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Feuer: Roman (German Edition)

Feuer: Roman (German Edition)

Titel: Feuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ein nässender Fladen, eine gleichermaßen abschreckende wie furchteinflößende Deformation, die den Eindruck verstärkte, dass er es nicht mit einem Menschen, sondern mit etwas ganz anderem zu tun hatte.
    Die Gestalt fuhr zu ihm herum, mit einer einzigen, aber seltsam eckig wirkenden Bewegung. Ein hässliches Funkeln erschien in ihrem Auge, als sie ihn gewahrte. »Ich wusste, dass ich dich hier finden würde«, krächzte sie mit einer Stimme, die fast nichts Menschliches hatte. »Jetzt ist der Tag der Abrechnung gekommen.«
    Will kniff für einen Moment die Augen zu, wie ein kleines Kind, das glaubt, auf diese Weise einem unvorstellbaren Schrecken entkommen zu können. Es konnte einfach nicht wahr sein. Doch als er die Augen wieder aufriss, hatte sich nichts verändert.
    Außer, dass die Gestalt Anstalten machte, auf ihn zuzuwanken.
    »Du entkommst mir nicht mehr«, krächzte sie. In ihrer Hand blitzte eine Klinge. Sie sah aus wie ein Kurzschwert, wie die Waffe, die
    ich schon einmal gesehen hatte. Der Wolfsgesichtige hielt das Kurzschwert ganz ruhig in der Hand, als wäre es gar keine Waffe, sondern eine Reliquie, mit der er mir die Macht wieder nehmen wollte, die ich mir angemaßt hatte, den Göttern zu rauben. »Es ist an der Zeit, deinem abscheulichen Treiben endgültig ein Ende zu bereiten«, sagte er kalt.
    Ich wollte lachen, aber es war nicht mehr als ein heiseres Krächzen, das sich meiner Kehle entrang. Der Mann war ein Stück kleiner als ich, und es war mehr als zweifelhaft, ob er über die gleichen gewaltigen Körperkräfte verfügte wie ich, der ich Tag für Tag an der Esse zu stehen pflegte und Stunde um Stunde die ganz besondere Metalllegierung über dem Feuer der Götter schmiedete, deren wirkliches Geheimnis nur ich kannte. Trotzdem bezweifelte ich, dass ich ohne weiteres mit ihm fertig werden würde.
    »Schwöre deinem falschen Glauben ab, bevor du stirbst«, sagte der Wolfsgesichtige. Seine Worte hätten hämisch klingen können, wäre in seinem Blick nicht eisige Kälte gewesen, und bevor ich noch begriff, was er vorhatte, stieß der Wolfsgesichtige seine Klinge vor …
    Will registrierte die Bewegung nur aus den Augenwinkeln. Mit einer verzweifelten Bewegung warf er sich herum und wich so schnell wie möglich zurück: und dennoch fast zu spät, denn die entstellte Kreatur setzte ihm nach, und die Klinge zischte durch die Luft, als sie nach ihm stieß; nah, viel zu nah, beim nächsten Mal musste sie treffen. Will nickte zur Seite und knallte mit dem Kopf gegen irgendetwas – vielleicht einen Vorsprung in der Decke, vielleicht aber auch etwas ganz anderes, vielleicht einen Komplizen der Gestalt. Die Schreckensvorstellung lenkte ihn nur einen winzigen Augenblick ab, aber das reichte, um der entstellten Kreatur die Möglichkeit zu geben, ihm mit einem schnellen, fast grotesk wirkenden Hüpfer nachzusetzen. Will gab einen erstickten Schreckenslaut von sich und versuchte, zur Seite auszuweichen, aber es war zu spät. Das Messer zuckte wild in seine Richtung und schrappte an seinen Beinen vorbei. Es war nicht viel mehr als eine beiläufige Berührung, und doch spürte Will, wie die Klinge mühelos durch seine Hose schnitt und seine Haut aufriss; und nur einen schrecklichen Augenblick später, wie Blut an seinem Bein herablief. Der Schmerz war furchtbar und doch vollkommen fern, so als sei nicht er es, der getroffen worden war, sondern jemand ganz anderes.
    »Hab ich dich!«, krächzte die Kreatur. Sie riss triumphierend das Messer hoch. Das ist nicht wahr, dachte Will. Das passiert alles nicht.
    Es war viel zu grotesk. Von irgendwo unten, hinter der Kreatur, schnitt ein gleißender Lichtkegel durch das Gewölbe, und mit einem Mal tauchte ihr Gesicht genau in das gebündelte, blendend helle Licht ein. Sie zuckte zusammen und hob schützend die Messerhand vors Gesicht; lange, verklebte Haare flatterten wild, als sie dem Lichtstrahl zu entkommen versuchte, und Will begriff seine Chance. Er stolperte rückwärts, weg von dem Angreifer und der im Licht blutrot funkelnden Klinge – von der mit seinem eigenen Blut befleckten Klinge, dachte er hysterisch; der Schnitt musste tiefer sein, als er im ersten Moment befürchtet hatte.
    Die Kreatur stieß einen wütenden, kaum mehr menschenähnlichen Laut aus; es klang fast wie das zornige Fauchen eines bis aufs Blut gereizten Grizzlybären oder wie der Angriffslaut eines schnaubenden und mit gesenktem Kopf vorstürmenden Stieres.
    »Es reicht«, sagte der

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