er in Gedanken hinzu. »Wenn du Duffy auch nur ein Haar krümmst, wird sie dich bis ans Ende der Welt jagen. Oder darüber hinaus.«
    »Weil sie genug Geld hat, sich eine Privatarmee leisten zu können?« Georg winkte ab, als Will etwas darauf erwidern wollte. »Schluss jetzt. Martina hat dich geschickt und keine muskelbepackten Elitekämpfer, und das hat wohl seinen guten Grund. Und jetzt her mit dem Geld.«
    »Ja«, sagte Will trotzig. »Du kriegst das Geld. Aber nur, wenn ich im Gegenzug ein Lebenszeichen von Duffy bekomme.«
    »Ein Lebenszeichen?« Georg schien kurz zu zögern, dann begann er in seinen Hosentaschen zu kramen. »Du kannst ein Lebenszeichen haben.« Georg klang kalt und fast vollkommen emotionslos, und doch schwang etwas Drohendes darin mit, das Will mehr Angst machte als alles andere. »Es könnte nur sein, dass du ganz und gar nicht damit glücklich bist.«
    Will hatte geglaubt, dass es nicht mehr schlimmer kommen konnte und dass Georg bereits alle Register gezogen hatte. Er hatte sich getäuscht. Seine Hände begannen unkontrolliert zu zittern und sprachen dem Lächeln Hohn, das er auf sein Gesicht zu zaubern versuchte. »Ich habe bereits ein Lebenszeichen«, sagte er tonlos, und obwohl er sich selbst dafür verfluchte, gelang es ihm nicht, den nächsten Satz zurückzuhalten. »Ich spüre, dass Duffy in der Nähe ist …«
    Georg hörte auf, in seinen Taschen zu kramen, und starrte ihn so verblüfft an, dass Will ein eiskalter Schauer über den Rücken lief. »Du spürst, dass Duffy hier in der Nähe ist?« Er nickte, ohne eine Reaktion von Will abzuwarten. »Gut. Sehr gut. Du machst Fortschritte. Du beginnst zu begreifen, worum es wirklich geht, nicht wahr?«
    Das traf es nicht ganz. Will begriff überhaupt nichts mehr. Spätestens seit der Getty-Entführung hatte das Wort Lebenszeichen einen ganz eigenen, bitteren Nachgeschmack; damals war es ein abgeschnittenes Ohr gewesen, das der halsstarrigen Familie hatte zeigen sollen, dass Paul Getty noch am Leben war und es jetzt um alles oder nichts ging.
    »Hier!« Will streckte die Aktentasche vor. »Nimm! Soll ich sie dir rüberschmeißen?«
    Georg trat einen halben Schritt zurück, und es sah aus, als wolle er sich mit dieser Bewegung dem Geld – oder Will? – entziehen. Der Schatten verschluckte ihn jetzt so vollständig, als wäre er niemals da gewesen, sondern nichts weiter als ein Trugbild.
    »Was soll das?«, fragte Will. Er spürte, wie ihn die Panik zu übermannen drohte. Obwohl etwas in ihm schrie, es nicht zu tun, trat er einen Schritt vor. Er musste einfach wissen, was hier los war. Er musste wissen, von welchem Lebenszeichen Georg sprach, er musste wissen, wie es Duffy ging; er musste sie

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