Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuer: Roman (German Edition)

Feuer: Roman (German Edition)

Titel: Feuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
fast Buckliges hatte, als wäre er so schief gewachsen wie der Glöckner von Notre-Dame.
    »Ja«, polterte Will, so laut er konnte und vor allem mit so viel Nachdruck, wie er es in diesem Moment noch vermochte. »Während wir hier gemütlich rumstehen und reden, verblute ich langsam. Und du hast keine Chance, an den Geldsegen zu kommen, den ich über euch ausschütte, wenn ich mich mit Georg einigen kann.«
    »Du verblutest?«, krächzte Rattengesicht. »Darf ich dabei zusehen? So wie du zugesehen hast, als ich in dem Wagen hing? Was hast du dir dabei eigentlich gedacht, he? Kippst den Wagen um, als wärst du Herkules persönlich, und ich denk schon, dass du mich gleich rausziehen und mir helfen wirst – und dann haust du einfach ab. So eine verdammte Verarsche habe ich noch nie erlebt!«
    »Ich habe nicht gemerkt, dass du verletzt warst«, protestierte Will. Er versuchte, erneut das Gewicht zu verlagern, um sprungbereit zu sein und ausweichen zu können, falls sich der Verrückte noch einmal mit dem Messer auf ihn stürzen sollte, aber der Schmerz, der daraufhin durch sein Bein jagte, trieb ihm feurige Schlieren vor die Augen und drohte ihm den Atem zu rauben. Er begriff, dass ihm die Zeit davonlief, mit jedem Blutstropfen, der im Boden unter ihm versickerte.
    Fred gab einen Laut von sich, der wie das verrückte Kichern von Freddy Krüger klang. »Ach ja? Und warum hast du dann den Wagen hochgestemmt wie ein Bescheuerter?«
    »Weil ich geglaubt habe, du hättest Duffy mit dem Wagen platt gewalzt«, brachte Will mühsam hervor. Auf seiner Stirn perlte kalter Schweiß. »Ich habe gedacht, du wärst okay, verstehst du?«
    »Ja, natürlich.« Rattengesicht humpelte einen weiteren Schritt auf ihn zu. Er hielt das Messer stichbereit in der Hand. »Soll ich dir sagen, was passiert ist?« Er blieb kurz vor Will stehen. »Du hast dich einen Scheißdreck um mich gekümmert, nachdem du mich von der Straße gedrängt hast. Du hast nicht einmal den allerkleinsten Gedanken an mich verschwendet.«
    Wills Gedanken überschlugen sich. Ein reflektierter Lichtstrahl brach sich in Rattengesichts gesundem Auge. Es funkelte so kalt und unwirklich wie ein Edelstein.
    »Zu deinen Füßen liegt eine Aktentasche, Fred«, sagte Georg. »Da sind einhundertzwanzigtausend Euro drin. Nimm sie und verschwinde. Und dann lass dich nie wieder hier blicken.«
    Rattengesicht legte den Kopf leicht zur Seite, und es sah aus, als lausche er, doch dann begriff Will, dass er nach unten schaute. »Nicht vor dir«, sagte Georg. »Direkt hinter dir. Du bist eben fast darüber gestolpert.«
    Will begriff nicht, warum Georg das tat, aber er spürte, wie ein Gefühl irrationaler Dankbarkeit in ihm hochstieg. Was auch immer Georg letztendlich mit Rattengesicht vorhatte – er gab sich immerhin Mühe, ihn in diesem Moment davon abzubringen, Will mit ein paar wütenden Messerstichen ins Jenseits zu befördern.
    »Einhundertzwanzigtausend Euro, ja?« Rattengesicht drehte den Kopf, gerade so weit, dass er Will nicht vollkommen aus den Augen ließ.
    »Und die schenkst du mir so einfach.« Seine Stimme klang plötzlich hämisch. »Und ich soll dafür auch kein Altersheim in die Luft sprengen oder ein Flugzeug entführen, nein? Ausgerechnet du schenkst mir über einhunderttausend Euro. Weil du so ein guter Mensch bist.«
    »Überspann den Bogen nicht«, warnte ihn Georg. »Nimm das Geld, bevor ich es mir anders überlege. Sieh es als deine Abfindung an. Oder als Schmerzensgeld. Ganz egal. Nur zieh endlich Leine.«
    »Und wenn ich die Aktentasche aufmache, reißt mich dann eine hübsche kleine Bombe auseinander, was?« Rattengesicht schüttelte den Kopf. »Ich bin doch nicht blöde.«
    Georg seufzte. »Doch. Ich fürchte, das bist du. Du hättest einfach aus der Sache aussteigen sollen, als noch Zeit war, weißt du? Aber du hattest ja schon immer ein miserables Timing«
    »Was soll denn das heißen?« Rattengesicht machte einen unsicheren Schritt auf Will zu, so als wolle er nur weg von Georg. Will beobachtete misstrauisch das Messer in seiner Hand, aber es bewegte sich nicht auf ihn zu. Rattengesicht war mit seinen Gedanken offensichtlich woanders. Trotzdem hätte Will einiges dafür gegeben, wenn er in diesem Moment ein paar Schritte hätte zurückweichen können, und sei es nur, um sicherzugehen, dass ihn Fred nicht aus einer spontanen Regung heraus abstach.
    »Dass du deine Chance hattest«, sagte Georg kühl. »Und dass das Spiel jetzt vorbei ist. Zumindest für

Weitere Kostenlose Bücher